Tigerspuren auf dem Papier
Selbst wenn Namibia aus dem momentanen Strom-Schlamassel unbeschadet hervorgeht, besteht dringend Handlungsbedarf in Sachen Energiesicherheit. Denn die aktuellen Stromprobleme sind hausgemacht, die fehlende Entwicklung im Bereich der Starkstromnetze rächt sich heute.
Die Pläne von Ian McRae waren wirklich gut. Der ehemalige Geschäftsführer von Eskom, dem größten Stromversorger in der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika, hatte im Jahr 1995 richtig erkannt, dass eine nachhaltige Entwicklung der SADC erheblich einfacher wird, wenn alle Mitgliedsstaaten sich in einem leistungsfähigen Stromnetzwerk zusammenschließen. Die Vorteile dieses Modells, das sich seit Jahrzehnten erfolgreich in den USA und der EU bewährt, liegen auf der Hand: dezentrale Versorgung erhöht zum Beispiel die Energiesicherheit. Mitgliedsstaaten müssten sich nicht mehr auf Stromimporte einer einzigen, historisch gewachsenen Wirtschaftsmacht wie Südafrika verlassen, sondern könnten je nach Angebot und Nachfrage binnen weniger Stunden freie Strommengen quer durch das Südliche Afrika in jedes Land der SADC verschieben, in dem gerade erhöhter Bedarf besteht. Gemeinsam wäre es auch möglich, riesige, noch weitgehend ungenutzte Energiepotentiale in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) zu erschließen, wo nach Berechnungen McRaes durch Wasserkraftwerke am Zaire rund 100000 MW an sauberem, günstigen Strom gewonnen werden könnten.
Mit der Gründung des SAPP (Southern African Power Pool) im Jahr 1996 sollte McRaes Vision Wirklichkeit werden. Doch mittlerweile droht das Energienetzwerk des Südlichen Afrika nur mehr zu einem weiteren Beweis zu werden, wie geduldig Papier sein kann. In zehn Jahren haben es Tansania und die DRC, in denen mehr als ein Drittel der SADC-Bewohner leben, nicht geschafft, die nötigen Hochspannungsleitungen zu bauen, die einen Stromhandel im größeren Stil überhaupt erst möglich machen. Mit Namibia, Botswana, Angola, Südafrika, Simbabwe, Sambia, Swaziland und Mosambik sind heute nur acht SADC-Staaten überhaupt in der Lage, kleinere Strommengen untereinander zu handeln. Aber auch das ist im Prinzip Augenwischerei, denn nach wie vor dominiert Südafrika als Zentrum des SAPP den Strommarkt der Region, weil die radial aufgebauten Netze der anderen Mitgliedsländern noch immer voll auf Südafrika ausgerichtet sind und technisch noch nicht den Standard erreicht haben, Strom sicher von Ost nach West oder von Nord nach Süd zu leiten.
Namibia ist hier keine Ausnahme. Nach Schätzungen des Stromversorgers Nampower wird es noch mindestens zwei Jahre dauern, bis der geplante Bau einer rund 1000 Kilometer langen Verbindung über den Caprivi an das Stromnetz Simbabwes fertig gestellt ist, über die man endlich die Demokratische Republik Kongo (DRC) erreichen will.
Aber hinterher ist man natürlich immer schlauer. Das weiß auch Rainer Jagau von Nampower, der angesichts der Frage, wie sich Namibia bloß in das jetzige Stromschlamassel hinein manövrieren konnte an das Jahr 1990 erinnert, in dem man hätte entscheiden können, ob Namibia auch zukünftig abhängig bleiben will von Stromimporten aus Südafrika, oder selbst zum Stromexporteur aufsteigen wolle. "Zurückblickend ist jeder sehr intelligent und hat die richtigen Pläne und Lösungen parat. Aber wir sollten nicht vergessen, dass die Stromversorger NamPower/SWAWEK bereits 1990 mit der Entwicklung des Kudugas- und Epupa- Wasserkraftwerks beschäftigt waren, aber überall auf Widerstand stießen. Niemand war damals bereit eine der Entwicklungen zu unterstützen, die Namibias heutige Stromprobleme auf einen Schlag gelöst hätten, damals aber vielen Leuten zu teuer erschienen".
Die von Jagau erwähnten Widerstände gegen neue Energieprojekte bestätigt auch die Pressesprecherin von Eskom, Carin de Villiers. In einem Interview der Wirtschaftszeitung Business Day vom 20. Januar, sagt de Villiers, die Politiker hätten sich nach der Unabhängigkeit auch in Südafrika gegen den Ausbau des Stromnetzwerkes entschieden, weil man andere Bereiche als wichtiger eingeschätzt habe. "Die Regierung hatte andere Prioritäten, denn im Vergleich zu den damals recht modernen Strassen- und Stromnetzen gab es ja viele Bereiche, die überhaupt noch nicht entwickelt waren. Diese Entscheidung rächt sich jetzt allerdings. Allein die dringend notwendige Modernisierung des Stromleitungssystems innerhalb Südafrikas wird mehrere Milliarden Rand kosten und nach unseren Schätzungen zehn Jahre dauern", so Villiers.
