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Swakopmund - Stadt mit pensionierten und nicht-pensionierten Millionären

Richten wir das Teleskop zuerst auf die kleine Hafenstadt im Süden, die jetzt also !Namiǂnûs oder so ähnlich heißen soll. Die Frage lautet schlicht: cui bono? Wem ist mit der Namensänderung gedient? Irgendeinem Kindergarten in Lüderitz? Werden dadurch die Schulergebnisse der Kinder von Lüderitz verbessert? Die städtische Infrastruktur? Wird dadurch die Anbindung der Eisenbahn ans Inland gefördert? In irgendeiner nachvollziehbaren Art und Weise der Tourismus? Diese Fragen lassen sich alle mit einem klaren „Nein“ beantworten. Wird der Hafen dadurch besser? Man stelle sich den Kapitän eines in Seenot geratenen japanischen Fishtrawlers vor: „Mayday, Mayday, Lüderitz, please come in!“ Antwort: ! “There is no Lüderitz no more .This is !Nami‡nûs. What do you want?” Tolle Art, den Hafen als internationales Tor zur Welt populär zu machen! Ins nominelle Nichts geschossen Warum also eine Namensänderung? Aha, es stehen Wahlen bevor. Also eine Geste den Nama des Südens gegenüber, genauer gesagt den Nama von Bethanien. Die hatten sich damals vor der deutschen Kolonialzeit als „Herren der Bucht“ betrachtet. Mit einer Beschwörung der ach so bösen deutschen Kolonialzeit soll also (ein bisschen spät) signalisiert werden, dass auch sie, die Nama, Teil des Landes sind, obwohl gerade der Süden des Landes seit der Unabhängigkeit extrem vernachlässigt wurde. Warum beschwichtigt man die Kapitäne eigentlich nicht mit einem oder ein paar Bakkies, wie man es sonst hierzulande vor den Wahlen zu tun pflegt? Zieht nicht mehr? Haben bereits alle einen Bakkie? Oder mit einer kleinen Beteiligung an der Diamantförderung, die ja immerhin in „ihrem“ ehemaligen Stammesgegebiet stattfindet? Geht also jetzt die Phantasie aus? Sind jetzt also deutsche Ortsnamen dran? Schuckmannsburg, der Caprivi, Lüderitz. Bei Schuckmannsburg ist der Verlust kein großer. Erinnerung an den zweitletzten deutschen Gouverneur Bruno von Schuckmann (1906-10). Trat zurück aus Protest gegen die Machenschaften der Diamantenregie und aus Solidarität mit den deutschen Siedlern. Schon bemerkenswert für einen deutschen Gouverneur, leider schon vergessen. Schuckmannsburg heute? Eine Klinik, ein Laden, sonst nichts. Caprivi-Zambesi. Hm. Verständlich, wenn es als eine Geste gewertet werden soll, etwaige Sezessionisten zu beschwichtigen. Aber Lüderitz und !Nami‡nûs? Lüderitz ist schon so isoliert, geographisch, historisch wirtschaftlich, dass gerade darin sein uriger Reiz liegt. Einmal hin - und nie wieder! Zwei aus drei Tagen im Jahre pustet der Südwester. Und jetzt wird dieser Isolation noch kräftig nachgeholfen, indem hier auf dem Verwaltungswege die Identität eines wirklich historischen Ortes ins nominelle Nichts geschossen wird? Kultursponsoring - Bauet am Erbe Wir richten das Fernrohr auf ein näheres Ziel. Ah, da erscheint es im Sucher, die schnuckelige Küstenstadt mit dem europäische Flair, das auch bereits ziemlich bröckelt. Es ist bekannt, dass die Swakopmunder ihr Ding immer auf ihre eigene bestimmte Art und Weise gemacht haben: „Rapplich, zapplich sind die Leute, jeder nimmt ei'm etwas krumm Und es läuft dort heut' ein jeder Mit 'nem leichten Klaps herum.“ Hilda Rautenburg - „Das alte Swakopmund“ Beobachtet man die Entwicklung der GfWE, wie sie medial mitgeteilt wird, scheint sich dieser Trend bis in die Jetztzeit fortzusetzen. Aha, es fehlt das Geld, die Operationen der GfWE fortzusetzten. Die ganz neue Idee ist daher, die Sammlungen in das Omeg-Haus zu verfrachten, um die extra mit Spendengeldern für die Sammlungen hergerichteten Räumlichkeiten zu räumen, diese an Ärzte oder Rechtsanwälte zu vermieten, um damit den Bestand der Sammlungen zu sichern, die irgendwo zwischengelagert werden sollen, um dort zu vergammeln. Häh? Kein Wunder sind die Swakopmunder bekannt als die Schildbürger Namibias - hier wird dieser Hypothese gerade neue Nahrung zugeführt. Aber mal ganz ernst: Wem wir hier eigentlich etwas vorgemacht? Die wirkliche Lösung des Problems lautet auf Neudeutsch „Kultursponsoring“. In dieser behaglichen Küstenstadt, in der es jede Menge pensionierter und noch nicht pensionierter Millionäre sowei einige richtige Wirtschaftsgiganten wie die Uran- und Salzminen und eine wohlentwickelte Tousrismusindustrie gibt, soll es keine Geldquelle geben, um deren wichtigstes Kulturinstitut zu erhalten? Das ist ganz neu. Aber verständlich, wenn man berücksichtigt, da man die Argumente nicht erzeugen kann, weil es an Fachwissen fehlt und Energie mangelt, diese an den Mann zu bringen. Enthusiasmus der Gründung Man muss die GfWE über den Lauf der Jahrzehnte hin beobachten. Großer Enthusiasmus bei der Gründung; namhafte Sponsoren: Ferdinand Stich und dessen unersetzliche Namibiana-Sammlung; die Rotarier und Sam Cohen, der „ungekrönte König von Südwest“. Ein Jude übrigens, daher der Name: „Sam-Cohen-Präsenzbibliothek.