Tourismusbranche im Ostcaprivi in Aufbruchsstimmung
Katima Mulilo - Die Errichtung eines Militärlagers im Ostcaprivi (die AZ berichtete am 2. September) kann den Optimismus der Lodgebesitzer im Nordosten Namibias kaum dämpfen. Nachdem die Lodges im Ostcaprivi zweieinhalb Jahre lang wegen politischer Unruhen so gut wie keinen Umsatz zu verbuchen hatten, befindet sich der Fremdenverkehr in der Region nun zumindest ansatzweise wieder im Aufwärtstrend.
Als am 3. Januar 2000 drei französische Jugendliche im Westcaprivi von mutmaßlichen angolanischen Unita-Rebellen ermordet wurden, stürzte der Tourismus im äußersten Nordosten Namibias in seine bis heute tiefste Krise. Alle in Namibia ansässigen Botschaften rieten ihren Bürgern, den Caprivi zu meiden. Mit verheerenden Folgen: Die Lodges sahen sich von einer Stornierungswelle bis dahin ungekannten Ausmaßes konfrontiert.
Nach der schweren Attacke, die weltweit für Schlagzeilen sorgte, ergriff die namibische Regierung zum Schutz ihrer Bürger, Fernfahrern und der wenigen Touristen, die den Caprivi noch bereisten, die wahrscheinlich einzig richtige Maßnahme. Während in Südangola der Bürgerkrieg tobte und sporadisch auch auf namibischen Boden überschwappte, wurden südlich der Grenze auf namibischem Territorium alle Zivilfahrzeuge auf der Trans-Caprivi-Fernstraße zwischen Divundu und Kongola einer in der Geschichte des unabhängigen Namibias bisher einzigartigen Schutzmaßnahme unterworfen: Motorisierte Zivilisten durften die Strecke nur in Begleitung eines Militärkonvois der hiesigen NDF-Streitkräfte befahren. Damit wollte man weiteres Blutvergießen unter der Bevölkerung und Reisenden verhindern. Der Begleitzug zwischen Divundu und Kongola fuhr zweimal täglich. Bei Rückbetrachtung steht fest, dass viele Touristen nicht nur durch die politischen Unruhen, sondern auch durch die gut gemeinten, aber strengen an den Militärkonvoi geknüpften Reiseauflagen von einer Tour in den Ostcaprivi abgeschreckt wurden.
Nicht nur die Fremdenverkehrsbranche im Ostcaprivi, sondern auch die Zivilbevölkerung im Westcaprivi bekam die Folgen der politischen Unruhen in Angola zu spüren. Immer wieder wurden Dörfer auf namibischer Seite überfallen, die Bewohner ausgeraubt und verschleppt und ihr Vieh gestohlen. Die Spuren der Täter verloren sich auf angolanischem Boden. Namibias und Angolas Regierung lasteten diese Übergriffe ausnahmslos den so genannten "Unita-Banditen_ an.
Als Unita-Chef Jonas Savimbi im Februar 2002 bei einer Regierungsoffensive von angolanischen MPLA-Soldaten getötet wurde, wendete sich das Blatt. Tausende Unita-Rebellen gaben ihre Waffen ab. Der Frieden in Angola und damit auch im Nordosten Namibias rückte wieder in greifbare Nähe. Die Militärkonvois zwischen Divundu und Kongola wurden im Juni abgeschafft. Für den Tourismus im Ostcaprivi deutete sich damit eine Trendwende an.
Im Nachhinein beklagt die überwältigende Mehrheit der Lodgebesitzer und -verwalter jedoch, dass ihr Geschäft durch die Ignoranz hiesiger Reiseveranstalter und unbegründete Angst der Urlauber in Mitleidenschaft gezogen wurde. "Die Unruhen fanden 200 Kilometer westlich von uns statt. Der Ostcaprivi war zu keinem Zeitpunkt politisch unruhig. Wir haben hier niemals einen einzigen Schuss fallen hören. Das Gros der Zwischenfälle ereignete sich im Bezirk Mukwe im Westcaprivi. Das wussten auch die Reiseveranstalter_, sagt Henk Coetzer von der am Kwando-Fluss an der namibisch-botswanischen Grenze liegenden Namushasha Lodge. Das Unternehmen gehört zur Firmengruppe Namibia Country Lodges.
