Tsumeb – Industriedenkmal für ganz Afrika
Eine deutsche Touristin, Judith Fait, macht 2013 auf dem Weg zu den Viktoria-Fällen in Tsumeb Halt. Außerdem sucht sie die Spuren ihres „togeschwiegenen Uronkels“ Franz Herrmann, der von 1898 bis 1918 im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika als Hydrogeologe gearbeitet, geforscht und später darüber publiziert hat. Sie trifft in der Nacht ein und macht am folgenden Ruhetag, vor der angesagten Weiterreise zum Sambesi, einen Spaziergang, der „alle Pläne über den Haufen wirft“.
Tsumeb hat die Diplomingeneurin Fait, Mitglied des „International Committee for the Conservation of the Industrial Heritage” (TICCIH), festgehalten. Sie sieht die zwei Fördertürme, den Friedrich-Wilhelm-Schacht (Schacht 1 der Otavi-, Minen und Eisenbahngesellschaft, OMEG) und den De-Wet-Schacht (Schacht 2, der Tsumeb Corporation Limited, TCL), jedes Fördergerüst, „ein typischer Vertreter seiner Epoche“, erklärt Fait. In der Ortschaft, außerhalb des Werkgeländes, entdeckt sie „eines der besten Museen Namibias“ und verbringt die nächsten Tage fasziniert mit der Erkundung des Minengeländes und der alten und neuen Hüttenanlagen. Von den Viktoria-Fällen als Reiseziel ist (jetzt) keine Rede mehr. Fast hätte sie ihren Rückflug nach Deutschland verpasst, aber eine Kraft vom Minen-Hotel sorgt für schnellen Anschluss an den Abflug.
In den nächsten zwei Jahren arbeitet die Autorin die Werksgeschichte der Kupfergrube und der Schmelzanlagen auf. Sie durchwühlt die Quellen von 1900 bis in die Gegenwart, wobei sie auch die Schriften der Tsumeber Chronistin Ilse Schatz beachtet. Sie zitiert den Newmont-Exploration-Forscher Richard Eilet, der über die Tsumeber Erze sagt: „Ein Traum für Metallurgen, ein Alptraum für Geologen.“
„Bisher wurden 274 verschiedene Mineralien identifiziert, weitere ca. 40 sind bisher noch nicht abschließend untersucht. Davon sind einige weltweit einmalig …“ Fait verfolgt die Geschichte der Kupfer- und Bleigrube von der präkolonialen Zeit über die OMEG bis zum verbliebenen Hüttenbetrieb, nachdem die Erzförderung von unter Tage nach 90 Jahren eingestellt wurde. Und immer noch nimmt Tsumeb mit der einzigartigen Schmelzanlage eine Sonderstellung ein: „Die Hütte ist eine von wenigen der Welt, die in der Lage ist, komplexe, arsenhaltige Kupferkonzentrate zu verarbeiten …“ Schon 1914 brachten wissenschaftliche Arbeiten vor Ort „die erste praktisch nutzbare Methode der Erzmikroskopie“ zur Anwendung. Die Autorin schildert den Bergbaubetrieb samt der Wandlungen der Wander- und Kontraktarbeit mit militanten Krisen.
Der Band mit vielen zum ersten Mal veröffentlichten Fotos zieht sowohl ehemalige Angestellte als auch Interessierte der Landeskunde in den Bann. Ein großes Plus der Publikation ist die simultan zweisprachige Darbietung (Deutsch und Englisch) die für weite Verbreitung sorgen dürfte. Der ehemalige Elektro-Ingenieur der Mine und Hütte 1967 und folgende Jahre, Siegfried Eckleben, hat einige ergänzende, bzw. korrigierende Fachausdrücke vorgeschlagen, die evtl. in einer nächsten Auflage berücksichtigt werden können, zum Beispiel „Trommel-Haspel“ zu „Koepeförderung“. In der umfangreichen Chronologie kommt „Apartheid“ angeblich schon 1921 vor, derweil das spezifische Dogma südafrikanischer Rassentrennung erst ab 1948 im damaligen Südwestafrika festgelegt wurde.
Dieses erstaunliche Buch zur historischen Aufarbeitung des Minen- und Hüttenbetriebs von Tsumeb 1900 bis 2015 wird von der Autorin Judith Fait als „Limitierte Ausgabe 2017, exklusiv für das Museum Tsumeb“ deklariert. Wer das komplett zweisprachige Buch zur Hand nimmt, erkennt sofort, dass nicht nur das Museum Tsumeb, sondern die Wissenschaftlichen Gesellschaften Windhoek und Swakopmund sowie jede andere Namibiana-Bibliothek, die den Namen verdient, das Buch auf ihren Regalen führen sollte. Außerdem spricht es Namibier im Allgemeinen an, die sich für die Landeskunde, Geologie und die Geschichte des Bergbaus interessieren.
