Symbol der Schande, nicht des Stolzes
Betr.: Namibische Jugendliche fluiegen mit Air Namibia zum Jugendfestival nach Sotschi (AZ-Berichte von Oktober 2017)
Das hatten sich die „Manager“ bei Air Namibia bestimmt schön gedacht: Politisch ein paar Pluspunkte sammeln und etwas Extra-Umsatz einfahren, in dem man ein paar Jugendkader aus Namibia nach Sotschi in Russland bringt. Der Ausgang war erwartbar.
Die Airline hat weder Kompetenzen noch Flexibilität, um solch einen Flugbetrieb außer der Reihe abzuwickeln. Zunächst mussten 120 Air-Namibia-Fluggäste für den normalen Windhoek-Frankfurt-Flug an dem Tag umgebucht werden. Die Maschine kam dann aus Sotschi viel zu spät in Frankfurt an. Der abendliche Flug um 20.10 Uhr von Frankfurt nach Windhoek konnte deshalb erst am nächsten Tag um 14 Uhr starten. Diese Maschine kam erst um Mitternacht in Namibia an und der Flug von Windhoek nach Frankfurt startete dadurch auch wieder um fünf Stunden verzögert. Allein der verspätete Flug Frankfurt-Windhoek wird Air Namibia ca. 2,5 Millionen N$ zusätzlich kosten (nach EU-Recht 9600 N$ Entschädigung plus Hotel plus Verpflegung plus Transport pro Passagier und dazu noch die Rechtskosten).
Unter dem Strich wird bei der Sotschi-Aktion ein Millionen-Minus bleiben. Air Namibia hat letztlich ein paar Kader beglückt und dafür wieder mehr als 500 reguläre Kunden zutiefst verärgert. Jeder davon erzählt mindestens 20 Leuten von seinen miserablen Erfahrungen mit Air Namibia.
Ganz egal auf welche Zahlen man schaut: Seit 20 Jahren ist Air Namibia ein volkswirtschaftliches Desaster für Namibia. Jedes Jahr verbrennt die Airline 600-700 Millionen N$ an Steuergeldern und braucht dazu noch regelmäßig Extra-Bailouts. Kinder in Namibia werden ihrer Chancen beraubt, Menschen sterben, weil eine adäquate Bildungs- und Gesundheits-Versorgung fehlt. Für Bildung und Gesundheit ist nicht genug Geld da, während für Air Namibia jeder Milliardenbetrag aufgebracht wird. Das ist eine menschenverachtende Politik.
Air Namibia brüstet sich damit, wie viel Geld sie bei namibischen Lieferanten ausgibt und wie wichtig sie für die namibische Wirtschaft wäre. Aber das sind vor allem Zwischenhändler, das Geld fließt überwiegend ins Ausland ab und kommt letztlich nicht der namibischen Wirtschaft zugute. Es kann gar nicht anders sein, denn Namibia stellt nun mal keine Flugzeuge, Flugzeug-Ersatzteile, Kerosin usw. her. Die A330 können in Namibia auch nicht gewartet werden. All das wird gegen harte Währung aus dem Ausland bezogen.
Gern wird behauptet, dass Air Namibia unersetzlich für den Tourismus wäre. Aber für den Tourismus in Namibia ist die Pannen-Airline seit langem kein Gewinn mehr, sondern eine Belastung. Wenn Air Namibia die Frankfurt-Strecke nicht mehr bedienen würde, dann stocken garantiert Condor oder Eurowings auf eine tägliche Verbindung auf. Die Airlines suchen für mehr Wachstum alle händeringend Strecken und erhöhte Frequenzen und die Nachfrage für einen täglichen Flug von Deutschland nach Namibia ist definitiv da. Nicht ein Tourist ginge ohne Air Namibia verloren, Namibia würde aber Milliarden sparen.
Dann wird behauptet, dass Air Namibia Arbeitsplätze schafft. Jeder Arbeitsplatz bei Air Namibia wird umgerechnet mit einer Million N$ pro Jahr subventioniert. Zum Mindestlohn könnte man mit den Air-Namibia-Subventionen 35000 Menschen in Namibia dauerhaft in Arbeit bringen, statt eben nur 700 bei Air Namibia.
Weiterhin nimmt Air Namibia für sich in Anspruch, Tourismus-Marketing für Namibia zu machen. Das Marketing-Budget von Air Namibia ist winzig und die Reichweite in den für Tourismus-Marketing enorm wichtigen Social Networks geht gegen null. Schon diverse Seiten zusammengerechnet, hat Air Namibia bei Facebook 28000 Follower. Bei Twitter hat der offizielle Air-Namibia-Account ganze 479 Follower. Zum Vergleich: Eine Qatar Airways, die (über Doha) auch Passagiere von Deutschland und anderswo nach Windhoek bringt, hat auf Facebook mehr als 13 Millionen Follower. Wenn Qatar Airways dann die Windhoek-Route bewirbt, erreichen die Millionen Menschen, die noch nie in Namibia waren. Eine Air Namibia erreicht maximal ein paar tausend Altkunden.
Immer wieder behaupten namibische Politiker, dass Air Namibia ein Symbol des Nationalstolzes sei. Wenn ein Flugzeug von Air Namibia mit der Flagge Namibias auf dem Heck auf ausländischen Flughäfen landet, dann sei das ein stolzer Botschafter Namibias. Wenn Air Namibia irgendeine Botschaft transportiert, dann sind es 20 Jahre Pannen, Inkompetenz, Korruption und Versagen. Air Namibia ist kein Symbol des Stolzes. Air Namibia ist ein Symbol der Schande.
