Tunnel am Ende des Lichts: Südafrika stürzt in Chaos und Gewalt
Die jahrelang vom Westen gepriesene Rassenharmonie, für die das Land einst auch den WM-Zuschlag erhielt, hat sich als trügerischer Versöhnungskitsch entpuppt.
Dass es so weit kommen konnte, liegt auch daran, dass die vermeintliche Regenbogennation lange Zeit nichts falsch machen konnte. Weil der Westen hier unbedingt eine afrikanische Erfolgsgeschichte erblicken wollte, übersah er geflissentlich alle Warnsignale. Fast über Nacht wird deutlich, auf welch dünnem Fundament die junge Demokratie am Kap ruht - eine Erkenntnis, die zunächst die Lichtgestalt Nelson Mandela und dann der Rohstoffboom verdeckt hatten.
Viele der von dem regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC) sträflich
vernachlässigten Probleme - von der Aids-Epidemie über die Gewalt und Simbabwe bis zur ungezügelten Einwanderung - treten nun offen zu Tage.
Zwei Jahre vor der Fußball-WM hat ein geballter Mix schlechter Nachrichten den (naiven) Optimismus in einen fast apokalyptischen Pessimismus verkehrt. Neben dem Fremdenhass beunruhigt vor allem die tiefe Führungskrise im ANC. Während sich die frühere Widerstandsbewegung seit langem in einem zermürbenden Machtkampf verschleißt, treibt das Land führungslos dahin. Auf der einen Seite steht der parteiintern isolierte Präsident Thabo Mbeki, der Südafrika diktatorisch regiert und rassisch gespalten hat. Auf der anderen Seite sein populistischer Herausforderer Jacob Zuma, von dem niemand so recht weiß, was für eine Politik er im Fall einer Machtübernahme verfolgen würde.
Die allgemeine Verunsicherung wird noch durch eine Energiekrise verschärft, die Südafrikas schleichenden Niedergang als einstiger Hoffnungsträger des Kontinents zu bestätigen scheint. Abgesehen von der hohen Kriminalität hat die Menschen zuletzt nichts mehr demoralisiert als der chronische Mangel an Strom.
Derweil steigt die Sorge um die Folgen der Unruhen für den Tourismus, aber auch für die Fußball-WM 2010. Zudem verzeichnete der Rand zuletzt stärkere Einbußen - ein klares Indiz dafür, dass immer mehr Ausländer aus Sorge ihr Geld aus der Kaprepublik abziehen.
Besonders stark könnte der Tourismussektor unter den Auswirkungen der Gewalt leiden. Er steuert rund 8% zum Sozialprodukt bei und beschäftigt mehr als eine Million Menschen. Vor allem Touristen aus anderen afrikanischen Staaten, die die größte Besuchergruppe bilden, könnten künftig auf ihren Urlaub verzichten.
Das alles lässt wenig Gutes für die Sicherheitslage in zwei Jahren erahnen, wenn fast eine halbe Million Menschen zur Fußball-WM ans Kap strömen. Angesichts der Apathie der Regierung gegenüber drängenden Fragen ist kaum damit zu rechnen, dass sich bis dahin viel ändert. Noch erschreckender ist, dass der klägliche Zustand der Polizei ein Licht auf den allgemeinen Niedergang des Staates wirft, wie er sich etwa im staatlichen Stromkonzern Eskom oder im hochkorrupten Innenministerium widerspiegelt.
Armee und Polizei zahlen nun den Preis für den überstürzten Umbau der Gesellschaft. Das fast besessene Streben der Regierung Mbeki nach einem Rassenproporz hat alle wichtigen Institutionen nachhaltig geschwächt. Immer öfter zählt nicht mehr die Befähigung, sondern allein die (schwarze) Hautfarbe.
Vielleicht entfalten die jüngsten Rückschläge eine heilsame Wirkung und rütteln das Regime am Kap im letzten Augenblick wach. Leicht wird die Wende zum Besseren nach all dem Versäumten jedoch nicht werden. Ein zweiter Mandela ist nirgendwo in Sicht.
