Tipp für Bücherwürmer
Wieder ist es dem Glanz&Gloria-Verlag in Windhoek gelungen, das Urheberrecht für ein gesuchtes Werk zur namibischen Kolonialgeschichte zu erhalten. Mitte der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts schrieb der Schriftsteller Walther Wülfing den Tatsachenroman "Männer reiten fürs Vaterland", die Geschichte der Erckert-Expedition in die Kalahari, auf der Suche nach Simon Kopper. Dieses Werk erscheint jetzt unter dem neuen Titel "Im Morgengrauen gegen Kopper".
Es ist ein "Tatsachen-Trivialroman" aus der Zeit, als in Deutschland Kolonialrevisionisten eine wahre Blütezeit erlebten. Die deutsche Jugend liebte solche Abenteuer, erlebt in der "weiten Welt", die Protagonisten waren wagemutige deutsche Helden, Schutztruppler, Forschungsreisende, Farmer, die sich immer gegen Schurken durchsetzen mussten. Natürlich muss man eine solche Erzählung heute vor dem damaligen soziologisch-politischen Hintergrund sehen.
Interessant an dieser Veröffentlichung ist die Tatsache, dass Walther Wülfing als Leutnant der kaiserlichen Schutztruppe maßgeblich an dieser Expedition beteiligt war. Der Leser erfährt aus erster Hand von den monatelangen Vorbereitungen der Expedition. Bis ins kleinste Detail plante der Protagonist, Hauptmann Friedrich von Erckert, diesen Feldzug gegen den letzten Rebellen im deutschen Schutzgebiet.
Erckert hatte bereits den Feldzug gegen die Herero im Jahre 1904 mitgemacht. Angeregt durch die ungewöhnlichen Kampfmethoden der Eingeborenen, vor allen Dingen den Guerillakrieg der Nama im Süden, sann Erckert, nachdem ihm der Auftrag übergeben wurde, Simon Kopper zu fassen, intensiv über neuartige Truppenbewegungen im schwierigen Gelände Südwestafrikas nach und veröffentlichte eine "Denkschrift über eine Unternehmung mit Kamelreiter-Einheiten gegen Simon Kopper in die Kalahari hinein".
Ohne sich auf die Assistenz der Schutztruppenführung zu verlassen, plante er das Anlegen strategischer Wasserstellen, Heliographenstationen, Sanitätsstützpunkte, ja sogar die Aufteilung der Leuchtpistolen nahm er einzeln vor. Seinen Offiziersfreund Bodo Oberg beauftragte er mit dem Entwurf eines kamelgerechten Sattels.
Diese Planungen wurden unter enormen Zeitdruck vorgenommen, wobei das größte Problem die Ausbildung der im Lande befindlichen Transportkamele (richtiger Dromedare) zu Reitkamelen war.
Dann geht es los! Unbarmherzig, gegen sich selbst und seine Untergebenen sucht er den Feind in der Kalahariwüste. Was er der Truppe an Strapazen und psychischer Standfestigkeit abverlangte, glich, wie es Adolf Fischer ausdrückte, einer "fast wissenschaftlichen Erprobung des Bogens menschlicher Energie auf Spannungsweite". Nach unsäglichen Strapazen wird dann endlich der Feind bei Seatsub entdeckt. Am 16. März 1908 erfolgt der Angriffsbefehl Erckerts.
Diese Geschichte hat der Chronist Leutnant Wülfing en détail aufgeschrieben. Außerdem wird dieser Tatsachenroman durch hervorragendes Fotomaterial aus dem Besitz von Leutnant Walther Wülfing unterlegt. Mit "hervorragend" meint der Autor dieser Rezension weniger die Qualität als die Authentizität der Fotos, die offensichtlich von Wülfing selbst stammten. Sie werten dieses Buch maßgeblich auf.
Der Enkel von Walther Wülfing, Volker P. Möllmann aus Freiburg, hatte sich zeitlebens gewünscht, dass die Bücher seines Großvaters der Nachwelt erhalten blieben. Es war ihm leider nicht vergönnt, die Neuauflage dieses Buches zu erleben. Volker P. Möllmann verstarb vier Wochen vor Erscheinen dieses Büchleins.