“ Dann: Der Unwille unter Gründer Dr. Alfons Weber, mit der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Windhoek zu fusionieren nach dem Motto: „Jeder kocht sein eigen Süppchen“. Zehn Jahre später die Einstellung der sehr interessanten wissenschaftliche Reihe „Namib und Meer“. Einige interesante Publikationen in Buchform, dann war auch da die Puste 'raus. Weitere zehn Jahre später die Führung von Herrn Weber Junior. Abfackelung des Museumsdepots, Verlust aller Vereinsfahnen (bis auf einzelne), sowie zahlreicher unersetzlicher, nie richtig erfasster Einzelstücke - Eine Kulturkatastrophe allerersten Ranges. Seltsame Personalpolitik, wo neue, gut ausgebildte junge und enthusiastsiche Geschäftsführer grund- und schuldlos gefeuert wurden. Und noch zehn Jahre später sollen die Bestände in schimmlige Räumlichkeiten verlagert werden, weil sie dort sicherer sein sollen? Die sichere Prognose ist, dass sie in weiteren zehn Jahren auf der Mülldeponie von Swakopmund landen werden. Zwei Stimmen auffällig still Diese Vorgänge sind schmerzlich für diejenigen, die namibisches Kulturgut ob seiner Seltenheit und Besonderheit zu schätzen, zu würdigen und sinnvoll zu nutzen wissen. Jedes kleine Bisschen davon, ob ein historischer Ortsname, ein Museumsexponat, ein seltenes Manuskript, ein kleines Kunstwerk, eine Jahrhunderte alte Zeitung, ein einzigartiges Foto, ein Denkmal ist Teil des Schatzes namibischen Kulturguts. Der derzeitige saloppe und rücksichtslose Umgang damit ist einer Generation, denen seinerzeit das Motto „Bauet am (deutschen) Erbe“ gnadenlos eingedrillt wurde, vollkommen unverständlich. Zwei Stimmen, die man normalerweise bei „deutsch-namibischen“ Kulturfragen deutlich vernimmt, sind auffällig still zu diesen Sachverhalten: Die deutsche Botschaft und der Deutsche Kulturrat. Komischerweise vernimmt von jenen Seiten kaum irgendwelche Geräusche, wenn z.B. eine beherzte Stellungnahme zu einer nun wirklich hirnrissigen Namensänderung nötig wäre, wie im Falle Lüderitz. Oder wenn einer deutsch-initiierten und -geführten Kulturinstitution wie der GfWE einmal mit einer beherzten cash injection auf die Sprünge geholfen werden soll. Gerade wurde das sechste Ausstattungshilfe-Abkommen zwischen Deutschland und Namibia unterzeichnet, in dessen Rahmen Mittel in einer Höhe seit 1992 fast 200 Mio. N$ bereitgestellt wurden. Das neue Abkommen sieht ein Gesamtbudget von mehr als 40 Mio. N$ vor - für die NDF (namibische Verteidigungskräste), ausgerechnet. An Geld kann es seitens Deutschlands jedenfalls nicht mangeln. Wer aber ist der Fürsprecher deutsch-namibischen Kulturguts? Hat sich der Kulturrrat inzwischen aus dieser Rolle verabschiedet? Wenn wir also sowieso gerade bei den Namens - und Sinnänderungen sind: Bitte auch das Motto am Eingang des Museums Swakopmund überpinseln: Anstatt „Bauet am Erbe“ sollte dort erscheinen „Säget am Erbe“. Das entspräche mehr dem Zeitgeist und den derzeit anscheinend gängigen Gepflogenheiten. Machen wir uns also nichts vor. Viel vom Erbe ist sowieso nicht mehr vorhanden. Den Rest werden wir auch noch schaffen. Dr. Andreas Vogt/Windhoek/Namibia BU Cohen Gestern in Erz gegossen, heute als Mäzen vergessen? Das Bronzeporträt des Förderers Sam Cohen (1890-1977), im Eingangsbereich der Sam-Cohen Bibliothek in Swakopmund. Fotos: Andreas Vogt BU Museum Unzeitgemäße änderungsbedürftige Inschrift am Eingang vom Museum Swakopmund: „Säget am Erbe“ wäre zeitgemäßer. BU Leseraum Leseraum der GfWE. Hier können Wissenschaftler und Interessierte in Ruhe die Schätze der Sam Cohen-Biblithek, der einzigartigen Zeitungssammlung und anderer Namibiana-Spezialitäten einsehen. Der alte OMEG-Bahnhof, Mitte der 90er Jahre denkmalfachgerecht erforscht, dokumentiert und restauriert. Derzeitig kommerziell genutzt. Foto: Andreas Vogt

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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