Trainerkurs ein voller Erfolg
Der Grundstein für die weitere Entwicklung des namibischen Fußballs ist gelegt. In den vergangenen Monaten meisterten 16 Trainer einen in drei Blöcke aufgeteilten Lehrgang zum Erwerb der A-Lizenz nach Version des Kontinentalverbandes (CAF). Die Veranstaltung ging im Rahmen des Fußball-Langzeitprojektes, welches aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert und vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) organisiert wird, über die Bühne.
„Als ich im August 2008 nach Namibia kam, gab es weder eine geregelte Trainerausbildung noch irgendein Lizenzsystem. Wir haben also praktisch bei null begonnen, in den vergangenen fünf Jahren weit über 1000 Trainer ausgebildet und nun bereits die höchste Stufe des Afrikanischen Fußballverbandes erreicht“, freute sich Projektleiter Klaus Stärk im AZ-Gespräch. Der 59-jährige Auslandstrainer des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erachtet die Kurspremiere als einen der größten Erfolge seiner NFA-Tätigkeit.
„Es ist sehr erfreulich, dass wir diesen Lehrgang für namibische Verhältnisse auf absolut höchstem Niveau durchziehen konnten“, betonte Stärk, der bei den ersten beiden Blöcken im Juni (Erich Ruthemöller) und Juli (Ralf Peter) von DFB-Experten unterstützt worden war. Zudem brachten Edward Ndjadila (Schiedsrichterwesen), Dr. Mara Mberira (Psychologie) und Dr. Gerson Kandjii (Medizin) ihr Fachwissen ein. „Ich hatte ein tolles Expertenteam an meiner Seite“, lobte Stärk.
Insgesamt 240 Stunden Theorie- und Praxisunterricht standen auf dem sechswöchigen Programm. Die abschließende dritte Kursphase mündete Ende September in die Prüfungswoche. Für die Bewertung der praktischen und mündlichen Darbietungen war CAF-Vertreter Serame Letsoaka zuständig. Der Co-Trainer der südafrikanischen Fußball-Nationalmannschaft ließ keinen Prüfling durchfallen. Laut Stärk müssen jedoch zwei Teilnehmer Ende November eine schriftliche Nachprüfung bestehen, um ihre A-Lizenz zu erhalten. Namen wollte der NFA-Funktionär nicht nennen - das sei eine interne Angelegenheit.
„Von den ursprünglich 20 Trainern sind zwei berufsbedingt frühzeitig ausgeschieden und auch bei einigen Absolventen gab es gelegentliche Fehlzeiten, aber der Großteil konnte sich mit dem Arbeitgeber arrangieren“, berichtete Stärk, der von dem Verhalten seiner Schützlinge begeistert war: „Sie haben super mitgemacht und waren hochmotiviert.“ Mit Agnus Elemu, Hesham Ibrahim und Kamaal Sait nahmen auch drei Vertreter des südafrikanischen Zweitligisten Milano United teil.
Bemerkenswert: Frauen-Nationaltrainerin Jacqueline Shipanga schnitt als einzige weibliche Teilnehmerin am erfolgreichsten ab. „In einer von Männern dominierten Umgebung musst du als Frau immer extra hart arbeiten, um anerkannt zu werden. Daher bin ich besonders stolz, dass ich den besten Abschluss von allen geschafft habe“, sagte die 37-Jährige. Durch ihre Leistungen wolle sie mehr Frauen in diesem Land ermutigen, Führungspositionen zu übernehmen und sich zugleich bei ihren Förderern bedanken.
„Die NFA und ihre Partner wie DFB, CAF und FIFA haben mir ihr Vertrauen geschenkt und ich zahle es nun zurück“, erklärte die nationale Auswahltrainerin, die als Instruktorin für den Weltverband FIFA aktiv ist. Shipanga erreichte 81 Prozent der möglichen Punkte und verwies somit den Chefcoach des Premierligavereins Eleven Arrows, Rodney Wallace Doëseb (80 Prozent), denkbar knapp auf den zweiten Rang.
Fünf, sechs weitere Kandidaten blieben laut Stärk nur minimal unter der 80er-Grenze, darunter Gerald Güther, aktuell Trainer des Swakopmunder Erstligisten Blue Boys. „Jacqui und Gerry sind dank ihrer Erfahrungen in Deutschland mit einem enormen Grundwissen in den Kurs gegangen und haben erwartungsgemäß ausgezeichnete Ergebnisse abgeliefert“, lobte Stärk, der auch dem „fleißigen Lerner“ Doëseb eine „gute Trainerkarriere“ prophezeit.
Shipanga und Güther hatten im Mai 2012 in der Sportschule Hennef einen internationalen Trainerkurs auf dem Niveau der B-Lizenz bestanden und sich dort im April dieses Jahres auch den A-Schein gesichert. „Die Zertifikate für den A-Kurs werden ihnen Ende Oktober in der Deutschen Botschaft überreicht“, kündigte Stärk an und erklärte: „Da die Anerkennung der Trainerscheine interkontinental noch nicht abgestimmt ist, hatte ich ihnen zum zusätzlichen Erwerb der CAF-A-Lizenz geraten.“
Mit Ali Akan (Orlando Pirates), Christie Guruseb (Civics FC), Woody Jacobs (African Stars), Bobby Samaria (Tigers FC) und John Sikerete (Rundu Chiefs) waren neben Doëseb und Güther fünf weitere Übungsleiter aus der namibischen Premierliga (NPL) vertreten. Ab der Saison 2014/15 soll die A-Lizenz für alle Trainer im namibischen Fußball-Oberhaus verpflichtend sein. „Zwar werden wir im kommenden Jahr keinen Kurs auf diesem Niveau anbieten, da die Frauen-Afrikameisterschaft in den Fokus rückt. Allerdings reicht die Anmeldung für den 2015 angesetzten Lehrgang, um in der 2014 beginnenden Spielzeit einen NPL-Club betreuen zu können“, erläuterte Stärk.
Besonders ambitionierten Trainern werde sich bald die Möglichkeit bieten, in Südafrika eine von der CAF abgenommene Pro-Lizenz zu erlangen. „Der Kontinentalverband will künftig in Pretoria einen Elitekurs durchführen, wobei jeweils zwei, drei Kandidaten aus den Nachbarländern eingeladen werden sollen“, weiß Stärk, der die Pro-Lizenz für NPL-Trainer jedoch nicht als notwendig erachtet. „Im hiesigen Fußball reicht der A-Schein völlig aus. Zumal es den in der Regel berufstätigen namibischen Trainern kaum möglich sein werde, für die sechs Blöcke über jeweils zehn Tage in die südafrikanische Hauptstadt zu reisen.
„Namibia gehört jetzt bezüglich der Trainerausbildung zu den führenden Nationen auf dem Kontinent, was natürlich auch auf das Engagement von DOSB und DFB zurückgeführt werden kann“ sagte Stärk, der überzeugt ist: „Wenn unser Projekt im kommenden Jahr endet, wird die NFA das Ausbildungsprogramm weiterführen.“ Es sei eine ausreichende Anzahl an namibischen Instruktoren geschult worden, die einen B-Lizenz-Lehrgang leiten können. „Für weitere A-Lizenz-Kurse werden wir sicherlich auch in der Zukunft helfend zur Seite stehen“, stellte Stärk eine Fortsetzung der erfolgreichen Kooperation in Aussicht.
Von Robby Echelmeyer, Windhoek
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen