Transportwesen in neuem Licht
Von Clemens von Alten, Windhoek
„Transport ist für Wirtschaft und Gesellschaft entscheidend – unverzichtbar für das Leben der Menschen“, sagte gestern der Minister für Öffentliche Arbeiten und Transport, Alpheus !Naruseb, als ihm in Windhoek das aktuelle Weißbuch des namibischen Transportwesens (2016 Namibian Transport Policy) übergeben wurde. Dieses mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erstellte Rahmenwerk löst das alte Grundsatzpapier aus dem Jahr 1995 ab.
„Am 2. Februar fand ein letztes Konsultationstreffen statt, wo nahezu 100 Delegierte ihre endgültigen Anmerkungen und Vorschläge einreichten“, erklärte gestern der federführende Direktor für Transportpolitik und -regulierungen, Cedric Limbo. Sein Vorgesetzter, Staatssekretär Willem Goeiemann, fügte hinzu, dass als nächster Schritt das Transport-Weißbuch 2016 nun dem Kabinett vorgelegt werde; sollte dieses das Konzept gutheißen, könne es an das Parlament weitergereicht werden.
Die Weißschrift ist laut Limbo an diverse Politstrategien (Vision 2030, IV. Nationaler Entwicklungsplan, Verkehrsrahmenplan Windhoek, Strategie zur Entwicklung eines regionalen Logistikzentrums usw.) angepasst und deckt alle Transportbereiche ab: Bahn-, Flug- und Straßenverkehr sowie Schifffahrt; zudem befasse sich das Strategiedokument mit diversen Aspekten wie u.a. Verkehrssicherheit, städtischen und ländlichen Bedürfnissen, Nachhaltigkeit, Öffentlichen Verkehrsmitteln und dem schleppenden Geschäft jeweiliger Staatsbetriebe (TransNamib und Air Namibia).
„Das namibische Bahnnetz ist ein bedeutender Schlüsselbereich, in dem jetzt Reformen notwendig sind“, erklärte Limbo. Obwohl Schienenverkehr als umweltfreundlichere Transportalternative gelte, herrsche in Namibia eine Unzufriedenheit mit dem Preisaufwand und der Qualität, weswegen mögliche Kunden für „zuverlässigeren“ Transport auf der Straße mehr zahlen. „Wir brauchen eine neue Form des Bahnverkehrs in Namibia“, forderte Limbo in seiner Ansprache und erklärte, dass die Weißschrift 2016 beispielswesie ermöglichen soll, TransNamib den „Marktkräften auszusetzen und so auch zu größerer Einbeziehung des Privatsektors führen“ könne. Ebenso könnten „fairer Wettbewerb“ und ein Markt mit geringerer Regierungsintervention der Luftfahrt Impulse liefern.
In erster Linie gilt aber der Fokus dem Straßenverkehr: „Das namibische Straßennetz besteht aus fast 47000 Kilometern, wovon 7000 km asphaltiert und knapp 5000 km Fernstraßen sind, die zwar relativ gut sind, aber schnell verfallen“, berichtete der führende Ministeriumsvertreter. „Es ist äußerst wichtig, regelmäßige Wartungsarbeiten durchzuführen. Allerdings ist es nicht möglich, den gesamten Rückstand bei der Instandhaltung aufzuarbeiten, wenn wir uns auf die Kernverknüpfungen konzentrieren.“ Ferner liege bei dem überarbeiteten Dokument der Schwerpunkt auf dem Menschen, und nicht wie früher auf der Mobilität und dem Auto: „Beispielsweise wurde dem nichtmotorisierten Transport in der Vergangenheit wenig Beachtung geschenkt, dabei spielt dies in Namibia eine große Rolle“, so der Direktor des Transportministeriums.
Weitere wichtige Aspekte des Transport-Weißbuches seien die mangelnde Koordinierung bzw. Effektivität von Verkehrskontrolle und Strafvollzug sowie die zerstreuten Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit. Hier fügte Vizeminister Sankwasa James Sankwasa hinzu: „Wir schauen uns zum Beispiel auch die vielen nichtregistrierten privaten Fahrschulen an und wie diese sich auf das Fahrverhalten auswirken.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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