Standard Bank Biennale: Jury ist enttäuscht
"Schöne Arbeiten. Aber ist das alles?", schreibt ein Besucher ins Gästebuch der namibischen Nationalgalerie. Der Kommentar zur Standard Bank Biennale 2005 widerspiegelt die Stimmung von sowohl Publikum als auch Künstlern. Aufsehen erregend ist sie nicht, diese Ausstellung, die eigentlich die besten künstlerischen Arbeiten der vergangenen zwei Jahre zeigen sollte.
Enttäuscht seien sie gewesen angesichts der moderaten Anzahl eingereichter Werke, schreiben die Juroren in ihrem Bericht zur diesjährigen Standard Bank Biennale. Die "besseren" und richtig etablierten Künstler hätten teilnehmen sollen an diesem Wettbewerb, befand die Jury. Denn der Gesamteindruck sei doch eher mittelmäßig, wenn nicht sogar von unterdurchschnittlicher Qualität.
Am vergangenen Donnerstag ist in der Nationalgalerie in Windhoek die Standard Bank Biennale 2005 eröffnet worden. Die Ausstellung ist das Resultat eines landesweiten Wettbewerbs, der seit 1981 alle zwei Jahre in Namibia stattfindet. Dieses Jahr wurde ein Preisgeld von insgesamt N$ 60000 vergeben.
Als Gesamtgewinnerin ging die deutschsprachige Künstlerin Imke Rust hervor. Rust hat sich mit ihrer Installation "The Camelthorn Code" auf neues künstlerisches Terrain gewagt, weg von ihrem typischen Markenzeichen, den digital bearbeiteten Collagen. Ihre Installation besteht aus 1001 Kameldornschoten, mit Draht auf kleine Holzblöcke montiert. Die Schoten sind in der Form einer großen Spirale angeordnet - Symbol für Wachstum, Leben, Unendlichkeit. Jede Schote ist mit Symbolen, Botschaften oder gekritzelten Skizzen bemalt. Ein geheimer Code, der mehr Aufschluss über das Gesamtkunstwerk geben könnte, über dieses Sinnbild des Lebens? Eben nicht. "Das menschliche Gehirn wird immer versuchen, die einzelnen Punkte miteinander zu verbinden und eine rationale Erklärung zu finden", sagt Rust. "Aber es gibt keine allgemeingültige Lösung oder Antwort, nur 1001 wunderbare Möglichkeiten."
Den "New Signature Award" - einen Preis für den besten Newcomer in der Kunstszene - hat der junge Künstler Libbolius Nekundi für ein Ölgemälde mit dem Titel "Celebrating Humanity" erhalten. Sein Bild einer traditionellen Dorfszene erinnert an naïve Malerei.
Ebenfalls erstaunlich ist die Vergabe des ersten Preises in der Kategorie dreidimensionaler Werke an Kleopas Ngikefelwa. Seine aus rostigem Draht und einem Zahnrad gefertigte Skulptur eines Huhnes - eine Wäscheklammer macht den Schnabel - zeugt zwar von Humor, aber das war's auch schon. Preiswürdiger wäre da die Skulptur von Josia Shilongo gewesen, der den zweiten Platz machte, oder die Steinmetzarbeiten von Alpheus Mvula, die leer ausgingen. Auf dem dritten Platz folgte Anna Iyambo mit einer wenig bemerkenswerten Töpferarbeit. Insgesamt, so urteilte die Jury, war das eingereichte Kunsthandwerk zwar von guter technischer Qualität, doch es fehlte ihm an Innovation.
Anita Heystek erhielt den ersten Preis in der zweidimensionalen Kategorie für ihre Zeichnung "The thread that binds us". Ihr folgt Paul Kiddo, bekannt für seine adretten Szenen aus dem dörflichen und Landleben, die der Künstler in naivem Malereistil anfertigt. Der dritte Preis ging an eine spektakuläre Fotografie von Hans Rack: die Kamera blickt zwischen den Beinen eines Elefanten hindurch auf eine ganze Herde von Dickhäutern.
Weniger Auszeichnungen als je zuvor hat es in diesem Jahr gegeben. Das war mitunter die Antwort auf die vor einigen Jahren noch bemängelte Inflation der Preise bei der Biennale. Mit Antritt seines Amtes als Leiter der Nationalgalerie zu Beginn dieses Jahres hat Joseph Madisia die Preiskategorien ganz schnöde auf zweidimensionale und dreidimensionale Kunstwerke reduziert. Und außerdem eine ganz neue Kategorie eingeführt: die digitale Kunst.
