Theater
Das Zeitalter der Frauen
Mit "God of Women" hat das Nationaltheater am vergangenen Wochenende das erste "Theatre Zone"-Stück dieses Jahres auf die Bühne gebracht. Das Drama um einen diktatorischen Stammesführer und seine vier Ehefrauen hat gute Chancen auf einen der Theaterpreise des NTN im kommenden Jahr.
"God of Women" handelt von König Lewanika, der auf seine alten Tage eine vierte Frau ehelicht, um mit ihr den längst überfälligen Thronfolger zu zeugen. Die Kritik an seinem totalitären und frauenverachtenden Regime spitzt sich im Laufe der Handlung zu, als nicht nur der Seher des Dorfes vom Zorn der Ahnen spricht, sondern auch die Frauen des Königs seine Autorität zu unterminieren beginnen. Als sich schließlich herausstellt, dass die Zeugung eines Thronfolgers eigentlich überflüssig ist, da Lewanikas erste Frau dem König bereits einen unehelichen Sohn geboren hatte, ist das Chaos vollkommen. Der Erstgeborene des Herrschers ist nämlich bereits ein erwachsener Mann - und ausgerechnet der Liebhaber von des Königs jüngster Ehefrau Joyce.
Als ein Drama um Inzest, um die Tragödien der Polygamie und um die Rolle der Frau im traditionellen afrikanischen Kontext ist "God of Women" ein Theaterstück, das Rechnung trägt von der sich wandelnden afrikanischen Gesellschaft. Besonders die jungen Menschen sind es hier, die sich gegen die althergebrachten Traditionen auflehnen. Joyce und der heimliche Thronfolger John beanspruchen für sich das Recht einer Liebesheirat, obwohl Joyce bereits dem König versprochen ist. Allerdings muss es erst zu der Enthüllung kommen, dass John der uneheliche Erstgeborene des Königs ist, damit dieser junge Mann nicht den gleichen Fehler begeht wie vor Jahren sein Vater Lewanika: Der hatte damals von seiner Frau verlangt, das uneheliche Kind abzutreiben. Ihr Ungehorsam allein rettet schließlich die Thronnachfolge.
Sifiso Nyathis Drama ist hochaktuelle Gesellschaftskritik im afrikanischen Kontext. Dem Autor gelingt es, mit subtilem Witz die Überlegenheit des männlichen Geschlechts in Frage zu stellen. Wenn Lewanikas Frauen sich in seiner Abwesenheit über Liebesdinge unterhalten, dann muss ihr respektloses Gelächter Hohn sein für jeden Mann, der immer noch glaubt, Mittelpunkt der Schöpfung zu sein. Das Zeitalter der Frauenrechte ist angebrochen, scheint Sifiso Nyathi sagen zu wollen - auch im tiefsten Busch und in den entlegensten Dörfern Namibias!
Leider ging so mancher Inhalt und Sprachwitz von Sifiso Nyathis Drama in der Inszenierung von "God of Women" verloren. So waren manche der Schauspielerinnen akustisch schwer zu verstehen. Tony Bett dagegen konnte mit seinem markanten Charakter in der Hauptrolle von König Lewanika überzeugen. Generell jedoch hätte man sich von einem Autor vom Format Sifiso Nyathis modernere Regieeinfälle gewünscht. Die Szene der Frauen beim Kornstampfen beispielsweise - das ist ein starkes Bild, das mit ein wenig Abstraktion und Phantasie an Symbolik hätte gewinnen können.
Stattdessen hat Regisseur Sifiso Nyathi das hier so typische realistische Theater inszeniert, das künstlerisch wenig ansprechend ist. Volkstheater eben, inklusive altbackenem Bühnenbild und übertriebenem Pathos. Weshalb das Publikum wohl auch wieder an all den Stellen gelacht hat, die eigentlich nicht witzig sein sollten - wenn es beispielsweise zu Handgreiflichkeiten und häuslicher Gewalt kommt.
"Die meisten Schauspieler in Namibia glauben, dass sie das Publikum zum Lachen bringen müssen, wenn sie auf der Bühne stehen", erklärt Sifiso Nyathi sein Dilemma als Regisseur. "Ist das Publikum mal ruhig, dann glauben sie, dass sie mit mehr Pathos und Witz spielen müssen, damit es ankommt."
Der Autor, als Dozent für u.a. Angewandte Linguistik an der Universität von Namibia beschäftigt, hatte sich nur drei Wochen Zeit genommen, um "God of Women" mit den Schauspielern auf die Bühne zu bringen. Zu kurz, um aus einem erstklassigen Drama eine gute Inszenierung zu machen. Nichtsdestotrotz: Zumindest als Theaterautor hat Sifiso Nyathi gute Chancen, wenn es im kommenden Jahr um die Verleihung der NTN Theatre Awards geht. Das Publikum indes hatte am vergangenen Wochenende schon Gelegenheit, seine Stimme für den besten Schauspieler oder die beste Schauspielerin für die Theatre Awards abzugeben.
((Infokasten:))
"God of Women" ist 1998 bei Out of Africa Publishers erschienen und unter der ISBN 99916-2-125-3 im Handel erhältlich (ca. N$ 27). Der Verlag hat in der vergangenen Woche außerdem "The Oracle of Cidino" herausgegeben, ein weiteres Theaterstück von Sifiso Nyathi. Besprechung demnächst in WAZ on.
