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Trauern heißt nicht Traurigsein

Sie machen kein Aufsehen um den Weinenden. Sie murmeln, knien, beten, stehen. Die Geräuschkulisse legt sich wie ein Schleier über das Gedenken.

Es ist Hererotag in Okahandja. Die Frauen tragen den wilhelminischen Schnitt als Zeichen ihres Zusammenhalts. Die Männer haben sich ihre meist khakifarbenen "Phantasieuniformen" von den Schutztrupplern sowie den Engländern und Schotten abgeguckt. Einige haben sich "Schutzmann" oder "Feldmarschall" auf die Schulterpolster sticken lassen.Zarte Gesten für die TotenIm Morgengrauen schon haben sie sich am letzten Sonntag am Truppenhaus versammelt, sie ziehen zu den Gräbern der Häuptlingsdynastie Tjamuaha/Maharero im Palmenhain, besuchen auf dem Gelände der ehemaligen Rheinischen Mission die Gräber der Chefs Hosea Kutako und Clemens Kapuuo und schließlich zieht die Prozession aus berittenen Einheiten, marschierenden Mannschaften und Frauengruppen zu den Grabstätten an der Missionskirche.

Sachte, fast zärtlich streicheln die Herero die Grabsteine ihrer Ahnen, ihrer Liebsten. Die Berührung hat zweierlei Bedeutung für die Lebenden - sie dient der Kontaktaufnahme mit den Verstorbenen und soll Kraft und moralischen Halt für das kommende Jahr verleihen.

Eine Menschentraube bildet sich zwischen den Gräbern, Chef Kuaima Riruako erhebt das Wort. Er spricht undeutlich, die Zuhörer rücken näher an ihn heran. Er beklagt sich über mangelnden Respekt vor seiner Person und fehlende Einheit unter den Herero. Die letzten Worte verschluckt er.

Ein Lied wird angestimmt, eine ältere Dame hockt sich unter einen Baum in den Schatten. Der Saum ihres prächtigen roten Kleides liegt im Sand, sie stützt sich auf ihren Gehstock, der Wind trägt die Gesänge über sie hinweg. Sie nutzt den Moment zum Durchatmen, sie weint um einen Vertrauten, der vor drei Jahren starb. Ihr Mann, ihre Tochter, das Enkelkind - sie stehen neben ihr, sie lächeln, unterhalten sich über die Nachmittagsplanung.

Schließlich erhebt sich die alte Frau und geht mit den anderen gemeinsam zurück zum Festplatz. Hunderte Autos stehen dort, an den Fahrzeug-Antennen hängen rote Bänder. Rot ist die Nationalfarbe der Maherero-Gruppe. Darum wird der Hererotag auch "Red Flag Day genannt". Die Farbe Rot symbolisiert das vergossene Blut während des Krieges von 1904.

Nur die Farbe unterscheidet sie von jenen Anhängern, die Hochzeitsgäste zum Symbol des freudigen Ereignisses an ihre Autos binden. Es ist ein schmaler Grat zwischen Freude und Trauer.

Zwischen den Autos, mitten auf dem Platz, unter einem kärglichen Sonnenschutz heben die Chefs Zeraeua, Maharero und Tjikuua in ihren Reden den Zusammenhalt der Herero hervor. Auch Chef Riruako als letzter Redner an diesem Tag ermahnt seine Leute zu mehr Einigkeit und bezeichnet diese als eine "dringende" Angelegenheit für die Zukunft.

Die Menschen applaudieren. Die Worte der Chefs lenken ab, von dem was war und machen Mut für das, was kommt. Die Tränen vom Morgen sind längst getrocknet.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-27

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