Ströme aus dem Füllhorn

Februar und März sind zu Monaten der Fülle geworden. Der Regen ist reichlich bis zum Übermaß.

Schlimm, wer jetzt als Arbeitsmensch am Computer hocken muss oder die Wolken nur durch die Jalousien sieht. Das richtige Leben spielt sich jenseits der virtuellen Flimmerscheibe ab. Der karge Boden auf dem Khomas-Hochland oder zwischen Ovenduka und Rehoboth, in der Namib, ja eigentlich überall, lehrt das Staunen, was Lehm, Sand und Klippen nach mehrfachen Schauern alles sprießen lassen. Es regt sich auf und unter dem Boden und in den Lüften schaukeln trällernde Lerchen, wenn Du am rechten Flecken bist. Sie rufen sich gegenseitig zu und stecken ihr Territorium klangvoll ab. Immer wieder tauchen sie vom Kameldorn ab und schwingen sich singend auf, um einen weiten Dreh zu fliegen. Frau Lerche, Frau Lerche ... Und von diesen Piepols gibt es hier viel mehr, als der Laie vermutet, wie im umstrittenen Rehobother Gebiet, wo die Leute wie im Caprivi noch immer mit ihrer Selbstfindung beschäftigt sind. Haushalt, Streik und Aussperrung, Landreform und Politstress - all das schert die Vögel und die Lilien wenig. Deshalb ist es heilsam für Hell- und Dunkelhäutige, für Comräds und Oukies , Memes und Tannies, sich die Lilien im Veld und die Piepols im Geäst und in der Luft anzuschauen, weil die eben über all solchen Wust und Filz net nich geworried sind und ohne dem klarkommen.

Bis Ostern und April müssen die Leute ordentlich Grün tanken und die Rollkutscher verfolgen, damit sie die nächste Trockenzeit überleben. Allzu kurz ist die grüne und Blütezeit, die in diesem Jahr doch noch üppig ausgefallen ist. Bis hin zur Nässe, wo die Fußgänger im Cuvelai-Becken zwischen Ohangwena und Omusati sich jetzt Watos (Einbäume) bei den Kwangali von Kavango leihen müssen, um die Oshanas schiffbar zu machen.

Ohne Frage regen sich mit dem Regen auch die Nagetiere, die in die Nahrungskette gehören. Die kommen nicht zum Reinemachen. In dieser Woche hat ein solches bleddy Viech den Beweis geliefert, dass sie nach rechter Dressur gut als Sabotageagenten fungieren können. Also die Fähigkeit, nicht nur auf das Computerkabel zu pinkeln, sondern - viel wirksamer - den Telefondraht durchzubeißen, hat das Mia-Mausevieh sommer iesie bewiesen.