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Stolen Moments: Die Geschichte hinter den Klängen

A. Moongo: "Wir wollen das Goldene Zeitalter der Namibischen Popmusik von den 50er Jahren bis zur Unabhängigkeit 1990 wiederaufleben lassen. Aufgrund des politischen Systems und sozialer Ungerechtigkeit war dies eine schwere Zeit für einheimische Musiker und andere Künstler. Ihre Lieder wurden nur selten aufgenommen und es gab so gut wie keine Schallplatten und Musiklabels. Aus heutiger Perspektive denken die meisten Menschen, dass es gar keine Namibische Popmusikszene gegeben hat, sondern nur Kirchenmusik, Klassik aus dem Westen, traditionelle Musik und aus Südafrika importierte Lieder. Doch das stimmt nicht! Wir denken, dass es an der Zeit ist, dieses Missverständnis aus der Welt zu räumen, damit die folgenden Generationen davon profitieren können."
AZ: Wie geht Ihr dabei konkret vor?
B. Doeseb: "Wir suchen nach alten Tonaufnahmen, Fotos und Erinnerungen, die zeigen, wie vielfältig und lebendig die lokale Musikszene in dieser Zeit war. Dazu rufen wir alle Namibier auf, um mit uns gemeinsam diese entscheidende Lücke in der Geschichte dieses Landes zu schließen. Was erinnern wir von der guten alten Zeit des Jazz und Jive, Rock, Soul & Disco? Wer kennt noch Musiker die damals aktiv waren? Haben Sie gar noch alte Schallplatten, Tonbänder oder Kassetten aus dieser Zeit? Fragen sie bitte ihre Familienmitglieder, die Großeltern und Verwandten, denn es ist wichtig, dass sich unsere Initiative über Mundpropaganda verbreitet. Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns und erzählen Sie uns von den Musiktrends und -richtungen aus dieser Zeit. Sie erreichen uns über unsere Webseite www.stolenmoments.info, über unsere Facebookseite Stolen Moments Namibia, unter der Nummer 081-4004412 oder unter Post Office Box 27309 Windhoek Namibia."
AZ: Warum ist Euer Projekt gerade jetzt wichtig?
T. Schütte: "Einige der Künstler und ihre Zeitgenossen sind heute noch am Leben und können etwas über die Musik und die damalige Szene erzählen. Das kann uns zu vergessenen und verloren geglaubten Dokumenten führen und sie für die Zukunft sichern. Aber auch Konzertveranstalter, Fotografen, Journalisten, Tonigenieure u.a. Zeitzeugen haben mitunter für uns Wichtiges zu berichten. Die Geschichte der Popmusik in Namibia ist noch völlig unerforscht und es gibt keine zentrale wissenschaftliche Sammlung. Obwohl bekannt ist, dass es vor der Unabhängigkeit Namibias Musikaufnahmen gegeben hat, sind sie schwer zu finden und drohen komplett zu verschwinden. Diese Zeit ist besonders interessant mit Blick auf die Unterdrückung der schwarzen Musikszene unter dem Apartheids-Regime. Gleichwohl ist heute auch nur noch sehr wenig bekannt über die weiße Popmusikszene der 50er bis 80er Jahre in Namibia."

AZ: Wie sehen Eure weiteren Pläne aus?
A. Moongo: "Neben Aufrufen und regelmäßigen Artikeln in verschiedenen Zeitungen wollen wir im Radio und im Internet auf unsere Ziele und Grundsätze aufmerksam machen. Schließlich wollen wir die noch lebenden Zeitzeugen aufsuchen und sie ihre Geschichten von früher erzählen lassen."
AZ: Seid Ihr schon auf interessante Funde gestoßen?
T. Schütte: "Ja, es gibt etliche Fotos, die im Nationalarchiv und in anderen Sammlungen vor sich hin schlummern, aber nur zu selten verstehen wir wirklich, was darauf zu sehen ist. Wir haben auch viele Tonaufnahmen im Archiv der Evangelischen Mission gefunden. Die Aufnahmen stammen von alten Pfarrern, die schon gestorben sind und auch hier sind die Vermerke darüber, was zu hören ist unvollständig. Auch zur besseren Identifizierung dieser Bilder und Tonaufnahmen soll unser Projekt dienen. Mithilfe von Radiosendungen, den Zeitungen und Veröffentlichungen auf Facebook wollen wir einen öffentlichen Gedankenaustausch anregen.
AZ: Was passiert mit dem Material, das Ihr gesammelt habt?
B. Doeseb: "Alle mündlichen Überlieferungen und Forschungsmaterialien sollen im namibischen Nationalarchiv gelagert werden. Privates Material wird eingescannt oder kopiert und an die Besitzer zurückgegeben."
AZ: Aino, Du studierst Kommunikationswissenschaften und bist die Jüngste im Team. Was interessiert Dich am meisten an dem Projekt?
A. Moongo: "Ich bin erst 1992 nach Namibia zurückgekehrt. Da ich im Exil groß geworden bin, weiß ich nur sehr wenig über die Geschichte meiner eigenen Kultur. Mir ist oft aufgefallen, dass die ältere Generation nicht über die vergangene Zeit sprechen möchte, vielleicht weil die Erinnerung daran so schmerzlich ist. Aber für uns junge Menschen ist es so wichtig, zu verstehen, woher wir kommen und wer wir sind. Das Stolen Moments Projekt ist das beste Mittel, um das ins Leben zurückzuholen, was verloren ging. Hinter jeder Erinnerung und hinter jedem Lied steckt eine ganz bestimmte soziale und politische Realität.
Ich bin mir sicher, dass durch die ehrliche Anerkennung unserer Vergangenheit und durch eine grenzenlose künstlerische Freiheit, die Musik uns zu Versöhnung, Friede, und Wohlstand führen kann. Ein Land, das seine Wurzeln nicht kennt, kann nicht zu einer Nation zusammenwachsen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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