Diese Veröffentlichung eignet sich hervorragend als Weihnachtsgeschenk für alle Personen, die sich für die Geschichte Namibias, insbesondere die deutsche koloniale Vergangenheit interessieren. Empfehlenswert!
Johann Klein
Es ist ein "Tatsachen-Trivialroman" aus der Zeit, als in Deutschland Kolonialrevisionisten eine wahre Blütezeit erlebten. Die deutsche Jugend liebte solche Abenteuer, erlebt in der "weiten Welt", die Protagonisten waren wagemutige deutsche Helden, Schutztruppler, Forschungsreisende, Farmer, die sich immer gegen Schurken durchsetzen mussten. Natürlich muss man eine solche Erzählung heute vor dem damaligen soziologisch-politischen Hintergrund sehen.
Interessant an dieser Veröffentlichung ist die Tatsache, dass Walther Wülfing als Leutnant der kaiserlichen Schutztruppe maßgeblich an dieser Expedition beteiligt war. Der Leser erfährt aus erster Hand von den monatelangen Vorbereitungen der Expedition. Bis ins kleinste Detail plante der Protagonist, Hauptmann Friedrich von Erckert, diesen Feldzug gegen den letzten Rebellen im deutschen Schutzgebiet.
Erckert hatte bereits den Feldzug gegen die Herero im Jahre 1904 mitgemacht. Angeregt durch die ungewöhnlichen Kampfmethoden der Eingeborenen, vor allen Dingen den Guerillakrieg der Nama im Süden, sann Erckert, nachdem ihm der Auftrag übergeben wurde, Simon Kopper zu fassen, intensiv über neuartige Truppenbewegungen im schwierigen Gelände Südwestafrikas nach und veröffentlichte eine "Denkschrift über eine Unternehmung mit Kamelreiter-Einheiten gegen Simon Kopper in die Kalahari hinein".
Ohne sich auf die Assistenz der Schutztruppenführung zu verlassen, plante er das Anlegen strategischer Wasserstellen, Heliographenstationen, Sanitätsstützpunkte, ja sogar die Aufteilung der Leuchtpistolen nahm er einzeln vor. Seinen Offiziersfreund Bodo Oberg beauftragte er mit dem Entwurf eines kamelgerechten Sattels.
Diese Planungen wurden unter enormen Zeitdruck vorgenommen, wobei das größte Problem die Ausbildung der im Lande befindlichen Transportkamele (richtiger Dromedare) zu Reitkamelen war.
Dann geht es los! Unbarmherzig, gegen sich selbst und seine Untergebenen sucht er den Feind in der Kalahariwüste. Was er der Truppe an Strapazen und psychischer Standfestigkeit abverlangte, glich, wie es Adolf Fischer ausdrückte, einer "fast wissenschaftlichen Erprobung des Bogens menschlicher Energie auf Spannungsweite". Nach unsäglichen Strapazen wird dann endlich der Feind bei Seatsub entdeckt. Am 16. März 1908 erfolgt der Angriffsbefehl Erckerts.
Diese Geschichte hat der Chronist Leutnant Wülfing en détail aufgeschrieben. Außerdem wird dieser Tatsachenroman durch hervorragendes Fotomaterial aus dem Besitz von Leutnant Walther Wülfing unterlegt. Mit "hervorragend" meint der Autor dieser Rezension weniger die Qualität als die Authentizität der Fotos, die offensichtlich von Wülfing selbst stammten. Sie werten dieses Buch maßgeblich auf.
Der Enkel von Walther Wülfing, Volker P. Möllmann aus Freiburg, hatte sich zeitlebens gewünscht, dass die Bücher seines Großvaters der Nachwelt erhalten blieben. Es war ihm leider nicht vergönnt, die Neuauflage dieses Buches zu erleben. Volker P. Möllmann verstarb vier Wochen vor Erscheinen dieses Büchleins.
Diese Veröffentlichung eignet sich hervorragend als Weihnachtsgeschenk für alle Personen, die sich für die Geschichte Namibias, insbesondere die deutsche koloniale Vergangenheit interessieren. Empfehlenswert!
Johann Klein
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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