Allerdings sind bei der Ausstellung keine digitalen Kunstwerke zu sehen. Darüber ärgert sich unter anderem Erik Schnack, der gemeinsam mit Künstlerkolleginnen einen achtminütigen Animationsfilm eingereicht hatte. Das Preisgeld von N$ 1000, das jeder Teilnehmer in dieser Kategorie erhielt, bezeichnet er als "Schweigegeld". "Wieso digitale Kunst als Kategorie einführen wenn man nicht die Mittel und Möglichkeiten hat, um sie zu zeigen?", wundert sich der Künstler. Ihm zufolge scheiterte die Ausstellung dieser Werke daran, dass die Nationalgalerie nicht die nötige Ausrüstung hatte, um die Filme vorzuführen. "Jede einzelne Arbeit hatte ihren Platz bei der Biennale, nur nicht die digitalen", bemängelt Schnack.
In der Tat wurden in diesem Jahr erstmals sämtliche Einsendungen für die Standard Bank Biennale ausgestellt. Mit enormem Kostenaufwand hatten Standard Bank und Nationalgalerie alle Arbeiten aus dem ganzen Land nach Windhoek transportiert, wo sie auf dem Messegelände aufgebaut wurden. Nach der Sichtung und Auswahl durch die Jury wurden alle für die finale Ausstellung in der Nationalgalerie abgelehnten Werke in einer Halle zur Schau gestellt. So erhielten auch abgelehnte Künstler die Gelegenheit, ihre Werke einem großen Publikum zu zeigen. Verkauft wurde trotzdem nicht viel.
Bildende Künstler sollten sich zusammentun und einander unterstützen, um den allgemeinen Standard zu heben, schlägt die Jury vor. Das Jurorentrio, bestehend aus Barbara Freemantle, Vertreterin der Standard Bank in Südafrika, Steven Mogotsi aus Botswana und Anita Steyn aus Karibib, glaubt, dass Workshops im Vorfeld zur Biennale helfen könnten, das namibische Kunstschaffen weiter zu entwickeln. Jedes Jahr sollte ein Arbeitskreis mit ins Budget der Biennale aufgenommen werden.
Fraglich ist allerdings, ob diese lobenswerte Initiative das angeschlagene Image der Standard Bank Biennale kitten kann: Von Mal zu Mal scheinen immer mehr etablierte Künstler den einst so renommierten Wettbewerb zu boykottieren.
Enttäuscht seien sie gewesen angesichts der moderaten Anzahl eingereichter Werke, schreiben die Juroren in ihrem Bericht zur diesjährigen Standard Bank Biennale. Die "besseren" und richtig etablierten Künstler hätten teilnehmen sollen an diesem Wettbewerb, befand die Jury. Denn der Gesamteindruck sei doch eher mittelmäßig, wenn nicht sogar von unterdurchschnittlicher Qualität.
Am vergangenen Donnerstag ist in der Nationalgalerie in Windhoek die Standard Bank Biennale 2005 eröffnet worden. Die Ausstellung ist das Resultat eines landesweiten Wettbewerbs, der seit 1981 alle zwei Jahre in Namibia stattfindet. Dieses Jahr wurde ein Preisgeld von insgesamt N$ 60000 vergeben.
Als Gesamtgewinnerin ging die deutschsprachige Künstlerin Imke Rust hervor. Rust hat sich mit ihrer Installation "The Camelthorn Code" auf neues künstlerisches Terrain gewagt, weg von ihrem typischen Markenzeichen, den digital bearbeiteten Collagen. Ihre Installation besteht aus 1001 Kameldornschoten, mit Draht auf kleine Holzblöcke montiert. Die Schoten sind in der Form einer großen Spirale angeordnet - Symbol für Wachstum, Leben, Unendlichkeit. Jede Schote ist mit Symbolen, Botschaften oder gekritzelten Skizzen bemalt. Ein geheimer Code, der mehr Aufschluss über das Gesamtkunstwerk geben könnte, über dieses Sinnbild des Lebens? Eben nicht. "Das menschliche Gehirn wird immer versuchen, die einzelnen Punkte miteinander zu verbinden und eine rationale Erklärung zu finden", sagt Rust. "Aber es gibt keine allgemeingültige Lösung oder Antwort, nur 1001 wunderbare Möglichkeiten."
