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Techniker wird zum Komödianten
Techniker wird zum Komödianten

Techniker wird zum Komödianten

Im namibischen Nationaltheater ist am Donnerstag vergangener Woche ein (natürlich inoffizieller) Rekord gebrochen worden: Die Premiere von "Hollywood Highs" entpuppte sich als die wahrscheinlich lustigste Vorstellung des Jahres. Nur: geplant war die Komik eigentlich nicht.

Als das erste Mal die falsche Musik eingespielt wurde und die Tänzerinnen und Tänzer vom Cuban Corner verdattert auf der Bühne herumirrten, gab es einen kurzen peinlichen Moment. Macht ja nichts. Flops gehören zum Alltag des Showbusiness, und man tut am besten so, als wäre nichts passiert.

Beim zweiten und dritten technischen Versagen wurden im Publikum ungeduldige Stimmen laut. Gegen Ende des Abends war das gesamte Theaterhaus ein Brunnen der Heiterkeit. Was eine glamouröse Tanzvorstellung hatte werden sollen, entwickelte sich zu einer ad hoc-Komödie, wie sie köstlicher kaum hätte sein können.

Es war die Premiere von "Hollywood Highs", einem Potpourri von Tanzszenen aus den beliebtesten Hollywood-Musicals. Die Tänzerinnen und Tänzer hatten fünf Monate lang geprobt. Kostüme hatte man geschneidert, alle den Originalen aus den Filmen "Grease", "Saturday Night Fever", "Moulin Rouge" und "Chicago" nachempfunden. Dann aber machte die Technik dieser ambitionierten Produktion den Garaus.

Es fing an mit dem Moderator, der das Suchlicht suchen musste, weil der grelle Scheinwerferkegel starrköpfig am Bühnenvorhang klebte und sich nicht rühren wollte. Für mehr Amüsement sorgten die Bühnenarbeiter. Die schoben eifrig eine große Treppe auf die Bühne, aber es war die falsche Szene, also schnell wieder retour. Das Aus- und Einfahren des Kulissenhintergrundes wurde mit zur besten Show-Einlage. Da rollte die Skyline von Chicago zu Drei-Viertel-Länge vom Bühnenhimmel. Dann muss es sich der Techniker anders überlegt haben. Die Skyline ging wieder hoch, aber nein, doch wieder runter. Und balancierte dann ein paar Handbreit über dem Boden, scharf beobachtet vom inzwischen hysterisch kichernden Publikum, das auf weitere Stunts hoffte.

Der Höhepunkt der Heiterkeit war jedoch akustischer Natur. Die Schauspieler trugen Mikrophone für die kleinen Dialoge zwischen den Tanzszenen. Nur hatte ihnen wohl niemand verraten, dass die Mikros auch in den Pausen zwischen den Szenenwechsel eingeschaltet sind. Während die Zuschauer also auf das Einspielen des nächsten Musikstückes warteten, und das dauerte erfahrungsgemäß seine Zeit, kam es in den zweifelhaften Genuss, dem lauten Atmen aus erschöpften Tänzerlungen lauschen zu dürfen. Natürlich auch dem Geflüster hinter der Bühne. Und als dann ein Darsteller seinem Frust angesichts der technischen Flops mit einem deutlich hörbaren "F?ck!" Luft machte, kannte die Begeisterung im Publikum keine Grenzen mehr.

Sie mussten einem Leid tun, die Schauspieler. So viel offensichtliches Talent zum Tanzen und auch zur Komik - ein paar lustige Einlagen waren tatsächlich geplant -, und dann lacht das Publikum an Stellen, die gar nicht heiter gemeint waren. Edmund van Neel, Leiter der Tanzschule Cuban Corner, führte Regie für diese Produktion. Nach dem großen Erfolg der letzten Vorstellungen beim Bank Windhoek Arts Festival im September 2004 hatte Cuban Corner dieses Mal richtig groß auffahren wollen. Für vier Abende hatte die Tanzschule das Nationaltheater gemietet. Die Premiere am Donnerstag wurde zu einem Drittel voll; am Freitag nicht sehr viel mehr Publikum. Danach dürfte sich herumgesprochen haben, dass "Hollywood Highs" eigentlich so etwas wie eine Komödie ist.

Eine im Auftrag von Cuban Corner herausgegebene Pressemitteilung ermutigt die jungen Darsteller, sich von dem technischen Versagen, das "außerhalb ihrer Kontrolle" gelegen habe, nicht entmutigen zu lassen. Man solle vielmehr eine Abschlussvorstellung planen. Vielleicht kann das angeknackste Image damit wieder ein wenig aufpoliert werden. Bislang besteht schließlich kein Zweifel daran, dass die Akteure von Cuban Corner tanzen können. Besonders die Szenen aus "Chicago" und "Moulin Rouge" in der zweiten Hälfte der Inszenierung waren beeindruckend.

Doch die Produktion enthielt auch viele überflüssige Elemente und vor allem inhaltliche Lücken, die zu Verständnisschwierigkeiten führten. Projektleiter Edmund van Neel kann man für die Zukunft nur raten, die gesamte Vorstellung von mehr als drei Stunden Dauer rasant zusammenzukürzen und eine zusammenhängende Moderation für "Hollywood Highs" zu schreiben. Vor allem aber sollte er sich einen Techniker suchen, der kein verkappter Komödiant ist.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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