Nur im August 1999, als es in und um die Regional-Hauptstadt Katima Mulilo zu einem blutigen Aufstand der sezessionistischen Caprivi Liberation Army (CLA) kam, habe man eine Handvoll Stornierungen zu verbuchen gehabt. Die bewaffnete Erhebung war rasch niedergeschlagen - und die Fremdenverkehrsindustrie atmete auf. Die mutmaßlichen Sezessionisten müssen sich derzeit unter der Anklage des Hochverrats und Mordes vor Gericht verantworten.
Kopfzerbrechen bereitet den Lodgebetreibern allerdings die prekäre politische Lage in Simbabwe, wo bisher hunderte weißer Landwirte von ihren Farmen vertrieben wurden. Der Tourismus im Caprivi ist direkt abhängig von der politischen Situation der Nachbarn Simbabwe, Sambia, Angola und Botswana.
Die Probleme, mit denen der Fremdenverkehr zwischen Januar 2000 und April 2002 zu kämpfen hatten, zogen sich durch alle sozialen Schichten, da die meisten Lodge-Angestellten Angehörige in ihren Heimatdörfern haben, die auf einen Teil des Ankommens angewiesen sind. Die finanzielle Belastung bekamen in erster Linie die ärmeren Menschen zu spüren. Das Geld, das viele Lodgebetreiber in guten Zeiten für die Entwicklung der ländlichen Kommunen locker machten, fehlte gleichfalls.
Angelique Tromp, ebenfalls auf der Namushasha Lodge tätig, vergleicht die damalige Stornierungswelle mit "einer Ader, die plötzlich durchtrennt worden ist_. Obwohl so gut wie keine Touristen mehr kamen, wurde auch in Zeiten der schwersten Krise kein einziger Angestellter entlassen. "Als die Touristen wegblieben, stellten wir unsere Arbeitnehmer auf Teilzeitbasis an_, blickt Coetzer zurück. "Die Angestellten hatten Verständnis für die Notsituation. Einige zogen freiwillig in ihre Dörfer zurück. Von den ursprünglich 24 Arbeitnehmern haben wir heute nur noch zehn. Doch wenn sich der derzeitige Positivtrend fortsetzt, werden wir sie wieder einstellen._
Das Glück, wie Coetzer und Tromp eine finanzstarke Firmengruppe hinter sich zu haben, hat nicht jeder Lodgebetreiber. So musste die ebenfalls am Kwando liegende Lodge Open Skies nach Ausbruch der Unruhen schließen, "weil wir die Verluste nicht aus eigener Tasche decken konnten_, wie ein leitender Arbeitnehmer sagt. Das Unternehmen öffnete erst kürzlich wieder unter dem neuen Namen Camp Kwando. "Wir haben zwar keine finanziellen Reserven mehr, aber unsere aktuelle Belegungsrate kann sich sehen lassen._
Peter Visagie leitet die Zambezi Lodge am östlichen Ortsausgang von Katima Mulilo. Auch er weiß von den Leiden zu berichten, die mit dem Wegbleiben der Touristen einhergingen. "Allein durch Stornierungen hatten wir im Jahr 2001 Umsatzeinbußen in Höhe von N$ 280000 zu Buche stehen_, erzählt der Jungunternehmer. "Bei den wenigen Gästen, die sich noch bei uns einbuchten, handelte es sich fast ausnahmslos um Geschäftsleute, die per Flugzeug kamen. Auf dem Landwege hat sich niemand mehr in den Ostcaprivi getraut._ Im Juli 2002, so Visagie, ging es dann wieder aufwärts. "Im Vergleich zum Jahr zuvor stieg unsere Belegungsrate im Juli um 30 Prozent von fünf auf 35 Prozent._
Visagies Mutter Alta ist Inhaberin der King_s Den Lodge im Dreiländereck Namibia-Simbabwe-Sambia. Sie hatte mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie ihr Sohn. "Wir haben uns alle erdenkliche Mühe gegeben, die Veranstalter und Reisenden zu überzeugen, dass der Ostcaprivi ein sicheres Pflaster ist, aber es hat nichts gefruchtet. Im Nachhinein frage ich mich, wie es die meisten Lodgebetreiber geschafft haben, ihren Betrieb zu retten. Dass es uns dennoch gelungen ist, spricht für unser Durchhaltevermögen._
Das Gefühl der Solidarität innerhalb des Fremdenverkehrs im Ostcaprivi fasst Valerie Sparg, Inhaberin der Kalizo Lodge am Sambesi, passend zusammen: "Aus den Zeiten der Not, in denen wir uns allein gelassen gefühlt haben, gehen wir jetzt gestärkt hervor.
