Toktokkie spricht: Lass die Steine in Ruh'
Namibia ist steinreich. Wir legen großen Wert auf den Nutzen oder die Schönheit von Steinen. Nur allzu leicht übersehen wir irgendwelche anderen Steine, die einfach so auf der Fläche liegen. Fast unverständlich erscheint es, dass solche 08/15-Steine etwas von ihrem Wert verlieren können, wenn wir sie verschieben oder umdrehen. Es ist aber so. Warum?
Wie jeder Namib-Toktokkie weiß, spielen Steine eine wichtige Rolle für die Biodiversität der Namib, obwohl sie leblose Gegenstände sind, die aus soliden Mineralien bestehen. Die feste Oberfläche gibt manchen Lebewesen Halt. Jeder einzelne Stein hat sein eigenes Mikroklima, das vom Steintyp, seiner Form, Textur, Größe, Höhe überm Erdboden sowie Tiefe unterm Erdboden beeinflusst wird. Helle und dunkle Steine können unterschiedliche Temperaturen haben. An heißen Nachmittagen sind emporragende Steinspitzen kühlere Fleckchen über dem brennend heißen Erdboden. Es ist noch kühler im Schutz unterm Stein. Dort kann es sogar auch etwas feucht sein von der übriggebliebenen Luftfeuchtigkeit, die bei Nacht in den Boden dringt und deren Verdunstung am Tage durch die Steinabdeckung verringert wird. An den Steinkanten sammeln sich Streu und Saat, die vom Wind herangeweht kommen.
Ein Stein kann durch die Ansammlung vieler Lebewesen einen regelrechten Mikrokosmos bilden. In bestimmten Gebieten der Namib wachsen Flechten auf den Steinen. Noch weiter verbreitet sind winzige Blaualgen, auch als Zyanophyzeen bekannt, die leichte Krusten unter lichtdurchlassende Steine bilden. Flechten und Blaualgen wachsen nur sehr langsam, spielen aber letztlich wichtige Rollen,da sie den Boden mit Nährstoffen bereichern können. Viele Insekten und Reptilien benutzen Steinspitzen, um sich vor Überhitzung zu retten, oder sie finden Unterschlupf darunter. Dort können sie sich auch noch vom angesammelten Müsli (Streu und Saat) stärken. Allerdings lauern manchmal auch Raubtiere auf Neuankömmlinge unter Steinen. Abgesehen davon kann sich so manches Tierchen dort unten in den kühlen und feuchten Nischen wohlfühlen. Dort können sich auch ihre Eier und Jungtiere entwickeln, obwohl sie sich noch nicht frei umherbewegen können.
Die Orientierung eines Steins ist wichtig. Flechten finden an der windgeschützen Seite eines Steins Sicherheit vor Sandstrahlen. Wenn man einen Stein umdreht, setzt man Flechten oder Blaualgen den schädlichen Elementen aus, was für sie tödlich sein kann. Sie wachsen nur sehr langsam nach; ein rollender Stein sammelt keine Flechten. Wenn man die winzigen Nischen unter Steinen freilegt, kann es dazu führen, dass heranreifende Eier zu Staub vertrocknen. Jungtiere, die sich noch nicht zur nächsten Nische retten können, sind den Elementen hoffnungslos ausgesetzt - sie überhitzen oder trocknen aus. Jedesmal, wenn irgendetwas Großes sich über die Fläche bewegt, z.B. ein Gemsbok oder ein Mensch, werden manche Steine von Fußtritten umgestoßen und es gibt eine lokale Störung. Damit kann sich die Natur gut abfinden. Wenn aber, um Himmelswillen, ein Auto oder Lastkraftwagen über eine steinige Wüstenfläche fährt, werden viele Steine entweder in den Erdboden gepresst oder umgestoßen, wodurch mehr weitverbreitende Störungen entstehen. Wenn viele Allradfahrzeuge abseits von Straßen fahren, z.B. um sich im Urlaub auf offener Steinfläche auszutoben, dann entsteht viel Schaden. Viele ökologische Prozesse werden dadurch unterbunden und können sich nicht mehr erholen. Die lebende Wüste wird somit zunehmend leblos, wüst und leer. Die Behörden, und eigentlich wir alle, sollten alles Mögliche tun, um das zu verhindern.
Zophosis moralesi weist auf sein Zuhause und mahnt: Lass die Steine in Ruh'!
Dr. Joh Henschel ([email protected])
Wie jeder Namib-Toktokkie weiß, spielen Steine eine wichtige Rolle für die Biodiversität der Namib, obwohl sie leblose Gegenstände sind, die aus soliden Mineralien bestehen. Die feste Oberfläche gibt manchen Lebewesen Halt. Jeder einzelne Stein hat sein eigenes Mikroklima, das vom Steintyp, seiner Form, Textur, Größe, Höhe überm Erdboden sowie Tiefe unterm Erdboden beeinflusst wird. Helle und dunkle Steine können unterschiedliche Temperaturen haben. An heißen Nachmittagen sind emporragende Steinspitzen kühlere Fleckchen über dem brennend heißen Erdboden. Es ist noch kühler im Schutz unterm Stein. Dort kann es sogar auch etwas feucht sein von der übriggebliebenen Luftfeuchtigkeit, die bei Nacht in den Boden dringt und deren Verdunstung am Tage durch die Steinabdeckung verringert wird. An den Steinkanten sammeln sich Streu und Saat, die vom Wind herangeweht kommen.
Ein Stein kann durch die Ansammlung vieler Lebewesen einen regelrechten Mikrokosmos bilden. In bestimmten Gebieten der Namib wachsen Flechten auf den Steinen. Noch weiter verbreitet sind winzige Blaualgen, auch als Zyanophyzeen bekannt, die leichte Krusten unter lichtdurchlassende Steine bilden. Flechten und Blaualgen wachsen nur sehr langsam, spielen aber letztlich wichtige Rollen,da sie den Boden mit Nährstoffen bereichern können. Viele Insekten und Reptilien benutzen Steinspitzen, um sich vor Überhitzung zu retten, oder sie finden Unterschlupf darunter. Dort können sie sich auch noch vom angesammelten Müsli (Streu und Saat) stärken. Allerdings lauern manchmal auch Raubtiere auf Neuankömmlinge unter Steinen. Abgesehen davon kann sich so manches Tierchen dort unten in den kühlen und feuchten Nischen wohlfühlen. Dort können sich auch ihre Eier und Jungtiere entwickeln, obwohl sie sich noch nicht frei umherbewegen können.
Die Orientierung eines Steins ist wichtig. Flechten finden an der windgeschützen Seite eines Steins Sicherheit vor Sandstrahlen. Wenn man einen Stein umdreht, setzt man Flechten oder Blaualgen den schädlichen Elementen aus, was für sie tödlich sein kann. Sie wachsen nur sehr langsam nach; ein rollender Stein sammelt keine Flechten. Wenn man die winzigen Nischen unter Steinen freilegt, kann es dazu führen, dass heranreifende Eier zu Staub vertrocknen. Jungtiere, die sich noch nicht zur nächsten Nische retten können, sind den Elementen hoffnungslos ausgesetzt - sie überhitzen oder trocknen aus. Jedesmal, wenn irgendetwas Großes sich über die Fläche bewegt, z.B. ein Gemsbok oder ein Mensch, werden manche Steine von Fußtritten umgestoßen und es gibt eine lokale Störung. Damit kann sich die Natur gut abfinden. Wenn aber, um Himmelswillen, ein Auto oder Lastkraftwagen über eine steinige Wüstenfläche fährt, werden viele Steine entweder in den Erdboden gepresst oder umgestoßen, wodurch mehr weitverbreitende Störungen entstehen. Wenn viele Allradfahrzeuge abseits von Straßen fahren, z.B. um sich im Urlaub auf offener Steinfläche auszutoben, dann entsteht viel Schaden. Viele ökologische Prozesse werden dadurch unterbunden und können sich nicht mehr erholen. Die lebende Wüste wird somit zunehmend leblos, wüst und leer. Die Behörden, und eigentlich wir alle, sollten alles Mögliche tun, um das zu verhindern.
Zophosis moralesi weist auf sein Zuhause und mahnt: Lass die Steine in Ruh'!
Dr. Joh Henschel ([email protected])
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Allgemeine Zeitung
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