Gernot Hoffmann, Hamburg
Das hatten sich die „Manager“ bei Air Namibia bestimmt schön gedacht: Politisch ein paar Pluspunkte sammeln und etwas Extra-Umsatz einfahren, in dem man ein paar Jugendkader aus Namibia nach Sotschi in Russland bringt. Der Ausgang war erwartbar.
Die Airline hat weder Kompetenzen noch Flexibilität, um solch einen Flugbetrieb außer der Reihe abzuwickeln. Zunächst mussten 120 Air-Namibia-Fluggäste für den normalen Windhoek-Frankfurt-Flug an dem Tag umgebucht werden. Die Maschine kam dann aus Sotschi viel zu spät in Frankfurt an. Der abendliche Flug um 20.10 Uhr von Frankfurt nach Windhoek konnte deshalb erst am nächsten Tag um 14 Uhr starten. Diese Maschine kam erst um Mitternacht in Namibia an und der Flug von Windhoek nach Frankfurt startete dadurch auch wieder um fünf Stunden verzögert. Allein der verspätete Flug Frankfurt-Windhoek wird Air Namibia ca. 2,5 Millionen N$ zusätzlich kosten (nach EU-Recht 9600 N$ Entschädigung plus Hotel plus Verpflegung plus Transport pro Passagier und dazu noch die Rechtskosten).
Unter dem Strich wird bei der Sotschi-Aktion ein Millionen-Minus bleiben. Air Namibia hat letztlich ein paar Kader beglückt und dafür wieder mehr als 500 reguläre Kunden zutiefst verärgert. Jeder davon erzählt mindestens 20 Leuten von seinen miserablen Erfahrungen mit Air Namibia.
Ganz egal auf welche Zahlen man schaut: Seit 20 Jahren ist Air Namibia ein volkswirtschaftliches Desaster für Namibia. Jedes Jahr verbrennt die Airline 600-700 Millionen N$ an Steuergeldern und braucht dazu noch regelmäßig Extra-Bailouts. Kinder in Namibia werden ihrer Chancen beraubt, Menschen sterben, weil eine adäquate Bildungs- und Gesundheits-Versorgung fehlt. Für Bildung und Gesundheit ist nicht genug Geld da, während für Air Namibia jeder Milliardenbetrag aufgebracht wird. Das ist eine menschenverachtende Politik.
Air Namibia brüstet sich damit, wie viel Geld sie bei namibischen Lieferanten ausgibt und wie wichtig sie für die namibische Wirtschaft wäre. Aber das sind vor allem Zwischenhändler, das Geld fließt überwiegend ins Ausland ab und kommt letztlich nicht der namibischen Wirtschaft zugute. Es kann gar nicht anders sein, denn Namibia stellt nun mal keine Flugzeuge, Flugzeug-Ersatzteile, Kerosin usw. her. Die A330 können in Namibia auch nicht gewartet werden. All das wird gegen harte Währung aus dem Ausland bezogen.
Gern wird behauptet, dass Air Namibia unersetzlich für den Tourismus wäre. Aber für den Tourismus in Namibia ist die Pannen-Airline seit langem kein Gewinn mehr, sondern eine Belastung. Wenn Air Namibia die Frankfurt-Strecke nicht mehr bedienen würde, dann stocken garantiert Condor oder Eurowings auf eine tägliche Verbindung auf. Die Airlines suchen für mehr Wachstum alle händeringend Strecken und erhöhte Frequenzen und die Nachfrage für einen täglichen Flug von Deutschland nach Namibia ist definitiv da. Nicht ein Tourist ginge ohne Air Namibia verloren, Namibia würde aber Milliarden sparen.
Dann wird behauptet, dass Air Namibia Arbeitsplätze schafft. Jeder Arbeitsplatz bei Air Namibia wird umgerechnet mit einer Million N$ pro Jahr subventioniert. Zum Mindestlohn könnte man mit den Air-Namibia-Subventionen 35000 Menschen in Namibia dauerhaft in Arbeit bringen, statt eben nur 700 bei Air Namibia.
Weiterhin nimmt Air Namibia für sich in Anspruch, Tourismus-Marketing für Namibia zu machen. Das Marketing-Budget von Air Namibia ist winzig und die Reichweite in den für Tourismus-Marketing enorm wichtigen Social Networks geht gegen null. Schon diverse Seiten zusammengerechnet, hat Air Namibia bei Facebook 28000 Follower. Bei Twitter hat der offizielle Air-Namibia-Account ganze 479 Follower. Zum Vergleich: Eine Qatar Airways, die (über Doha) auch Passagiere von Deutschland und anderswo nach Windhoek bringt, hat auf Facebook mehr als 13 Millionen Follower. Wenn Qatar Airways dann die Windhoek-Route bewirbt, erreichen die Millionen Menschen, die noch nie in Namibia waren. Eine Air Namibia erreicht maximal ein paar tausend Altkunden.
Immer wieder behaupten namibische Politiker, dass Air Namibia ein Symbol des Nationalstolzes sei. Wenn ein Flugzeug von Air Namibia mit der Flagge Namibias auf dem Heck auf ausländischen Flughäfen landet, dann sei das ein stolzer Botschafter Namibias. Wenn Air Namibia irgendeine Botschaft transportiert, dann sind es 20 Jahre Pannen, Inkompetenz, Korruption und Versagen. Air Namibia ist kein Symbol des Stolzes. Air Namibia ist ein Symbol der Schande.
Gernot Hoffmann, Hamburg
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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