Als am 3. Januar 2000 drei französische Jugendliche im Westcaprivi von mutmaßlichen angolanischen Unita-Rebellen ermordet wurden, stürzte der Tourismus im äußersten Nordosten Namibias in seine bis heute tiefste Krise. Alle in Namibia ansässigen Botschaften rieten ihren Bürgern, den Caprivi zu meiden. Mit verheerenden Folgen: Die Lodges sahen sich von einer Stornierungswelle bis dahin ungekannten Ausmaßes konfrontiert.
Nach der schweren Attacke, die weltweit für Schlagzeilen sorgte, ergriff die namibische Regierung zum Schutz ihrer Bürger, Fernfahrern und der wenigen Touristen, die den Caprivi noch bereisten, die wahrscheinlich einzig richtige Maßnahme. Während in Südangola der Bürgerkrieg tobte und sporadisch auch auf namibischen Boden überschwappte, wurden südlich der Grenze auf namibischem Territorium alle Zivilfahrzeuge auf der Trans-Caprivi-Fernstraße zwischen Divundu und Kongola einer in der Geschichte des unabhängigen Namibias bisher einzigartigen Schutzmaßnahme unterworfen: Motorisierte Zivilisten durften die Strecke nur in Begleitung eines Militärkonvois der hiesigen NDF-Streitkräfte befahren. Damit wollte man weiteres Blutvergießen unter der Bevölkerung und Reisenden verhindern. Der Begleitzug zwischen Divundu und Kongola fuhr zweimal täglich. Bei Rückbetrachtung steht fest, dass viele Touristen nicht nur durch die politischen Unruhen, sondern auch durch die gut gemeinten, aber strengen an den Militärkonvoi geknüpften Reiseauflagen von einer Tour in den Ostcaprivi abgeschreckt wurden.
Nicht nur die Fremdenverkehrsbranche im Ostcaprivi, sondern auch die Zivilbevölkerung im Westcaprivi bekam die Folgen der politischen Unruhen in Angola zu spüren. Immer wieder wurden Dörfer auf namibischer Seite überfallen, die Bewohner ausgeraubt und verschleppt und ihr Vieh gestohlen. Die Spuren der Täter verloren sich auf angolanischem Boden. Namibias und Angolas Regierung lasteten diese Übergriffe ausnahmslos den so genannten "Unita-Banditen_ an.
Als Unita-Chef Jonas Savimbi im Februar 2002 bei einer Regierungsoffensive von angolanischen MPLA-Soldaten getötet wurde, wendete sich das Blatt. Tausende Unita-Rebellen gaben ihre Waffen ab. Der Frieden in Angola und damit auch im Nordosten Namibias rückte wieder in greifbare Nähe. Die Militärkonvois zwischen Divundu und Kongola wurden im Juni abgeschafft. Für den Tourismus im Ostcaprivi deutete sich damit eine Trendwende an.
Im Nachhinein beklagt die überwältigende Mehrheit der Lodgebesitzer und -verwalter jedoch, dass ihr Geschäft durch die Ignoranz hiesiger Reiseveranstalter und unbegründete Angst der Urlauber in Mitleidenschaft gezogen wurde. "Die Unruhen fanden 200 Kilometer westlich von uns statt. Der Ostcaprivi war zu keinem Zeitpunkt politisch unruhig. Wir haben hier niemals einen einzigen Schuss fallen hören. Das Gros der Zwischenfälle ereignete sich im Bezirk Mukwe im Westcaprivi. Das wussten auch die Reiseveranstalter_, sagt Henk Coetzer von der am Kwando-Fluss an der namibisch-botswanischen Grenze liegenden Namushasha Lodge. Das Unternehmen gehört zur Firmengruppe Namibia Country Lodges.
Nur im August 1999, als es in und um die Regional-Hauptstadt Katima Mulilo zu einem blutigen Aufstand der sezessionistischen Caprivi Liberation Army (CLA) kam, habe man eine Handvoll Stornierungen zu verbuchen gehabt. Die bewaffnete Erhebung war rasch niedergeschlagen - und die Fremdenverkehrsindustrie atmete auf. Die mutmaßlichen Sezessionisten müssen sich derzeit unter der Anklage des Hochverrats und Mordes vor Gericht verantworten.
