Loading svg Please wait while we translate the article

Stirbt die Biene, stirbt der Mensch

Über die Bedeutung des kleinen Insekts, das mehr kann als nur Honig
WAZon-Redakteur
Von Antonia Hilpert, Windhoek

In Namibia kommt es immer wieder vor, dass ganze Bienenvölker verbrannt werden, um an deren Honig zu kommen. Den Tätern kann hier nicht unbedingt Mutwilligkeit vorgeworfen werden. Oft sind es Armut, Unwissenheit oder beides, die Menschen zu diesem Schritt bewegen. Dies sagt der Vorsitzende der Bienenfreunde Windhoek, Roland Graf zu Bentheim, der daher das Bewusstsein darüber, wie wertvoll das Insekt für uns Menschen ist, in Namibia fördern will. Zu Bentheim hat daher nun den 29. Oktober zum nationalen „Tag der Biene“ ausgerufen. Mitte Dezember 2017 hatte die in New York tagende Generalversammlung der Vereinten Nationen den 20. Mai zum „Welttag der Bienen“ erklärt: Damit soll „durch Bildung und Aktivitäten das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Bienen und anderen Bestäubern, die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, sowie ihr Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung erhöht werden“.

Namibia ist kein Honigland

Grundsätzlich ist die Honigwirtschaft und damit auch die Bedeutung der Biene in Namibia kein großes Thema. So gründlich man auch sucht, man wird keinen Honig von namibischen Imkern in den Supermarktregalen finden, sagt zu Bentheim. Der Grund: Es gibt einfach zu wenige Bienenbegeisterte, beziehungsweise besitzen Imker oft zu wenige Bienenstöcke, als dass sie mit ihrem produzierten Honig in den Handel gehen könnten, so zu Bentheim. Demnach gebe es in ganz Namibia gerade einmal 500 Imker, die meisten davon sind Farmer, die das Imkern nebenbei betreiben. Der Honig reiche gerade einmal für den Eigenbedarf. Zu Bentheim weiß nur von fünf Imkern, die mehr als zehn Bienenkästen bewirtschaften.

Honig in Namibia ist laut zu Bentheim also fast ausschließlich Importprodukt. Demnach ist Namibia eines der letzten Länder in Afrika, das keinen eigenen Honig herstellt. Rund 90 Prozent des goldenen Nektars kommen aus Südafrika, die restlichen zehn Prozent werden aus Europa eingeführt. Laut zu Bentheim fehlt es hier in Namibia auch an Know-How über das Imkern. „Kaum jemand kann es und die, die es können, sterben irgendwann aus“, sagt er mit Sorge. Sein Wunsch: Sponsoren, die dabei helfen Informationszentren zum Thema Bienen und Imkern einzurichten. Dort sollten dann möglichst auch Imker-Kurse angeboten werden.

Teilweise gibt es gar keine Bienen mehr

Was Imker zu Bentheim mit dem namibischen Tag der Biene ebenfalls bezwecken will, ist der Schutz der Insekten vor dem Aussterben. Auf der ganzen Welt hat das Bienensterben zugenommen. Das Phänomen, das ganze Bienenvölker einfach verschwinden, wurde das erste Mal in den USA beobachtet. Dabei verlassen flugfähige Bienen ihren Stock und kehren nicht mehr zurück, sodass die Königin und ihr Nachwuchs verhungern. In Teilen Chinas sind die Bienen bereits ganz verschwunden, auch in Deutschland sterben so jedes Jahr zahlreiche Bienenvölker.

Zu Bentheim fordert jeden Farmer und Gartenbesitzer dazu auf, keine Pflanzengifte zu spritzen. Insektizide sind eine der am häufigsten genannten Ursachen für das Bienensterben. Denn in der Landwirtschaft, im Obst- und Gemüseanbau und auch in vielen Kleingärten werden Insektenvernichtungsmittel eingesetzt, um Schädlinge zu töten. Die treffen aber eben auch alle anderen Insekten, unter anderem die Bienen. Zusammen mit den anderen Giften, die die fliegenden Insekten aus dem Wasser oder der Luft aufnehmen, entsteht ein regelrechter Chemikaliencocktail, der oft tödliche Folgen hat, erklärt der Imker.