Mit "God of Women" hat das Nationaltheater am vergangenen Wochenende das erste "Theatre Zone"-Stück dieses Jahres auf die Bühne gebracht. Das Drama um einen diktatorischen Stammesführer und seine vier Ehefrauen hat gute Chancen auf einen der Theaterpreise des NTN im kommenden Jahr.
"God of Women" handelt von König Lewanika, der auf seine alten Tage eine vierte Frau ehelicht, um mit ihr den längst überfälligen Thronfolger zu zeugen. Die Kritik an seinem totalitären und frauenverachtenden Regime spitzt sich im Laufe der Handlung zu, als nicht nur der Seher des Dorfes vom Zorn der Ahnen spricht, sondern auch die Frauen des Königs seine Autorität zu unterminieren beginnen. Als sich schließlich herausstellt, dass die Zeugung eines Thronfolgers eigentlich überflüssig ist, da Lewanikas erste Frau dem König bereits einen unehelichen Sohn geboren hatte, ist das Chaos vollkommen. Der Erstgeborene des Herrschers ist nämlich bereits ein erwachsener Mann - und ausgerechnet der Liebhaber von des Königs jüngster Ehefrau Joyce.
Als ein Drama um Inzest, um die Tragödien der Polygamie und um die Rolle der Frau im traditionellen afrikanischen Kontext ist "God of Women" ein Theaterstück, das Rechnung trägt von der sich wandelnden afrikanischen Gesellschaft. Besonders die jungen Menschen sind es hier, die sich gegen die althergebrachten Traditionen auflehnen. Joyce und der heimliche Thronfolger John beanspruchen für sich das Recht einer Liebesheirat, obwohl Joyce bereits dem König versprochen ist. Allerdings muss es erst zu der Enthüllung kommen, dass John der uneheliche Erstgeborene des Königs ist, damit dieser junge Mann nicht den gleichen Fehler begeht wie vor Jahren sein Vater Lewanika: Der hatte damals von seiner Frau verlangt, das uneheliche Kind abzutreiben. Ihr Ungehorsam allein rettet schließlich die Thronnachfolge.
Sifiso Nyathis Drama ist hochaktuelle Gesellschaftskritik im afrikanischen Kontext. Dem Autor gelingt es, mit subtilem Witz die Überlegenheit des männlichen Geschlechts in Frage zu stellen. Wenn Lewanikas Frauen sich in seiner Abwesenheit über Liebesdinge unterhalten, dann muss ihr respektloses Gelächter Hohn sein für jeden Mann, der immer noch glaubt, Mittelpunkt der Schöpfung zu sein. Das Zeitalter der Frauenrechte ist angebrochen, scheint Sifiso Nyathi sagen zu wollen - auch im tiefsten Busch und in den entlegensten Dörfern Namibias!
Leider ging so mancher Inhalt und Sprachwitz von Sifiso Nyathis Drama in der Inszenierung von "God of Women" verloren. So waren manche der Schauspielerinnen akustisch schwer zu verstehen. Tony Bett dagegen konnte mit seinem markanten Charakter in der Hauptrolle von König Lewanika überzeugen. Generell jedoch hätte man sich von einem Autor vom Format Sifiso Nyathis modernere Regieeinfälle gewünscht. Die Szene der Frauen beim Kornstampfen beispielsweise - das ist ein starkes Bild, das mit ein wenig Abstraktion und Phantasie an Symbolik hätte gewinnen können.
Stattdessen hat Regisseur Sifiso Nyathi das hier so typische realistische Theater inszeniert, das künstlerisch wenig ansprechend ist. Volkstheater eben, inklusive altbackenem Bühnenbild und übertriebenem Pathos. Weshalb das Publikum wohl auch wieder an all den Stellen gelacht hat, die eigentlich nicht witzig sein sollten - wenn es beispielsweise zu Handgreiflichkeiten und häuslicher Gewalt kommt.
"Die meisten Schauspieler in Namibia glauben, dass sie das Publikum zum Lachen bringen müssen, wenn sie auf der Bühne stehen", erklärt Sifiso Nyathi sein Dilemma als Regisseur. "Ist das Publikum mal ruhig, dann glauben sie, dass sie mit mehr Pathos und Witz spielen müssen, damit es ankommt."
Der Autor, als Dozent für u.a. Angewandte Linguistik an der Universität von Namibia beschäftigt, hatte sich nur drei Wochen Zeit genommen, um "God of Women" mit den Schauspielern auf die Bühne zu bringen. Zu kurz, um aus einem erstklassigen Drama eine gute Inszenierung zu machen. Nichtsdestotrotz: Zumindest als Theaterautor hat Sifiso Nyathi gute Chancen, wenn es im kommenden Jahr um die Verleihung der NTN Theatre Awards geht. Das Publikum indes hatte am vergangenen Wochenende schon Gelegenheit, seine Stimme für den besten Schauspieler oder die beste Schauspielerin für die Theatre Awards abzugeben.
((Infokasten:))
"God of Women" ist 1998 bei Out of Africa Publishers erschienen und unter der ISBN 99916-2-125-3 im Handel erhältlich (ca. N$ 27). Der Verlag hat in der vergangenen Woche außerdem "The Oracle of Cidino" herausgegeben, ein weiteres Theaterstück von Sifiso Nyathi. Besprechung demnächst in WAZ on.
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Allgemeine Zeitung
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