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Swakopmunder Kunstvereinigung: "Ich wund"re mich über gar nichts mehr"

Zweimal ein volles Haus, zweimal ein begeistertes Publikum. Ab jetzt wundert sich der Swakopmunder über gar nichts mehr. Was die Kunstvereinigung des Küstenortes da unter der Regie von Irmela Erlank-Rethemeyer am Sonntag- und Montagabend im Haus der Jugend auf die "Bretter, die die Welt bedeuten", gebracht hat, verdient höchstes Lob.

Eine Eigenproduktion mit frechen, witzigen, kecken Sprüchen und Liedern von berühmten Kabarett-Autoren wie Kästner, Loriot, Mey, Reutter und Morlock. Die sieben Akteure trafen immer wieder ins Schwarze, strapazierten die Lachmuskeln der Küstenbewohner und eroberten sich schnell ihre Herzen.


Unter dem Motto "Ich wundr"e mich über gar nichts mehr", erinnerten sie mit viel Spitzfindigkeit die Einwohner des Küstenortes an alte Anekdoten. Zum Beispiel: "Hat die Frau ihren eigenen Kopf, kommt sie in den Suppentopf" - Florin lässt grüßen. Auch die kürzlich nach einigen Hindernissen schließlich doch noch erfolgreich umbenannte Brückenstraße bekam ihr Fett ab: "Oh, Albertine, oh Libertine". Das Publikums tobte und vergoss reichlich Tränen vor Entzücken.


Mit ihrem "Wunderwerk" hatten die Akteure den Mund nicht zu voll genommen. Das hatte Format, eine Klasse für sich, da konnte sich so mancher Profi eine Scheibe von abschneiden. Die Künstler verstanden ihr Handwerk - gute Mimik, schauspielerische Begabung, gepaart mit tiefgründiger Satire und gespickt mit reichlich Lokalkolorit.


Klar die Stimmen, exakt und gut der Gesang. Und wer vorher behauptete, in den hinteren Reihen des Saals sei der Ton schwach, der sollte den Ohrenarzt aufsuchen. Auch ohne Mikrophon und Playback war an der Akustik nichts auszusetzen. Das Ensemble wurde von Werner Kühlwetter am Piano und Heinz Czech mit der Violine begleitet.


Mit dem "Body Beat" turnten die Schauspieler unter der Leitung von Turnmeister Günter Kesselmann nach politischer Lage: "Hier ist der Buschkrieg längst vorbei, verschont uns mit dem Buschgeschrei." Oder: "Im Kongo gibt"s fürs Morden Orden". Amüsant auch die Szene mit Käschi Roxin, die auf Südwesterdeutsch erklärte, wie wichtig Bildung ist - und worauf es im Leben wirklich ankommt.


"Auf dem alten Schillertisch hat Schiller selbst schon Maria Stuart bearbeitet", erklärte ihr Michael Müller-Engelhardt. Na, wenn das man bei Käschi nicht für Verwirrung sorgte. "Ach, ist Schiller tot? Sorry, ich lese keine AZ, was weiß ich wer Schiller ist." Zumindest wusste das Publikum spätestens jetzt, dass die Maria bestimmt nicht mehr Jungfrau war.


Zum Schluss gab es noch einen kleinen Tipp mit auf den Nachhauseweg: "Nehmt Euch selbst mal auf den Arm und springt über Euren eigenen Schatten." Das Fazit: Gut waren sie alle, ob Edda Schroeder, Käschi Roxin, Heidemarie Rapmund, Anton von Wietersheim, Günther Kesselmann und die Neulinge Ingrid Lenuck und Michael Müller-Engelhardt. Ein gelungener Abend. Schade, dass es keine Zugabe gab.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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