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Spiele statt Brot: Mugabe-Regime holt Brasiliens WM-Stars ins Land

Wer die Starkicker aus Brasilien für ein Spiel engagieren will, muss tief in die Tasche greifen. Fußballverbände zahlen für gewöhnlich bis zu eine Million Euro, um Kaka oder Robinho zu sich ins Land zu locken. Selbst jetzt, unmittelbar vor dem Auftakt der Fußball-WM, kicken die Brasilianer nur dort, wo ihnen am meisten geboten wird.

Umso mehr überrascht, dass sein gerade in Südafrika eingetroffenes Starensemble die letzten beiden Testspiele ausgerechnet in einem der ärmsten Länder der Welt absolvieren wird: in Simbabwe. Um eine Wohltätigkeitsveranstaltung handelt es sich dabei sicher nicht: Immerhin 800 000 US-Dollar zahlt Simbabwe den Südamerikanern für die beiden Auftritte gegen das eigene Nationalteam (vergangene Woche) und am heutigen Montag gegen Tansania. Geld, das anderswo fehlt. "Simbabwes Prioritäten sind komplett verrückt", schimpft der simbabwische Politikprofessor John Makumbe. "Die Schulen haben keine Bücher, Hospitäler keine Medikamente und viele Menschen auf dem Land hungern, aber für ein Fußballspiel gibt es offenbar genug Geld. Das verstehe wer will", schäumt der langjährige Kritiker des Mugabe-Regimes.

Tourismusminister Walter Mzembi kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Die Kosten der Spiele, so sagt er, würden durch den Werbeeffekt doch mehr als aufgewogen, zumal man gegen den wahrscheinlichen Sieger der WM 2010 spiele. Daneben weist Mzembi darauf hin, dass "nur ein knappes Drittel" der Summe von der Regierung stamme. Den Rest würden Sponsoren tragen.

Mzembi steht nicht zum ersten Mal im Mittelpunkt der Kritik. Der von Diktator Robert Mugabe handverlesene Minister hatte zuvor bereits Nordkorea zur Unterkunft nach Simbabwe eingeladen. Die Offerte hatte vor allem unter der Opposition des Landes einen Sturm der Entrüstung entfacht: Hier erinnert man sich noch mit Grauen an die nordkoreanischen Militärberater, die 1983 die berüchtigte Fünfte Brigade der simbabwischen Armee ausbildeten. Tausende von Matabeles wurden damals von eben dieser Brigade gefoltert, ermordet und anschließend in offene Minenschächte geworfen, weil der zum Shona-Stamm gehörige Staatschef Mugabe den Matabeles und ihrer Zanu-Partei damals Umsturzabsichten unterstellte.

Nach Angaben einer Untersuchungskommission der katholischen Kirche kamen damals mehr als 20 000 Menschen ums Leben. Kein Wunder, dass vor allem viele Ndebele die geplante Visite des nordkoreanischen Teams als einen beispiellosen Affront und eine Beleidigung der Opfer empfanden, zumal die Nordkoreaner auch gleich noch ein Testspiel austragen wollten - in Bulawayo, mitten im Matabeleland. Mittlerweile ist der Besuch der Nordkoreaner wegen der angedrohten Protestaktionen jedoch abgesagt worden. Stattdessen haben die Landeskinder des "Geliebten Führers" Kim Jong-il nun erst einmal in der Nähe von Johannesburg Quartier bezogen.

Immerhin zeigte das Spiel der Simbabwer am vergangenen Mittwoch, dass der Fußball in dem geschundenen Land nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat: Mehr als 50 000 festlich gestimmte Fans zwängten sich zum Spiel ihrer Warriors gegen die Brasilianer in das Stadion von Harare. Selbst der klare 3:0-Sieg der Südamerikaner konnte die Festtagsstimmung nicht verderben. Vielleicht lag dies aber auch daran, dass es sich beim Auftritt der Brasilianer um das erste Spiel eines nicht-afrikanischen Teams in Simbabwe seit der Unabhängigkeit des Landes vor 30 Jahren handelte.

Für Peter Ndlovu, der lange Jahre in der englischen Premierliga kickte und heute in Simbabwe den Status von Franz Beckenbauer genießt, hat der Sport deshalb auch eine ganz besondere Bedeutung beim nun notwendigen "nation building" der zerrissenen Nation. Denn nichts stärke den Zusammenhalt mehr als Fußball, sagt der 37-Jährige, der heute in Johannesburg lebt und dort sein Heimatland als Fußball-Botschafter vertritt. Doch auf die Frage, ob die Brasilianer das viele Geld wert seien, zuckt selbst er nur mit den Schultern.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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