Titeltraum in Almaty geplatzt

Von Jakob Schulze Pals

Windhoek/Almaty

Das Ergebnis nach zehn Runden fiel zur Überraschung vieler Beobachter ziemlich deutlich aus. Der namibische Boxer Walter Kautondokwa und Kanat Islam hatten sich einen erbitterten Kampf geliefert, der in weiten Teilen zwar nicht hochklassig, dafür aber sehr umkämpft und leidenschaftlich geführt. Das Urteil aller Kampfrichter einstimmig für den Lokalmatadoren zu stimmen, überraschte daher und spiegelte nicht unbedingt das Geschehen wider. Zwei der Kampfrichter werteten den Kampf mit 97:92 für Islam, während ein Weiterer mit 99:92 für den Kasachen wertete. Laut dem russischen Boxkampfreporter Alexey Sukachev hatte Kautondokwa den Kampf mit 95:94 für sich auf seiner Scorekarte gewertet. Islam sah nach dem Kampf ziemlich lädiert aus, was nach dieser einstimmigen Wertung eher untypisch erschien. Und auch Sukachev gab in seinem Fazit zum Kampf an, dass es mit 35 Jahren für Islam langsam Zeit werde, den Weltmeisterschaftstitel in Angriff zu nehmen. Allerdings habe der Kampf deutlich gezeigt, dass dies noch ein äußerst langer Weg werden könne. Dieser umstrittene Sieg über Herausforderer Kautondokwa hätte das einmal mehr gezeigt. Der Gastgeber, der deutlich stämmigere der beiden Kämpfer begann dem Kampf mit einer hohen Aktivität und setzte immer wieder schnelle und solide Schläge, die den Namibier in Schach hielten. Auffällig war jedoch auch die unbeholfene Technik, mit der der kasachische Hoffnungsträger zu Werke ging. Kautondokwa, der deutlich größere Boxer und mit einer viel höheren Reichweite ausgestattet, hatte Probleme und versuchte irgendwie in seinen gewohnten Rythmus zu gelangen, wurde so in den ersten beiden Runden aber regelrecht überrollt. In Runde drei hatte sich „The Executioner“ vermehrt an den unorthodoxen Boxstil seines Kontrahenten gewöhnt und wehrte sich nun endlich. Islam zeigte sich durchaus überrascht von der Schlagkraft Kautondokwas. Der Kasache versuchte mit erhöhter Beinarbeit und ebenfalls recht unorthodoxen Ausweichbewegungen Kautondokwa Paroli zu bieten. Der Namibier konnte so in den Runden drei und vier keine außergewöhnlichen Schläge setzen, kämpfte seinen Gegner allerdings sichtbar müde. Kautondokwa startete dann auch stark in die fünfte Runde, wurde jedoch von einem überhändigen Linkshaken auf die Bretter geschickt. Es war die stärkste Runde von Islam. Denn Kautondokwa wankte nun mächtig und der olympische Bronzemedaillengewinner von 2008 setzte Schlag auf Schlag. In der Folge verwandelte sich der Kampf in einen Zermürbungskrieg. Islam, der seit Jahren in den USA trainiert, pfiff aus dem letzten Loch. Beim Kasachen ging nichts mehr. Kautondokwa fehlte bei seinen Schlägen jedoch einfach die letzte Präzision, um Islam zuzusetzen. Dessen Schläge waren einfach gezielter und effektiver. Dies bewog die Kampfrichter auch im Nachgang dazu, einstimmig für den Lokalmatadoren zu stimmen. So bleibt Kanat Islam nach 27 Kämpfen noch immer ungeschlagen, während Walter Kautondokwa seine zweite Niederlage bei 18 Siegen hinnehmen musste.