Tekies Märchenstunde

Sophia Tekie, die Leiterin des computergestützten Road Management Systems (RMS) der Straßenbehörde, hat ein Lügengebäude ohne Gleichen errichtet. Daran dürfte nach der gestrigen Aussage ihres "Ziehvaters" Gerald van Zyl kein Zweifel mehr bestehen.

Windhoek - Gerald van Zyl wurde gestern aus Südafrika eingeflogen, um vor der Untersuchungskommission zu Unregelmäßigkeiten bei der Straßenbehörde (Road Authority, RA) seine Aussage zu machen. Und die hatte es in sich. Von Zyl von dem südafrikanischen Unternehmen "BD Naidoo" hat einst für seinen ehemaligen Arbeitgeber "V & V Consulting Engineers" das RMS-System implementiert, das Sophia Tekie heute leitet.


Der im südlichen Afrika namhafte Ingenieur zeigte dabei nicht nur Unverständnis über Tekies Behauptungen, beim Straßenbauprojekt zwischen Okahandja und Otjiwarongo sei "gemauschelt" worden. Er zeigte auch ganz deutlich auf, wie wenig fundiert die Kritik Tekies an den Entscheidungen des RA-Managements sein muss: "Das RMS-System in Namibia ist noch überhaupt nicht so weit, verlässliche Daten liefern zu können. Es muss noch für die örtlichen Gegebenheiten feinkalibriert werden, außerdem sind die Datensätze keineswegs auf dem neusten Stand". Und weiter: "Das RMS ist ein Werkzeug auf Ebene des gesamten Straßen-Netzwerks eines Landes. Weltweit wird es nur in den USA auf Projektebene herangezogen, um z.B. Kosten für Straßenbauprojekte zu berechnen. Deshalb kann das namibische System lediglich Hinweise geben, wie auf Projektebene vorgegangen werden muss. Aber eine genaue Untersuchung vor Ort kann es nicht ersetzen".


Tekie, die in zahllosen Beschwerdebriefen an Journalisten, Vorgesetzte, Minister und auch Präsident Nujoma behauptet hatte, bei der Straßenbehörde würden "hunderte Millionen Namibia-Dollar" in überflüssige Neubauprojekte investiert, hatte ihre Anschuldigungen aber auf Basis der RMS-Daten formuliert. Im Falle des Straßenbauprojekts zwischen Okahandja und Otjiwarongo (Trunk Road 1/7) hatte sie vor der Kommission ausgesagt, dort seien statt benötigter N$ 60 Millionen fast N$ 180 Millionen ausgegeben worden.


Van Zyl, der auf Betreiben der Kommission dieses Projekt untersucht hat, kam dagegen zu einem ganz anderen Schluss: "Ich will darüber nicht streiten, denn beide Entscheidungen, sowohl der teure aber nachhaltige Neubau wie auch eine günstigere Überarbeitung der Straße sind ökonomisch vertretbar. Im Endeffekt entscheidet das Management, welche Strategie verfolgt wird." Nach Untersuchung der Unterlagen von Windhoek Consulting Engineers und der Besichtigung der fast fertig gestellten Strecke zog Van Zyl folgendes Fazit: "Die Strecke ist ausgezeichnet geworden, das ist sehr gute Arbeit. Und auch die Voruntersuchungen von WCE, die schließlich zu der Entscheidung führten, die Straße neu zu bauen, sind akkurat. Ich seh da kein Problem."


Mit der Aussage Van Zyls wird der präsidialen Untersuchungskommission einmal mehr die Basis entzogen, da sich am Ende kein einziger der von Tekie vorgebrachten Anschuldigungen erhärten lässt. Diese reichten von Korruption über Verschwendung und Mobbing bis hin zum Vorwurf der Unfähigkeit des gesamten Managements. Sich selbst hatte sie dabei stets außen vor gelassen.