Kopfzerbrechen bereitet den Lodgebetreibern allerdings die prekäre politische Lage in Simbabwe, wo bisher hunderte weißer Landwirte von ihren Farmen vertrieben wurden. Der Tourismus im Caprivi ist direkt abhängig von der politischen Situation der Nachbarn Simbabwe, Sambia, Angola und Botswana.
Die Probleme, mit denen der Fremdenverkehr zwischen Januar 2000 und April 2002 zu kämpfen hatten, zogen sich durch alle sozialen Schichten, da die meisten Lodge-Angestellten Angehörige in ihren Heimatdörfern haben, die auf einen Teil des Ankommens angewiesen sind. Die finanzielle Belastung bekamen in erster Linie die ärmeren Menschen zu spüren. Das Geld, das viele Lodgebetreiber in guten Zeiten für die Entwicklung der ländlichen Kommunen locker machten, fehlte gleichfalls.
Angelique Tromp, ebenfalls auf der Namushasha Lodge tätig, vergleicht die damalige Stornierungswelle mit "einer Ader, die plötzlich durchtrennt worden ist_. Obwohl so gut wie keine Touristen mehr kamen, wurde auch in Zeiten der schwersten Krise kein einziger Angestellter entlassen. "Als die Touristen wegblieben, stellten wir unsere Arbeitnehmer auf Teilzeitbasis an_, blickt Coetzer zurück. "Die Angestellten hatten Verständnis für die Notsituation. Einige zogen freiwillig in ihre Dörfer zurück. Von den ursprünglich 24 Arbeitnehmern haben wir heute nur noch zehn. Doch wenn sich der derzeitige Positivtrend fortsetzt, werden wir sie wieder einstellen._
Das Glück, wie Coetzer und Tromp eine finanzstarke Firmengruppe hinter sich zu haben, hat nicht jeder Lodgebetreiber. So musste die ebenfalls am Kwando liegende Lodge Open Skies nach Ausbruch der Unruhen schließen, "weil wir die Verluste nicht aus eigener Tasche decken konnten_, wie ein leitender Arbeitnehmer sagt. Das Unternehmen öffnete erst kürzlich wieder unter dem neuen Namen Camp Kwando. "Wir haben zwar keine finanziellen Reserven mehr, aber unsere aktuelle Belegungsrate kann sich sehen lassen._
Peter Visagie leitet die Zambezi Lodge am östlichen Ortsausgang von Katima Mulilo. Auch er weiß von den Leiden zu berichten, die mit dem Wegbleiben der Touristen einhergingen. "Allein durch Stornierungen hatten wir im Jahr 2001 Umsatzeinbußen in Höhe von N$ 280000 zu Buche stehen_, erzählt der Jungunternehmer. "Bei den wenigen Gästen, die sich noch bei uns einbuchten, handelte es sich fast ausnahmslos um Geschäftsleute, die per Flugzeug kamen. Auf dem Landwege hat sich niemand mehr in den Ostcaprivi getraut._ Im Juli 2002, so Visagie, ging es dann wieder aufwärts. "Im Vergleich zum Jahr zuvor stieg unsere Belegungsrate im Juli um 30 Prozent von fünf auf 35 Prozent._
Visagies Mutter Alta ist Inhaberin der King_s Den Lodge im Dreiländereck Namibia-Simbabwe-Sambia. Sie hatte mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie ihr Sohn. "Wir haben uns alle erdenkliche Mühe gegeben, die Veranstalter und Reisenden zu überzeugen, dass der Ostcaprivi ein sicheres Pflaster ist, aber es hat nichts gefruchtet. Im Nachhinein frage ich mich, wie es die meisten Lodgebetreiber geschafft haben, ihren Betrieb zu retten. Dass es uns dennoch gelungen ist, spricht für unser Durchhaltevermögen._
Das Gefühl der Solidarität innerhalb des Fremdenverkehrs im Ostcaprivi fasst Valerie Sparg, Inhaberin der Kalizo Lodge am Sambesi, passend zusammen: "Aus den Zeiten der Not, in denen wir uns allein gelassen gefühlt haben, gehen wir jetzt gestärkt hervor.
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Allgemeine Zeitung
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