„Twinning“ über Kontinente hinweg will gestaltet sein
Es gibt die wunderlichsten Städtepartnerschaften zwischen hiesigen Ortschaften und Kommunen im entfernten Ausland. Der sinnige Begriff „Twinning“ des Englischen is nochall muilek ins Deutsche zu übersetzen, nich einmal Wellblechdeutsch hilft da weiter. Es gibt einfach Urbegriffe in den Sprachen, die sind sozusagen durch linguistisches Urheberrecht geschützt, so dass die unübersetzbar bleiben. In der Sprache der Teutonen und der Nam-Deutschen gibt´s ja auch einige solcher Vokabeln, die sogar snobistische Engländer salopp übernehmen, z.B. Realpolitik, Gemütlichkeit, Zeitgeist, Bakkie. Aber das is ja gar nich das Thema.
Städtepartnerschaften wurden nach dem 2. Weltkrieg in Europa zwischen eben vormals gegeneinander kriegführenden Nationen geschmiedet, um durch Jugendaustausch, gegenseitige Touristenbesuche und Ähnlichem verkrustete Feindbilder abzubauen. Und um aus dämn Vorurteilen am besten ein paar Freundschaften zu stricken. Da war es durchaus üblich, dass eine Stadt wie Wetzlar an der Lahn sowohl Freundschaft mit der englischen Stadt Colchester als auch Avignon in Frankreich gepflegt hat und noch unterhält. Alle drei Städte sind mit stief Kultur und Geschichte befrachtet.
In Jung-Namibia haben einige Ortschaften guten Twinning-Kontakt mit Partnerkommunen janz weit weg aufgebaut. Hier liegt der Ursprung nich in ehemaligem Waffengerassel – oder ungewollt doch, wenn wir an die symbolträchtige, mittlerweile traditionell namibisch-deutsche Bindung Windhoek-Berlin denken? Nur kurz zur Erinnerung, nach der Wiedervereinigung der europäischen Mitte und dem Abbruch der Mauer musste sich die Stadt Berlin nach und auf dem geteilten Erbe auf neue Partnerschaften besinnen. Ein Amtsträger im Roten Berliner Rathaus (rot wegen der Klinker und nich weil es im Ostteil der Metropole lag) hat der Okuranta jojindoitjie bei einem Besuch in eben dem Rathaus erklärt, dass Ost-Berlin 36 (sechsunddreißig!) Städtepartnerschaften angesammelt hatte. Wieviel der Westteil unterhalten hat, hat der Berliner uns nich sagen wollen. Das wiedereinte Stadtparlament is daran gegangen, die Partnerschaften auszusortieren, bzw. mehrheitlich zu annullieren, wenn es keine kooperativen Berührungspunkte gab.
Und dann kam eine Kernfrage, welche Stadt sollte auf dem Kontinent Afrika Partner des Berliner Bären werden? Jo´burg und Ovenduka/auch Zankbrunnen genannt, lagen beide im Rennen, waren in der letzten Auswahl. Wir wissen leider nich, ob die Berliner dabei eine ähnlich schmerzliche Abstimmung hatten wie der Bundestag, als die Parlamentarier sich zum Standort des vereinten Deutschlands zwischen Bonn und Berlin zu entscheiden hatten. Die Anhänger der Provinzstadt Bonn gewannen fast die Überhand, weil denen Berlin wohl zu weit im Osten lag und weil die mit ´ner Großstadt partout nix anfangen konnten. Warum es gut war, wie es gekommen is, hatten wir hier schon ´mal ausgedroschen. Nun hat die Partnerschaft Windhoek-Berlin beides – zweckmäßigen Austausch zur Wasserwirtschaft sowie Kulturaustausch, der immer wieder einzuschlafen droht, sowie die historische Tangente, eine verträgliche Erinnerungskultur zum dogmatisch belasteten Kolonialkrieg zu finden. Nochall muilek, wenn Du bedenkst, dass es just die Dogmatiker sind, die sich an dem Thema profilieren wollen. Aber das soll niemanden daran hindern, hurtig Twinning zu üben.
Tjeck das moi, Partnerschaften beleben Ortschaften bis tief in die Omaheke hinein oder in Ohangwena. Die aufstrebende Hauptstadt Eenhana von Ohangwena partnert mit der westflämischen Stadt Harelbeke in Belgien. Und auf der Schiene tut sich ´was. Wenn das nix wär!
Omupräsidente im Frühling
Derweil in Ovenduka die Dornkätzchen mit voller Wucht ausgebrochen sind, hat !Gôahesab Hage Gottlieb Geingob letzthin einen wichtigen Abstecher zur Küste gemacht, wo der August bekanntlich der kälteste Monat is. Und die Leut ham ihn beim Morgenlauf beobachtet, bürger- und meeresnah. Für alle Couch Potatoes und Shebeenhocker nochall ein Vorbild. Ein guter Strandgang bei Nieselnebel und ein ordentliches Nam-Frühstück. Und jetzt der Refrain: Wenn das nix wär!
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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