Special Olympics: Kampf für Inklusion

Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung durch den Sport zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und letztlich unter dem Schlagwort „Inklusion“ auch zu mehr Teilhabe an der Gesellschaft zu verhelfen - darum geht es den Machern von Special Olympics weltweit. Im Jahr 1968 von Eunice Kennedy Shriver, einer Schwester des ehemaligen US-Präsidenten (1961 bis 1963) John F. Kennedy, ins Leben gerufen, ist Special Olympics heute mit insgesamt nahezu fünf Millionen Athleten in 170 Ländern vertreten. Auch in Deutschland - am 3. Oktober 1991 als SOD gegründet - und Namibia (SON, seit 1998) gibt es aktive Nationalverbände.Daniel Lange hat nun mit einer Privatinitiative die Kooperation zwischen diesen beiden Schwesterorganisationen vorangetrieben. Der 35-jährige Mitarbeiter der SOD-Akademie befindet sich derzeit anlässlich der Feierlichkeiten rund um den 100. Geburtstag der AZ in Namibia. 2007 und 2008 war er selbst als Sportreporter für die älteste Tageszeitung des Landes tätig gewesen. Vergangene Woche stattete der Berliner zu Beginn seines rund zweiwöchigen Aufenthalts auch den hiesigen SON-Kollegen in deren Verbandszentrale in Windhoek-Katutura einen Besuch ab und überreichte ihnen einen Satz Trikots. Bei dieser Gelegenheit tauschte sich der Doktorand der Sportwissenschaft an der Universität Potsdam zudem ausführlich mit dem nationalen SON-Geschäftsführer Simon Muinjo und seinem Team aus. „Bei uns ist natürlich alles eine Nummer größer. Beim Vergleich der Mitgliederzahlen darf man allerdings nicht vergessen, dass Namibias Gesamtbevölkerung deutlich kleiner ist. In der Relation liegen wir dann nicht weit auseinander“, erläuterte Lange. Nach Angaben der Verbände sind in Deutschland mehr als 40000 und in Namibia rund 1500 Athletinnen und Athleten unter dem Dach von Special Olympics aktiv. Hierzulande erweist sich laut Muinjo - wie so oft - die Dezentralisierung als große Herausforderung: „Ein gutes und kontinuierliches Angebot können wir bislang nur in wenigen Städten anbieten.“ In den meisten Regionen fehle es noch an den nötigen Strukturen, erklärte der SON-Chef. Special Olympics Deutschland hat dagegen 14 Landesverbände, wobei der Stadtstaat Berlin mit Brandenburg eine gemeinsame Organisation bildet. Da sich in Mecklenburg-Vorpommern entsprechende Strukturen im Aufbau befinden, kann SOD wohl bald in allen 16 Bundesländern Präsenz zeigen. Lange: „Zwar sind die Landesverbände unterschiedlich stark. Dank des breiten Fundaments wird jedoch generell die nationale Dachorganisation in ihrem Wachstum nicht gehemmt.“ In diesem Bereich bestehe bei SON durchaus etwas Aufholbedarf, bemerkte Lange. Sein für Bildung und Wissenschaft zuständiger SOD-Kollege Timo Schädler hatte Muinjo und Co. im Oktober vergangenen Jahres besucht. Lange hofft, diese Serie von unregelmäßigen Treffen weiter fortführen zu können. Die nächste Gelegenheit bietet sich, wenn vom 14. bis 25. März die Weltwinterspiele 2017 im österreichischen Schladming über die Bühne gehen. Special Olympics International (SOI) erwartet rund 3000 Athleten aus 110 Ländern. Acht Sportarten stehen auf dem Programm. Deutschland wird mit einer 113-köpfigen Delegation - 78 Athleten, 25 Trainer sowie weitere Delegierte - in das Nachbarland reisen. SON hat indes 20 Sportler und sechs Funktionäre angemeldet. „Wir treten mit zwei Floorball-Mannschaften an - ein Herrenteam und eine gemischte Auswahl“, kündigte Muinjo an. Floorball ist eine Variante des Hallenhockeys, die bei Special Olympics mit Plastikschlägern und einem leichten Ball gespielt wird. Gemischt bedeutet hier nicht nur, dass Frauen und Männer gemeinsam antreten, sondern darüber hinaus Menschen mit geistiger Behinderung und Menschen ohne geistige Behinderung. Dies entspricht ganz der Philosophie von Special Olympics als Inklusionsbewegung. Durch gemeinsames Sporttreiben voneinander lernen, um gleichzeitig Barrieren und Grenzen im alltäglichen Umgang miteinander abzubauen - so lautet das Credo.Robby Echelmeyer

Special Olympics: Kampf für Inklusion

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-28

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