Sprachkorsett für Kennzeichen: Bei "Schätzchen" hört der Spaß auf
Dass der Spaß mit den so genannten personalisierten Kennzeichen auch Grenzen hat, haben wir vergangene Woche gelernt. Am Donnerstag nämlich hat sich damit das Parlament beschäftigt. Wer hätte das gedacht!? Justus //Garoeb von der Oppositionspartei UDF hat die Debatte angestoßen. Er wollte wissen ob es stimmt, dass Klicklaute der Damara- und Nama-Sprache auf diesen Kennzeichen verboten seien. Ja, antwortete der zuständige Transportminister Helmut Angula. Erlaubt seien nur "alphabetische oder numerische oder alphanumerische Zeichen", begründete der Minister. So sei es in den hiesigen Straßenverkehrs-Bestimmungen verankert. Angula fuhr noch größere Geschütze auf: So lege es selbst die Genfer Konvention für Straßenverkehr aus dem Jahr 1968 fest, die Namibia unterzeichnet habe.
Die Damara und Nama stehen damit aber nicht allein, denn verboten sind auch andere Zeichen, die aus der Reihe fallen. Darauf wies der Minister hin, dessen Erklärung wir hier wegen des Unterhaltungswertes im Wortlaut wiedergeben: "It also affects other Namibian languages. (...) You also can't put Deutsch on the plate, I mean the characters with the two dots, the äh, äh, äh..." - "They call it Umlaut", sprang Landminister Alpheus !Naruseb - der mit seinem Namen ebenfalls ein Problem auf einem individuellen Nummernschild hätte - helfend ein. In keinem Fall gehe es also um die Geringschätzung der Damara- und Nama-Sprache, stellte Angula klar. So weit, so gut.
Seit Juni 2007 kann man sich übrigens diese personalisierten Kennzeichen bestellen - und somit dafür sorgen, dass man sein Auto auf einem großen Parkplatz schneller wiederfindet. Ob "Bloubul", "Fortuna", "Res Q Me", "Cute 1", "KTM 777" oder eben "Schatzi" - überall begegnen uns diese Fantasienamen und regen uns zum Grübeln darüber an, was der Fahrer damit bezwecken will.
Der Straßenbehörde (Roads Authority, RA), die diese Kennzeichen ausgibt, ist das freilich egal. Solange der Rubel rollt. Und das Geschäft funktioniert gut: Bislang habe man 918 individuelle Kennzeichen ausgegeben und dafür rund 1,9 Millionen Namibia-Dollar kassiert. "Das ist mehr als wir erwartet haben", sagte RA-Sprecher Audrin Mathe auf AZ-Nachfrage. In Windhoek wurden übrigens 54,7 Prozent aller dieser Kennzeichen beantragt und zugelassen, gefolgt von Walvis Bay (9,7%), Swakopmund (7,1%), Oshakati (5,2%), Mariental (2,5%), Rundu (2,4%) und Tsumeb (2,3%).
Was lernen wir nun am Ende? Großes Pech für //Garoeb & Co., wenn sie ihren Namen auf dem Kennzeichen verewigen wollen. Dann müssen sie schon kreativer sein. So wie "Schatzi". Das geht in Ordnung - solange daraus kein "Schätzchen" werden soll.
Info
Die personalisierten Kennzeichen werden mit blauer Schrift auf weißem Untergrund gefertigt. Maximal sieben Buchstaben oder Zahlen oder eine Kombination daraus sind erlaubt, hinzu kommen die namibische Flagge und das Landeskürzel NA. Der Antrag muss bei der Zulassungsstelle (NaTIS) gestellt werden, drei Vorschläge sind erlaubt. Die Erstausstellung kostet 1800 Namibia-Dollar, die jährliche Verlängerungsgebühr 240 Namibia-Dollar. Die Einnahmen werden laut der Behörde RA für Reparatur- und Wartungsarbeiten an Straßen verwendet.
Wenn "Schatzi" im schmucken Mercedes durch Windhoek düst, weiß es jeder Autofahrer, der ihm oder ihr begegnet. Schließlich liest man es Blau auf Weiß auf dem Kennzeichen, und wir wissen: Drin ist, was drauf steht. So sollte es zumindest sein. Allerdings: Nicht alles ist erlaubt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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