Träume und Hoffnungen in Otavi und Grootfontein
Otavi/Grootfontein (fis) – Im kleinen Ort Otavi hat man große Träume: Die Stadt soll zur „City“ werden – ein Status, den bislang nur die Hauptstadt Windhoek besitzt. Deutlich realistischer ist der Wunsch zur Etablierung eines Stahlwerkes, das nächstes Jahr gebaut werden soll. In Grootfontein indes freut man sich über eine gewisse Selbstständigkeit als Resultat der Dezentralisierung. Nun hofft man auf die Fertigstellung der neuen Straße zwischen Gobabis und Grootfontein, welche die Fernstraße B1 nördlich von Windhoek deutlich entlasten und in Grootfontein einen neuen Wirtschaftszweig eröffnen soll. Diese Informationmen erfuhr die AZ bei einem Vor-Ort-Besuch am Mittwoch in beiden Orten. Zwei Mitarbeiter der Mediengruppe Namibia Media Holdings (NMH), der die AZ angehört, sind die ganze Woche im zentralen Norden unterwegs, um für den NMH-Wettbewerb Namibias Stadt des Jahres 2016 („Namibia Town of the Year, NTY, People´s Choice“) zu werben.
„My City, My Dream“
In Otavi macht man aus seinen Ambitionen keinen Hehl. „Wir träumen davon, eine City zu werden und sind schon auf einem guten Weg“, sagte Kaunda Utale, Leiter der Abteilung Lokale Wirtschaftsentwicklung und Bürgerdienste, diese Woche im AZ-Gespräch. Das städtische Motto lautet dementsprechend „My City, My Dream“ und ist Teil des offiziellen städtischen Konzepts, das auch eine Aufgabe und Vision des Ortes einschließt.
Otavi selbst habe rund 5000 Einwohner, aber im gleichnamigen Wahlkreise seien es etwa 12000 Menschen, sagte Utale nicht ohne Stolz. Zwei Großunternehmen – die Ohorongo-Zementfabrik und die Goldmine von B2Gold, beide ein paar Kilometer außerhalb von Otavi, hätten die Einwohnerzahl und die Popularität des Ortes in den vergangenen Jahren schnell wachsen lassen.
Baustahl aus Otavi
Nun richtet sich die Aufmerksamkeit auf einen potenziellen dritten großen Arbeitgeber, der sich direkt in Otavi ansiedeln soll: das Stahlwerk Ruber Manufacturing Steel Plant. Dieses soll von einer Investorengemeinschaft gebaut werden, die sich laut Utale aus Einzelpersonen (aus Namibia, Südafrika, Kanada) sowie aus dem Stadtrat Otavi zusammensetzt. „Wir wollen im Februar 2016 mit dem Bau beginnen, alle Studien liegen vor“, sagte Bürgermeister Marcus Damaseb auf AZ-Nachfrage und bezifferte die Investition auf 3,2 Milliarden Namibia-Dollar. In dem Stahlwerk soll alter Schrott geschmolzen und dann zu Bewehrungs- bzw. Baustahl verarbeitet werden, erklärte der Bürgermeister, der sich für dieses Material eine gute Synergie mit der Ohorongo-Zementfabrik vorstellen kann. Laut Utale wird das neue Unternehmen 500 bis 600 Menschen beschäftigen; das ist deutlich mehr als jeweils bei Ohorongo oder B2Gold arbeiten – und würde die Größe und Popularität von Otavi weiter wachsen lassen.
Militär stützt Grootfontein
In Grootfontein ist das Denken in größeren Dimensionen nicht fremd. Der Ort habe 26000 Einwohner und mit den Menschen auf den Farmen im umliegenden Einzugsgebiet sogar bis zu 28000, erklärte Luke Salomo, Sprecher der Stadtverwaltung. Allerdings räumt er ein, dass der Militärstützpunkt bzw. Fliegerhorst mit rund 7000 Soldaten eine wichtige Komponente dieser Berechnung sei. Allerdings sorge dieser Armeestandort auch für einen aktuten Mangel an Wohnraum im Ort, der von den Freundinnen und Angehörigen der Soldaten beansprucht werde.
Die größte Herausforderung für Grootfontein sei indes die Arbeitslosigkeit, so Salomo. Der Ort verfüge eben nicht über Fabriken oder sonstige große Arbeitgeber, erklärte er die Situation. Eine Alternative könnte ein Recyclingprojekt bieten, das demnächst gestartet werden und jungen Menschen eine Perspektive bieten soll.
Rast für Lkw-Fahrer
Weitaus größer sind die Hoffnungen auf eine Ankurbelung der Wirtschaft als Folge der neuen Straße zwischen Gobabis und Grootfontein. Bis Otjituuo sei diese Verbindung bereits fertiggestellt, nun werde noch Grootfontein angeschlossen. Diese Straße soll einen Großteil des Lkw-Verkehrs, der momentan auf der B1 stets über Windhoek in Richtung Norden bzw. zurück nach Süden und Osten rollt, auffangen und somit die Fernstraße entlasten. In Grootfontein soll deshalb ein großer Brummi-Rastplatz entwickelt werden, der den Lkw-Fahren moderne Rast- und Übernachtungsmöglichkeiten bietet.
Unterdessen zeigt sich Salomo stolz auf die erreichten Etappenziele im Zuge der Dezentralisierung. Die Einwohner von Grootfontein bräuchten nun nicht mehr nach Tsumeb oder Otjiwarongo oder gar Windhoek fahren, wenn sie beispielsweise einen neuen Ausweis oder Reisepass benötigen. Ein Büro des Innenminsteriums zur Ausstellung dieser Dokumente sei nun ebenfalls in Grootfontein wie eine Niederlassung der Fahrzeugzulassungs- und Prüfstelle NaTIS.
Bis 31.10. abstimmen
Otavi und Grootfontein stehen in der zweiten Runde des Wettbewerbs Stadt des Jahres 2016 in Konkurrenz zu Gobabis, Khorixas, Okahandja, Okakarara, Otjiwarongo, Outjo und Tsumeb. Noch bis zum Samstag (31. Oktober) kann jeder Namibier seine Stimme für seine Lieblingsstadt abgeben, indem er eine SMS an die Nummer 51500 (1 N$ pro SMS) schickt, die das Codewort sowie den favorisierten Stadtnamen enthält (Beispiel: „Town Otavi“). Alle Teilnehmer nehmen automatisch an einer Verlosung teil, bei der eine Person 1000 N$ in bar gewinnt. Die Siegerstadt für den zentralen Norden tritt beim großen Finale auf der Reisemesse Namibia Tourism Expo im Mai 2016 gegen die Gewinner der drei anderen Regionen an.
Die NMH-Reise zu den Bewerberstädten lässt sich auf mehreren Plattformen sozialer Medien (Facebook, Twitter, Instagram) anhand von Fotos verfolgen. (#NTY2016)
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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