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Sturm auf eine lockere Festung

Hier und da ist die Decke der Salzpad nach Wlotzkasbaken und Henties Bay noch klamm und klebrig, aber es gibt keinen Matsch. Dazu muss es regnen oder ganz stark nieseln. Also können die Autos unter dem grauen Himmel mit Hochnebel flott fahren. Das brauchst Du den Fahrern auch nicht zweimal zu sagen.

Außerdem ist jetzt am Vormittag die Opolifi noch nicht unterwegs, die am vergangenen Wochenende nochall stief Oukies hat pusten und zittern und schließlich eine Nacht im Tschuckie hat schlafen lassen. Geistige Getränke hatten zuviel Zuspruch erhalten. Alkoholgeist im Blut und hinter dem Steuer entdeckt. Jong, wir können Euch nur raten, nach dem Aufenthalt in den Untersuchungszellen der Opolifi müsst Ihr Euch wrachtach bleddy moi waschen, ganz egal ob Ihr zu Hause Afrikaans oder Otjindoitji redet. Urripse und anderes Zeug, das Euch dort ankrabbelt, alles greift frei nach der namibischen Verfassung jeden an, ungeachtet der Religion, der Kultur (oder Mangel derselben), der Hautfarbe oder sonstigen Aussehens. Aber wir kommen vom eigentlichen Thema zwischen Salzpad, Seetang und Sandflöhen ab. Verlässt Du über die Salzpiste Swakopmund, wo derzeit die Lichter flackern, Weihnachtsmänner an den Wänden hochkraxeln und die Opolifi dem Zecher am Steuer nachstellt, um festzustellen wie babbelas der Oukie ist, tauchst Du in die Schemenwelt der Luftspiegelung ein, die auch bei Hochnebel über der Namib die Senken mit vermeintlichem Wasser füllt. Bald nach dem verlassenen Meile 14 tauchen am nördlichen Horizont Bastionen und Zinnen auf. Mach kein' Fout. Hier findest Du Dich zurecht. Eine ganze Skyline mit Wasserfässern auf hohen Stelzen taucht in der flimmernden Luft auf. Die Wassertürme gehören zu phantasievollen Gehöften, die weder Stromanschluss noch Kanalisation haben. Die Behausungen sind so weit voneinander weg, dass der Bewohner nicht den japanischen Generator seines Nachbarn aus dem Brausen der Brandung hören kann.

Jong, die Oukies hausen hier in Containern, Eisenbahnwaggons, Designer Bungalows und neuerdings auch in gemauerten Häusern. Die letzteren sollten sie eigentlich nicht gebaut haben, sagt die Verordnung: keine permanenten Strukturen, heißt es.

Die vornehmen Squatter von Wlotzkasbaken haben seit mehreren Jahren Trabbel mit der Obrigkeit. Anders als sonstige Squatter verlassen sie ihre Behausung immer wieder, um als Gastarbeiter haptsächlich in Ovenduka oder sonstwo zu djobben, wo sie alle Vorzüge und Schikanen der schönen neuen Welt beanspruchen. Aber beim Rückzug auf Wlotzkasbaken üben sie das Aussteigen. Es ist das Aussteigen aus dem Stress der namibischen Leistungsgesellschaft, die ständig verlangt, mehr zu schaffen, als die Gewerkschaft, der Großmaulpolitiker und die Opolifi es vermögen. Der Erongo Regionalrat, in dessen Amtsbereich die hellhäutigen Squatter von Wlotzkas sich befinden, hat voller Neid versucht, zwischen ihnen zusätzliche Squatterflecken zu ergattern oder zu verhökern. Jong, da sind die Kerls so ungefähr zum dritten Mal ins Gericht gezogen, um Standrecht und Strandfreiheit zu verteidigen, wieder einmal mit Erfolg.

Jetzt wehen zwischen weihnachtlichem Lametta die namibische, bajuwarische, britische, Berliner und deutsche Flagge weiter vor der Brandung. Zwischen Swakopmund, Weihnachten und Henties Bay behauptet die freie Republik Wlotzaksbaken ihre Stellung.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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