Dass es so weit kommen konnte, liegt auch daran, dass die vermeintliche Regenbogennation lange Zeit nichts falsch machen konnte. Weil der Westen hier unbedingt eine afrikanische Erfolgsgeschichte erblicken wollte, übersah er geflissentlich alle Warnsignale. Fast über Nacht wird deutlich, auf welch dünnem Fundament die junge Demokratie am Kap ruht - eine Erkenntnis, die zunächst die Lichtgestalt Nelson Mandela und dann der Rohstoffboom verdeckt hatten.
Viele der von dem regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC) sträflich
vernachlässigten Probleme - von der Aids-Epidemie über die Gewalt und Simbabwe bis zur ungezügelten Einwanderung - treten nun offen zu Tage.
Zwei Jahre vor der Fußball-WM hat ein geballter Mix schlechter Nachrichten den (naiven) Optimismus in einen fast apokalyptischen Pessimismus verkehrt. Neben dem Fremdenhass beunruhigt vor allem die tiefe Führungskrise im ANC. Während sich die frühere Widerstandsbewegung seit langem in einem zermürbenden Machtkampf verschleißt, treibt das Land führungslos dahin. Auf der einen Seite steht der parteiintern isolierte Präsident Thabo Mbeki, der Südafrika diktatorisch regiert und rassisch gespalten hat. Auf der anderen Seite sein populistischer Herausforderer Jacob Zuma, von dem niemand so recht weiß, was für eine Politik er im Fall einer Machtübernahme verfolgen würde.
Die allgemeine Verunsicherung wird noch durch eine Energiekrise verschärft, die Südafrikas schleichenden Niedergang als einstiger Hoffnungsträger des Kontinents zu bestätigen scheint. Abgesehen von der hohen Kriminalität hat die Menschen zuletzt nichts mehr demoralisiert als der chronische Mangel an Strom.
Derweil steigt die Sorge um die Folgen der Unruhen für den Tourismus, aber auch für die Fußball-WM 2010. Zudem verzeichnete der Rand zuletzt stärkere Einbußen - ein klares Indiz dafür, dass immer mehr Ausländer aus Sorge ihr Geld aus der Kaprepublik abziehen.
Besonders stark könnte der Tourismussektor unter den Auswirkungen der Gewalt leiden. Er steuert rund 8% zum Sozialprodukt bei und beschäftigt mehr als eine Million Menschen. Vor allem Touristen aus anderen afrikanischen Staaten, die die größte Besuchergruppe bilden, könnten künftig auf ihren Urlaub verzichten.
Das alles lässt wenig Gutes für die Sicherheitslage in zwei Jahren erahnen, wenn fast eine halbe Million Menschen zur Fußball-WM ans Kap strömen. Angesichts der Apathie der Regierung gegenüber drängenden Fragen ist kaum damit zu rechnen, dass sich bis dahin viel ändert. Noch erschreckender ist, dass der klägliche Zustand der Polizei ein Licht auf den allgemeinen Niedergang des Staates wirft, wie er sich etwa im staatlichen Stromkonzern Eskom oder im hochkorrupten Innenministerium widerspiegelt.
Armee und Polizei zahlen nun den Preis für den überstürzten Umbau der Gesellschaft. Das fast besessene Streben der Regierung Mbeki nach einem Rassenproporz hat alle wichtigen Institutionen nachhaltig geschwächt. Immer öfter zählt nicht mehr die Befähigung, sondern allein die (schwarze) Hautfarbe.
Vielleicht entfalten die jüngsten Rückschläge eine heilsame Wirkung und rütteln das Regime am Kap im letzten Augenblick wach. Leicht wird die Wende zum Besseren nach all dem Versäumten jedoch nicht werden. Ein zweiter Mandela ist nirgendwo in Sicht.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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