Stimmen zur Ernennung von Fußball-Nationaltrainer Roger Palmgren
Der Namibische Fußballverband (NFA) hat in der vergangenen Woche Roger Palmgren zum neuen Cheftrainer der Nationalmannschaft ernannt. Die Meinungen über den 50 Jahre alten Schweden gehen weit auseinander. Die AZ-Sportredaktion sprach mit ausgesuchten Fußballfreunden.
Ricardo Mannetti (Co-Trainer der Brave Warriors): "Er hat jahrelange Erfahrung in Afrika und ein sehr großes Fußballwissen. Ich rufe alle Fans auf, den neuen Trainer zu unterstützen. Der Coach kommt zu einer schwierigen Zeit. Es wird schwer für ihn, das sinkende Schiff zu stabilisieren. Ich gehe davon aus, dass ich Co-Trainer der Mannschaft bleibe. Sollte dies der Fall sein, dann werde ich die Philosophie des Trainers unterstützen und ihm so gut es geht helfen.
Nelson da Purificaçáo (Manager der Ramblers): "Keine gute Wahl. Der Verband hat in seiner Presseerklärung in den Vordergrund gestellt, dass Roger Palmgren seit 19 Jahren in Afrika arbeitet. Aber die Frage ist doch, was hat er in diesem Zeitraum erreicht? Er ist 2009 mit Thanda Royal Zulu aus der ersten südafrikanischen Liga abgestiegen und hat später bei AmaZulu weder als Technischer Direktor noch als Chefcoach zufriedenstellende Arbeit geleistet. Und was weiß er schon über namibischen Fußball. Die NFA hätte die Leitung der Brave Warriors bei den restlichen WM-Qualifikationsspielen in die Hände eines internen Trios übergeben und anschließend einen Neubeginn starten sollen. Allerdings gibt es zwischen Palmgren und einflussreichen Vertretern der NFA freundschaftliche Beziehungen, sodass beide Seiten von dem Deal profitieren. Ich glaube, dass wir uns weder für die Weltmeisterschaft 2014 noch für den Afrika-Cup 2015 qualifizieren werden. Wenn man Erfolg haben will, müssen gewisse Kriterien beachtet werden und das haben die Entscheidungsträger des Verbandes offensichtlich nicht getan. Sollte es stimmen, dass sich auch der Russe Viktor Bondarenko bei der NFA beworben hat, dann kann ich die Entscheidung pro Palmgren noch weniger nachvollziehen. Bondarenko hat 1995 mit den Orlando Pirates die afrikanische Champions League gewonnen, Palmgren hingegen hat nichts vorzuweisen."
Paul Stramis (Team-Manager der Civics): "Ich habe kein Problem damit, dass ein ausländischer Trainer den Posten übernimmt, aber den Zeitpunkt finde ich sehr ungünstig. In einem Monat beginnt die entscheidende Phase der WM-Qualifikation, also bleiben ihm nur wenige Wochen, um die Mannschaft kennenzulernen. Die NFA hätte Anfang dieses Jahres einen neuen Trainer ernennen sollen. Ich hoffe, dass die bisherigen Co-Trainer Riccardo Mannetti und Ronnie Kanalelo an Bord bleiben, um dem neuen Coach zu helfen. Auch Brian Isaacs könnte den Trainerstab ergänzen. Komisch finde ich, dass Barry Rukoro (NFA-Generalsekretär, die Redaktion) bis zuletzt eine Verpflichtung von Roger Palmgren öffentlich dementiert hat.
Ernst Middendorp (Trainer von Maritzburg United): "Die Qualifikation von Roger Palmgren ist auf dem höchsten Niveau und er bringt viel Afrika-Erfahrung mit. Er hat bereits in verschiedenen Positionen bei Vereinen und Nationalverbänden auf dem Kontinent gearbeitet und sollte nun in Namibia eine faire Chance erhalten. Sein Vorteil ist, dass er aus seiner Zeit bei AmaZulu die namibischen Südafrika-Legionäre kennt. Hinzu kommen Tangeni Shipahu und Lazarus Kaimbi, die er ebenfalls in der PSL (Professional Soccer League, d. Red.) erlebt hat. Somit kann er acht, neun Spieler aus dem engeren Kreis der Brave Warriors bereits sehr gut einschätzen. In Namibia übernimmt er eine junge und talentierte Mannschaft mit einer vielversprechenden Zukunft. Die Qualifikation für die WM 2014 wird schwierig, aber der Afrika-Cup 2015 sollte ein ernsthaftes Ziel sein."