Der Mensch ist Schuld

Wie das Umweltinstitut München auf seiner Internetseite beschreibt, gibt es noch weitere Gründe für das Bienensterben. Beispielsweise stellen auch monotone Agrarlandschaften ohne Kräuter und Blühpflanzen, wie sie in Deutschland zu finden sind, eine Gefahr für die Bienen dar, weil sie dort keine Nahrung finden können. Teilweise sei der Honigertrag daher in deutschen Städten inzwischen sogar höher als auf dem Land. Auch die Erderwärmung und der damit einhergehende Klimawandel bedrohen die Biene, schreibt das Institut: Viele Pflanzen blühen früher als gewohnt und bringen damit den Rhythmus der Bienenvölker durcheinander.

Aber das ist noch nicht alles, beklagt das Umweltinstitut: In Deutschland werden zudem blühende Wiesen zur besten Bienenflugzeit, nämlich bei Sonnenschein, gemäht, wobei zehntausende Bienen auf einem Hektar Land sterben können. Ein weiterer Feind der Biene ist die Varroamilbe. Sie befällt Bienenstöcke und saugt erwachsenen Arbeiterinnen Blut aus und legt ihre Eier in die Brut der Bienen. Auch die Überzüchtung der Biene tut dem Insekt nicht gut, denn sie macht sie weniger widerstandsfähig: Über Jahrzehnte hinweg wurde auf die Bienen gesetzt, die zwar viel Honig produzieren, aber friedlich und deshalb einfach zu halten sind.

Prognose: 700 000 Todesfälle mehr

Dabei sind Bienen in unserer Welt nicht nur ein gigantischer Wirtschaftsfaktor, sondern auch wichtig für unser Überleben. Amerikanische Forscher schätzen, dass die Menschheit mit 700 000 zusätzlichen Todesfällen rechnen muss, wenn sich die Bienenpopulation halbiert. Denn: Sterben die Insekten aus, werden viele Pflanzen nicht mehr bestäubt, was zu erheblichen Ernteausfällen bei Obst, Gemüse, Nüssen und Getreide führen wird. Laut dem Deutschen Imkerbund sind etwa 80 Prozent der Nutz- und Wildpflanzen auf die Honigbiene angewiesen, wenn es um die Verteilung von Blütenstaub geht. Durch den Mangel an Vitaminen würden Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zunehmen.

Den Wert eines Bienenschwarms schätzt zu Bentheim auf rund 50 000 N$. Dies sei der Wirtschaftsbeitrag für das Land und entspreche der Bedeutung des Insekts. Der Imker wünscht sich jedoch, dass das Ansehen der Biene noch gesteigert wird und vergleicht den Wert eines Bienenvolkes mit dem eines Elefanten in Namibia. Dieser liegt bei 500 000 N$. Und so soll auch der Wert des Bienenschwarms wachsen - im kommenden Jahr zumindest schon einmal auf 100 000 N$. In den USA würden mithilfe von Bienen Milliarden Dollar umgesetzt. „Die Namibier sollen die Biene genauso achten, wie andere Tiere und sie als Lebewesen zur Kenntnis nehmen“, fügt er hinzu. Zu Bentheim stellt in der Windhoeker Bibliothek derzeit übrigens eine dreisprachige Auslage mit Informationen und Büchern zum Thema Bienen zur Verfügung.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 23° | 38° Rundu: 24° | 35° Eenhana: 23° | 35° Oshakati: 25° | 34° Ruacana: 24° | 35° Tsumeb: 22° | 33° Otjiwarongo: 20° | 32° Omaruru: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Gobabis: 23° | 34° Henties Bay: 15° | 19° Swakopmund: 15° | 16° Walvis Bay: 14° | 23° Rehoboth: 21° | 34° Mariental: 21° | 36° Keetmanshoop: 18° | 36° Aranos: 22° | 36° Lüderitz: 15° | 26° Ariamsvlei: 18° | 36° Oranjemund: 14° | 22° Luanda: 24° | 25° Gaborone: 22° | 36° Lubumbashi: 17° | 34° Mbabane: 18° | 32° Maseru: 15° | 32° Antananarivo: 17° | 29° Lilongwe: 22° | 35° Maputo: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Cape Town: 16° | 23° Durban: 20° | 26° Johannesburg: 18° | 33° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 22° | 36° Harare: 20° | 31° #REF! #REF!