Den "New Signature Award" - einen Preis für den besten Newcomer in der Kunstszene - hat der junge Künstler Libbolius Nekundi für ein Ölgemälde mit dem Titel "Celebrating Humanity" erhalten. Sein Bild einer traditionellen Dorfszene erinnert an naïve Malerei.
Ebenfalls erstaunlich ist die Vergabe des ersten Preises in der Kategorie dreidimensionaler Werke an Kleopas Ngikefelwa. Seine aus rostigem Draht und einem Zahnrad gefertigte Skulptur eines Huhnes - eine Wäscheklammer macht den Schnabel - zeugt zwar von Humor, aber das war's auch schon. Preiswürdiger wäre da die Skulptur von Josia Shilongo gewesen, der den zweiten Platz machte, oder die Steinmetzarbeiten von Alpheus Mvula, die leer ausgingen. Auf dem dritten Platz folgte Anna Iyambo mit einer wenig bemerkenswerten Töpferarbeit. Insgesamt, so urteilte die Jury, war das eingereichte Kunsthandwerk zwar von guter technischer Qualität, doch es fehlte ihm an Innovation.
Anita Heystek erhielt den ersten Preis in der zweidimensionalen Kategorie für ihre Zeichnung "The thread that binds us". Ihr folgt Paul Kiddo, bekannt für seine adretten Szenen aus dem dörflichen und Landleben, die der Künstler in naivem Malereistil anfertigt. Der dritte Preis ging an eine spektakuläre Fotografie von Hans Rack: die Kamera blickt zwischen den Beinen eines Elefanten hindurch auf eine ganze Herde von Dickhäutern.
Weniger Auszeichnungen als je zuvor hat es in diesem Jahr gegeben. Das war mitunter die Antwort auf die vor einigen Jahren noch bemängelte Inflation der Preise bei der Biennale. Mit Antritt seines Amtes als Leiter der Nationalgalerie zu Beginn dieses Jahres hat Joseph Madisia die Preiskategorien ganz schnöde auf zweidimensionale und dreidimensionale Kunstwerke reduziert. Und außerdem eine ganz neue Kategorie eingeführt: die digitale Kunst.
Allerdings sind bei der Ausstellung keine digitalen Kunstwerke zu sehen. Darüber ärgert sich unter anderem Erik Schnack, der gemeinsam mit Künstlerkolleginnen einen achtminütigen Animationsfilm eingereicht hatte. Das Preisgeld von N$ 1000, das jeder Teilnehmer in dieser Kategorie erhielt, bezeichnet er als "Schweigegeld". "Wieso digitale Kunst als Kategorie einführen wenn man nicht die Mittel und Möglichkeiten hat, um sie zu zeigen?", wundert sich der Künstler. Ihm zufolge scheiterte die Ausstellung dieser Werke daran, dass die Nationalgalerie nicht die nötige Ausrüstung hatte, um die Filme vorzuführen. "Jede einzelne Arbeit hatte ihren Platz bei der Biennale, nur nicht die digitalen", bemängelt Schnack.
In der Tat wurden in diesem Jahr erstmals sämtliche Einsendungen für die Standard Bank Biennale ausgestellt. Mit enormem Kostenaufwand hatten Standard Bank und Nationalgalerie alle Arbeiten aus dem ganzen Land nach Windhoek transportiert, wo sie auf dem Messegelände aufgebaut wurden. Nach der Sichtung und Auswahl durch die Jury wurden alle für die finale Ausstellung in der Nationalgalerie abgelehnten Werke in einer Halle zur Schau gestellt. So erhielten auch abgelehnte Künstler die Gelegenheit, ihre Werke einem großen Publikum zu zeigen. Verkauft wurde trotzdem nicht viel.
Bildende Künstler sollten sich zusammentun und einander unterstützen, um den allgemeinen Standard zu heben, schlägt die Jury vor. Das Jurorentrio, bestehend aus Barbara Freemantle, Vertreterin der Standard Bank in Südafrika, Steven Mogotsi aus Botswana und Anita Steyn aus Karibib, glaubt, dass Workshops im Vorfeld zur Biennale helfen könnten, das namibische Kunstschaffen weiter zu entwickeln. Jedes Jahr sollte ein Arbeitskreis mit ins Budget der Biennale aufgenommen werden.
Fraglich ist allerdings, ob diese lobenswerte Initiative das angeschlagene Image der Standard Bank Biennale kitten kann: Von Mal zu Mal scheinen immer mehr etablierte Künstler den einst so renommierten Wettbewerb zu boykottieren.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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