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Sprudelnde Afro- und Euro-Klischees

Die Zeit auf dem großen Kontinent Afrika is angebrochen, dass alte Klischees - die da mit dem bleddy langen Bart - revidiert werden. Die Gemeinplätze, die westliche Schreiberlinge über den dunklen Kontinent kultivieren und die unsere hiesigen Politiker wüst bedonnert machen, um das erstmal biekie milde auszudrücken, bevor wir und die - die Politiker - zu den F-Wörtern greifen, also die Stereotypen, die patriotische Afrikaner so dermaßen aus der Façon bringen, kennt Ihr mos auch zu Genüge. Die wollen net nich verschwinden.

Da sind die ständig hungernden Acharobs, mit geschwollenen Bäuchen und dünnen Ärmchen, die sich an großäugige, hagere Mütter klammern. Da sind superstarke Diktatoren, die Orden-behängt und das Haupt mit der Militärmütze bedeckt die Sonnenbrille auf der Nase tragen und unumstößlich und unantastbar wirken und wirken wollen. Dazu endlose Züge von Flüchtlingen, die der Fotograf vuttsam antrifft und die ihr verbliebenes Elendsbündel auf dem Kopf schleppen, die Frauen noch mit Kind auf dem Rücken, die Augen umschwärmt von Fliegen. Sodann die Milizen der Sahara, des Sudan, des Ostkongos und des Niger-Deltas, über deren Taktik, Vorlieben, Menschenrechtskenntnisse und Mitmenschlichkeit nich viel, eher amper nix zu sagen is.
Und dann die vielen Lagerfeuer nich zu vergessen, die an Abertausenden Rast- und Campingplätzen lodern; die dann auf der digitalen Touri-Kamera eingefangen mit in den kalt-kühlen europäischen Alltag oder in die US-Staaten wandern; nich zu vergessen die Tierbilder von all dem Viehzeug, das auf dem Kontinent kreucht und fleucht, da, wo noch Raum genug is. Wie da sind Dickhäuter und Viehcher mit Loch im Pelz. Zur Abrundung Safari-Leute, die sich bis ganz tief in den Busch hinein führen lassen und dann in ihren Schlapp- oder Tausend-Beester-Hüten vor der Kameralinse posieren, manchmal auch poussieren, versteht sich. Vor der Abreise zum dunklen Kontinent hat die Höhensonne oder sonstige künstliche Bestrahlung schon für etwas Vorbräune gesorgt, so dass die nackt belassenen Gliedmaßen net nich so bleich oder Schneebantu-artig aussehen. Auch der Safari-Outfit is nach jüngstem Mode-Getaway-Magazin ausgesucht mit stief Taschen auf der Brust, am wölbenden Päns, an den Seiten der Hosenbeine und am Gesäß. Aber halt, wir wollen toch net nich über Euro-Touris skindern, die mos mit Handkuss bedient werden sollten, wenn man unsere Staatsführer hört. Unsere Staatsführer sind ihre Messätsch, "sei nett zu Touris", aber noch nich bei allen Schalterbeamten an den Grenz-, Einlass- und nationalen Abfuhrstellen im Lande der Braven losgeworden.

Und wie sehen die Klischees aus politisch korrekter afrikanischer Perspektive über Leute aus, die auf unserem tollen Kontinent zu den "Imperialisten" gezählt werden? Da müssen wir erst etwas abgrenzen, welche Imperien, Empires und Reiche gemeint sind. Um es vorauszuschicken, das Reich der Mitte is bei den Comräds nich mit Imperialisten gemeint, auch wenn die Tjinesse - so werden die Bürger dieses alten Imperiums korrekt auf Nämlisch bezeichnet - sich nach Empire-Art das Himalaya-Territorium Tibet einverleibt haben.

Also da gilt zunächst der eingefahrene Begriff Otjirumbu, oder wenn Du weiter in den Norden fährst, Oshilumbu, für Bleichgesichter generell, wobei eben auch Albinos inbegriffen sind, die sinnigerweise just von Otjirumbu-Leuten europäischer Herkunft gegen Aberglauben und andere magische Angriffe aus der traditionellen Gesellschaften verteidigt werden. Und "Imperialisten" sind generell Ausländer, die wüst düstere Motive im Schilde führen, zum Beispiel, die hart errungene Unabhängigkeit wieder wegzunehmen und die Uhr der Geschichte zurückzudrehen. Und ohne Gegenleistung alle Bodenschätze rauben.

Kapiert? Klopfen wir weiter Klischees?

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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