Die Pläne von Ian McRae waren wirklich gut. Der ehemalige Geschäftsführer von Eskom, dem größten Stromversorger in der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika, hatte im Jahr 1995 richtig erkannt, dass eine nachhaltige Entwicklung der SADC erheblich einfacher wird, wenn alle Mitgliedsstaaten sich in einem leistungsfähigen Stromnetzwerk zusammenschließen. Die Vorteile dieses Modells, das sich seit Jahrzehnten erfolgreich in den USA und der EU bewährt, liegen auf der Hand: dezentrale Versorgung erhöht zum Beispiel die Energiesicherheit. Mitgliedsstaaten müssten sich nicht mehr auf Stromimporte einer einzigen, historisch gewachsenen Wirtschaftsmacht wie Südafrika verlassen, sondern könnten je nach Angebot und Nachfrage binnen weniger Stunden freie Strommengen quer durch das Südliche Afrika in jedes Land der SADC verschieben, in dem gerade erhöhter Bedarf besteht. Gemeinsam wäre es auch möglich, riesige, noch weitgehend ungenutzte Energiepotentiale in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) zu erschließen, wo nach Berechnungen McRaes durch Wasserkraftwerke am Zaire rund 100000 MW an sauberem, günstigen Strom gewonnen werden könnten.
Mit der Gründung des SAPP (Southern African Power Pool) im Jahr 1996 sollte McRaes Vision Wirklichkeit werden. Doch mittlerweile droht das Energienetzwerk des Südlichen Afrika nur mehr zu einem weiteren Beweis zu werden, wie geduldig Papier sein kann. In zehn Jahren haben es Tansania und die DRC, in denen mehr als ein Drittel der SADC-Bewohner leben, nicht geschafft, die nötigen Hochspannungsleitungen zu bauen, die einen Stromhandel im größeren Stil überhaupt erst möglich machen. Mit Namibia, Botswana, Angola, Südafrika, Simbabwe, Sambia, Swaziland und Mosambik sind heute nur acht SADC-Staaten überhaupt in der Lage, kleinere Strommengen untereinander zu handeln. Aber auch das ist im Prinzip Augenwischerei, denn nach wie vor dominiert Südafrika als Zentrum des SAPP den Strommarkt der Region, weil die radial aufgebauten Netze der anderen Mitgliedsländern noch immer voll auf Südafrika ausgerichtet sind und technisch noch nicht den Standard erreicht haben, Strom sicher von Ost nach West oder von Nord nach Süd zu leiten.
Namibia ist hier keine Ausnahme. Nach Schätzungen des Stromversorgers Nampower wird es noch mindestens zwei Jahre dauern, bis der geplante Bau einer rund 1000 Kilometer langen Verbindung über den Caprivi an das Stromnetz Simbabwes fertig gestellt ist, über die man endlich die Demokratische Republik Kongo (DRC) erreichen will.
Aber hinterher ist man natürlich immer schlauer. Das weiß auch Rainer Jagau von Nampower, der angesichts der Frage, wie sich Namibia bloß in das jetzige Stromschlamassel hinein manövrieren konnte an das Jahr 1990 erinnert, in dem man hätte entscheiden können, ob Namibia auch zukünftig abhängig bleiben will von Stromimporten aus Südafrika, oder selbst zum Stromexporteur aufsteigen wolle. "Zurückblickend ist jeder sehr intelligent und hat die richtigen Pläne und Lösungen parat. Aber wir sollten nicht vergessen, dass die Stromversorger NamPower/SWAWEK bereits 1990 mit der Entwicklung des Kudugas- und Epupa- Wasserkraftwerks beschäftigt waren, aber überall auf Widerstand stießen. Niemand war damals bereit eine der Entwicklungen zu unterstützen, die Namibias heutige Stromprobleme auf einen Schlag gelöst hätten, damals aber vielen Leuten zu teuer erschienen".
Die von Jagau erwähnten Widerstände gegen neue Energieprojekte bestätigt auch die Pressesprecherin von Eskom, Carin de Villiers. In einem Interview der Wirtschaftszeitung Business Day vom 20. Januar, sagt de Villiers, die Politiker hätten sich nach der Unabhängigkeit auch in Südafrika gegen den Ausbau des Stromnetzwerkes entschieden, weil man andere Bereiche als wichtiger eingeschätzt habe. "Die Regierung hatte andere Prioritäten, denn im Vergleich zu den damals recht modernen Strassen- und Stromnetzen gab es ja viele Bereiche, die überhaupt noch nicht entwickelt waren. Diese Entscheidung rächt sich jetzt allerdings. Allein die dringend notwendige Modernisierung des Stromleitungssystems innerhalb Südafrikas wird mehrere Milliarden Rand kosten und nach unseren Schätzungen zehn Jahre dauern", so Villiers.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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