Tom Saintfiet (ehemaliger Trainer der Brave Warriors): "Ich kenne ihn nicht persönlich, aber er hat eine gute Ausbildung und viel Erfahrung. Er benötigt nun die volle Unterstützung des Verbandes und der namibischen Fußballfans, um erfolgreich arbeiten zu können. Es ist immer leicht, einen Trainer zu kritisieren, aber dadurch erreicht man nichts. Letztlich spielt es keine Rolle, ob es ein ausländischer oder lokaler Coach ist, denn es liegt in erster Linie an der Mannschaft. Bernhard Kaanjuka beispielsweise hat in meinen Augen hervorragende Arbeit geleistet und eine gute Punktquote erreicht. Die Ergebnisse der Zukunft werden zeigen, ob die Ernennung von Roger Palmgren eine richtige Entscheidung war. Ich denke, die WM-Qualifikation ist durchaus noch möglich. Aus den letzten drei Spielen können die Brave Warriors noch sieben bis neun Punkte holen. Vor diesem Hintergrund bin ich der Meinung, dass der Zeitpunkt für die Nominierung von Palmgren gut gewählt wurde. Er kann der Mannschaft noch einmal einen Motivationsschub geben. Zudem ist es für einen Trainer wichtig, die Spieler unter Wettkampfbedingungen zu erleben. Dafür ist auch der COSAFA-Cup im Juli eine ideale Plattform."
Lutz Pfannenstiel (ehemaliger Torwarttrainer der Brave Warriors): "Ich habe ihn Anfang des Jahres in Durban getroffen. Wir haben im Rahmen der Afrikameisterschaft an einer Podiumsdiskussion teilgenommen. Es ging um das Thema, was für Auswirkungen die Satelliten-Übertragungen der europäischen Ligen im afrikanischen Fernsehen auf den Fußball vor Ort haben. Roger Palmgren hat dabei einen guten und kompetenten Eindruck auf mich gemacht. Er befasst sich sehr intensiv mit dem afrikanischen Fußball und hat viel Ahnung. Seine Erfahrung auf dem Kontinent, gerade auch im Umgang mit der Mentalität, ist ein wichtiger Pluspunkt. Natürlich muss man abwarten, aber in der aktuellen Situation war die Entscheidung, einen Europäer für den Wiederaufbau zu engagieren, nachvollziehbar und richtig.
Rolf Beiter (SKW-Pressesprecher): "Ich kenne den neuen Trainer nur aus den Medien. Das große Problem ist die Erwartungshaltung der namibischen Fans. Auf allen sozialen Netzwerken sprechen die Leute jetzt wieder über eine WM-Teilnahme und dergleichen. Das ist natürlich völlig unrealistisch. Man sollte dem Trainer die Chance geben, langfristig zu arbeiten und ihn auch verstärkt in die Jugendarbeit einbinden. Spiele zu gewinnen sollte dabei vorerst zweitrangig sein."
Georg Engelbauer (Jugend-Koordinator des SFC): "Ich kennen den Trainer nicht und kann mir daher kein Urteil erlauben. Für ihn spricht sicherlich, dass er Afrika-Erfahrung hat. Er wird Zeit brauchen, um richtige Strukturen aufzubauen".
Klaus Otto (ehemaliger Jugend-Koordinator des SKW): "Der Mann scheint Ahnung vom Fußball in Afrika zu haben. Viel weiß ich aber nicht über ihn. Es ist wichtig, dass die Kommunikation zwischen Vorstand und Trainer richtig funktioniert. Wenn der Verband ihm freie Hand gibt, kann das vielleicht etwas werden."
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen