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Tourismus ist das Zugpferd für die Internetgesellschaft Namibias

In Punkto Internet ist Namibia ein Entwicklungsland. Neben den technischen Hürden wird das weltweite Netz auch vom Großteil der Bevölkerung noch nicht so akzeptiert und genutzt wie in der westlichen Welt. Wir haben die Situation und die Hemmnisse zusammengefasst.

Wie in anderen Belangen ist Namibia auch beim Internet abhängig von Südafrika. Dorthin, genauer zu einem Vermittlungsanschluss in Johannesburg (SAIX), geht nämlich das so genannte Backbone, ein Glasfiberkabel, welches die Nutzung des WWW (World Wide Web) ermöglicht. Diese Leitung wird nach Angaben von Telecom Namibia, die jegliche Internetverbindung in diesem Land ermöglicht, auch für andere Provider (z.B. iway, MTC, MWeb), als "erste Wahl für regionalen Internetverkehr genutzt". Eine weitere Anbindung existiere über einen Intelsat-Satellit nach Fuchstadt in Deutschland. Laut Telecom Namibia werde "etwa die Hälfte des Verkehrs" über jede dieser Möglichkeiten abgewickelt.

Von 2048 kBit bis zum StillstandDennoch stöhnen Internetnutzer darüber, dass zum Beispiel der Seitenaufbau zu lange dauert oder die Übertragungsgeschwindigkeit zu niedrig ist. Das liegt an der Gesamtkapazität, die Namibia zu bieten hat. Diese beträgt laut Telecom 100 Megabit pro Sekunde (Mbps). Das ist dieselbe Geschwindigkeit, die eine Netzwerkkarte in einem herkömmlichen Computer hat. "Die Internetkapazität kann erhöht werden, je nachdem, wie der Bedarf wächst - durch weitere Verbindungen zu Südafrika, die erweitert werden können, um der Nachfrage Rechnung zu tragen", erklärt Telecom-Sprecher Oiva Angula. Tatsache aber ist, dass die Netzanbindung zu schwach ist. "Es gibt keine kontinuierliche Geschwindigkeit. Auch Breitband (Broad Band) nutzt nicht viel, weil alles wie durch ein Nadelöhr geht. Je mehr Menschen das Internet nutzen, desto langsamer wird es, denn die Kapazität bleibt ja die gleiche", beklagt Stephan Niemann, Webmaster beim Internetportal snip.com.na. Selbst die kabellose Verbindung (Wireless) ist keine ernsthafte Alternative, weil die Signale irgendwann auch ins feste Kabelnetz eingespeist würden. Ergo: Die Kapazität bleibt in jedem Fall gleich.

Bei allen hier zur Verfügung stehenden Möglichkeiten (von Modem bis ADSL) seien im Internet nur Geschwindigkeiten bis zu 2048 kBit (8 Bit = 1 Byte) pro Sekunde möglich - zumindest theoretisch. In der Praxis reiche das Spektrum "von 2000 kBit bis zum Totalzusammenbruch bzw. Stillstand", bemerkt Niemann. Aus seiner Sicht würde eine deutliche Verbesserung eintreten, wenn sich Namibia mit dem Kabel verbindet, welches auf dem Grund des Atlantiks vor der Küste liegt. Doch Telecom-Sprecher Angula winkt ab: An ein bestehendes Kabel sei kein nachträglicher Anschluss möglich, nur über die existierenden Zugänge (Landing Points). Aus hiesiger Sicht wären das die SAT-3-Zugänge in Luanda und Kapstadt. Immerhin plant Telecom Namibia "alternative Routen" und strebt umgehend einen Anschluss zu SAT-3 in Südafrika an. Langfristig wolle man einen eigenen Zugang einrichten - entweder "mit einem neuen Kabel oder über Swakopmund nach Luanda an den dortigen SAT-3-Punkt", so Angula.
Noch zu wenig AkzeptanzWährend sich die Menschen weltweit via Internet vernetzen, ist die Internetakzeptanz in Namibia noch sehr gering ausgeprägt. Wie viele WWW-Nutzer es in Namibia gibt, darüber darf munter spekuliert werden. Telecom Namibia habe zwar Schätzungen vorliegen, behandele diese aber vertraulich, hieß es. Ein Branchenkenner geht von rund 15000 privaten und geschäftlichen Anschlüssen aus, bestätigt ist diese Zahl jedoch nicht. "Die Nutzung steckt noch in den Kinderschuhen", schlussfolgert Niemann und sieht als Hauptursachen die vorherrschende Geschäftsmentalität sowie das mangelnde Bewusstsein für die Werbenutzung des Internets. Überdies sei der Wettbewerb noch nicht so stark vorhanden. Das gelte auch für die Branche, die sich mit der Erstellung von Webseiten befasse. Ein Mangel an Kreativität, Funktionalität und Pflege könne sich wie ein Bumerang auf das Unternehmen auswirken, warnt Niemann. Er weiß: "Eine Webseite braucht Aktualität, Dynamik und Interaktivität. Sie muss lebendig sein und stets wechselnde Inhalte bieten."

Allein die Tourismusbranche sei allen anderen bei der Internetnutzung voraus, weil sie sich durch größeren Druck einem weltweiten Trend anpassen müsse. Die Reiseindustrie setze auch Akzente, wenn es um Standort, Verwaltung und Betreuung des Servers (Web Hosting) für die eigene Homepage geht. Es liegt naturgemäß an der namibischen Situation, dass nicht wenige Firmen aus der Tourismusbranche ihre Homepage in Deutschland verwalten lassen - weil aus Deutschland die meisten Überseetouristen in dieses Land kommen und diese dann in den Genuss von schnellen Aufbauzeiten kommen. Neben der Schnelligkeit sind auch ausgezeichnete technische Möglichkeiten inklusive hoher Sicherheit sowie das Preis-Leistungsverhältnis Argumente, warum sich Unternehmer für das Web Hosting in Deutschland entscheiden. Als Alternative gilt die Verwaltung des Servers in Südafrika.

Webmaster Niemann sieht die Tourismusbranche als Motor und treibende Kraft der Internetgesellschaft in diesem Land. "Auch die Kinder, die in den Schulen mit Computer und Internet aufwachsen, werden eine neue Generation im Umgang mit dieser Technik bilden", ist er überzeugt. Bis es soweit ist, gilt für die Internetnutzung der Grundsatz, der auch für andere alltägliche Dinge in einem Entwicklungsland wie Namibia angewendet werden muss: Man braucht viel Geduld und gute Nerven.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-27

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