Eberhard Hofmann
Tsumeb hat die Diplomingeneurin Fait, Mitglied des „International Committee for the Conservation of the Industrial Heritage” (TICCIH), festgehalten. Sie sieht die zwei Fördertürme, den Friedrich-Wilhelm-Schacht (Schacht 1 der Otavi-, Minen und Eisenbahngesellschaft, OMEG) und den De-Wet-Schacht (Schacht 2, der Tsumeb Corporation Limited, TCL), jedes Fördergerüst, „ein typischer Vertreter seiner Epoche“, erklärt Fait. In der Ortschaft, außerhalb des Werkgeländes, entdeckt sie „eines der besten Museen Namibias“ und verbringt die nächsten Tage fasziniert mit der Erkundung des Minengeländes und der alten und neuen Hüttenanlagen. Von den Viktoria-Fällen als Reiseziel ist (jetzt) keine Rede mehr. Fast hätte sie ihren Rückflug nach Deutschland verpasst, aber eine Kraft vom Minen-Hotel sorgt für schnellen Anschluss an den Abflug.
In den nächsten zwei Jahren arbeitet die Autorin die Werksgeschichte der Kupfergrube und der Schmelzanlagen auf. Sie durchwühlt die Quellen von 1900 bis in die Gegenwart, wobei sie auch die Schriften der Tsumeber Chronistin Ilse Schatz beachtet. Sie zitiert den Newmont-Exploration-Forscher Richard Eilet, der über die Tsumeber Erze sagt: „Ein Traum für Metallurgen, ein Alptraum für Geologen.“
„Bisher wurden 274 verschiedene Mineralien identifiziert, weitere ca. 40 sind bisher noch nicht abschließend untersucht. Davon sind einige weltweit einmalig …“ Fait verfolgt die Geschichte der Kupfer- und Bleigrube von der präkolonialen Zeit über die OMEG bis zum verbliebenen Hüttenbetrieb, nachdem die Erzförderung von unter Tage nach 90 Jahren eingestellt wurde. Und immer noch nimmt Tsumeb mit der einzigartigen Schmelzanlage eine Sonderstellung ein: „Die Hütte ist eine von wenigen der Welt, die in der Lage ist, komplexe, arsenhaltige Kupferkonzentrate zu verarbeiten …“ Schon 1914 brachten wissenschaftliche Arbeiten vor Ort „die erste praktisch nutzbare Methode der Erzmikroskopie“ zur Anwendung. Die Autorin schildert den Bergbaubetrieb samt der Wandlungen der Wander- und Kontraktarbeit mit militanten Krisen.
Der Band mit vielen zum ersten Mal veröffentlichten Fotos zieht sowohl ehemalige Angestellte als auch Interessierte der Landeskunde in den Bann. Ein großes Plus der Publikation ist die simultan zweisprachige Darbietung (Deutsch und Englisch) die für weite Verbreitung sorgen dürfte. Der ehemalige Elektro-Ingenieur der Mine und Hütte 1967 und folgende Jahre, Siegfried Eckleben, hat einige ergänzende, bzw. korrigierende Fachausdrücke vorgeschlagen, die evtl. in einer nächsten Auflage berücksichtigt werden können, zum Beispiel „Trommel-Haspel“ zu „Koepeförderung“. In der umfangreichen Chronologie kommt „Apartheid“ angeblich schon 1921 vor, derweil das spezifische Dogma südafrikanischer Rassentrennung erst ab 1948 im damaligen Südwestafrika festgelegt wurde.
Dieses erstaunliche Buch zur historischen Aufarbeitung des Minen- und Hüttenbetriebs von Tsumeb 1900 bis 2015 wird von der Autorin Judith Fait als „Limitierte Ausgabe 2017, exklusiv für das Museum Tsumeb“ deklariert. Wer das komplett zweisprachige Buch zur Hand nimmt, erkennt sofort, dass nicht nur das Museum Tsumeb, sondern die Wissenschaftlichen Gesellschaften Windhoek und Swakopmund sowie jede andere Namibiana-Bibliothek, die den Namen verdient, das Buch auf ihren Regalen führen sollte. Außerdem spricht es Namibier im Allgemeinen an, die sich für die Landeskunde, Geologie und die Geschichte des Bergbaus interessieren.
Eberhard Hofmann
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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