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Tüpfelhyänen vor Außenministern

In Deutschland ist die Afrika-Reise von Außenminister Fischer von der Öffentlichkeit so gut wie gar nicht zur Kenntnis genommen worden.

Nun heißt es, wenn es über ein Ereignis nichts zu berichten gibt, dass alles zum Besten steht. Das würde bedeuten, die deutsch-afrikanischen Beziehungen sind offensichtlich glänzend. Oder die Afrikareise von Fischer ist außergewöhnlich unspektakulär verlaufen.


Es gibt aber noch eine Möglichkeit, die ebenfalls nahe liegt - Afrika interessiert die deutsche Öffentlichkeit nur dann, wenn irgendwo auf dem Kontinent eine Hunger-Katastrophe ausbricht, oder wenn Touristen von einer Hyäne gebissen werden. Bei genauerer Betrachtung ist das sogar die wahrscheinlichste Möglichkeit, denn die Berichterstattung der deutschen Medien basierte während der Reise weitgehend auf drei Meldungen einer mitgereisten dpa-Korrespondentin.


Den Inhalt dieser dpa-Berichte kann man in einem Satz zusammenfassen: Fischer war drei Stunden in Mali, um sich für die Hilfe bei der Geiselbefreiung zu bedanken, dann einen Tag in Namibia, um den Hereros Bescheid zu sagen und anschließend drei Tage in Südafrika, um Präsident Mbeki seine Freundschaft zu versichern.





Joschka in der Sonne





Von den Rändern des politischen Spektrums in Deutschland kamen noch zwei abweichende Interpretationen hinzu: die eher linke "taz" wünschte Joschka Fischer gute Erholung "auf der Sonnenseite des Kontinents" und fragte sich, warum der Außenminister ausgerechnet "drei der stabilsten Demokratien" in Afrika besucht, wo es doch so viele Krisenherde zu befrieden gäbe.


Ulf Engel vom Bonner Institut für Afrikanistik wiederum interpretierte die Reise Fischers genau anders herum, als "Demokratie-Check" sozusagen. Engel sieht in einem Artikel des Bremer "Weser Kurier" in Namibia die Gefahr einer "Stalinisierung" der Regierungspartei Swapo heraufziehen. "Unter der Führung von Präsident Sam Nujoma hat der zentralisierte Apparat zu einer unübersichtlichen Vermischung von Staat und Partei geführt. Innerparteiliche Debatten werden unterdrückt und Dissens wird sanktioniert", gibt Engel dort zu Papier.


Kein einziges Medium hat dagegen die Frage aufgeworfen, was Fischer denn nun wirklich in Südafrika gemacht hat, weshalb er wirklich da war. Dabei hat er es ja gesagt: "Das Programm ist Teil der Bemühungen, vorrangig Südafrika zum Stabilitätsanker in der Region auszubauen." Was da so harmlos klingt, ist Teil einer neuen Weltordnung, die Fischer zusammen mit Vertretern anderer Mittelmächte und der UN durchzusetzen versucht. Sie soll so schnell wie möglich die bestehende Weltordnung beseitigen, nach der die USA als einzige verbliebene Weltmacht die politischen Geschicke dieses Planeten diktiert. Ziel ist es, unter der Federführung der UN Machtzentren in allen Regionen der Welt zu etablieren. Diese "multilaterale" Weltordnung soll in Zukunft militärische Alleingänge ohne UN-Mandat, wie den Irak-Krieg, verhindern helfen und gleichzeitig wirtschaftliche und demokratische Impulse in die Weltregionen tragen.





Konzept mit Risiken





Das Konzept der multilateralen Weltordnung birgt aber auch unkalkulierbare Risiken. So gehört zu einer Mittelmacht eine ausgewachsene Armee. Südafrika hat in den letzten drei Jahren über 30 Milliarden Rand in Militärtechnologie investiert, mehr als ein Drittel davon ist nach Deutschland geflossen. Das Waffenarsenal, das die Südafrikaner dafür bekommen, ist furchterrregend: Unter anderem vier Hightech "Battle"-Korvetten des Typs MEKO A200, die von feindlichem Radar nicht geortet werden können und mit neuster Raketen-Technologie bestückt sind. Ausgestattet mit britischen Super Lynx 300 Kampfhubschraubern und flankiert von deutschen U-Booten des Typs 209 stellt dieser Verband eine Angriffs- bzw. Interventionsflotte dar, gegen die kein afrikanisches Land etwas entsprechendes entgegenzusetzen hat.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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