Umdenken in Viehzucht dringend nötig
Von Dirk Heinrich
Otjiwarongo/Windhoek
Die Belastbarkeit des Weidelandes zu verbessern sei der Schlüssel in der langfristigen Strategie eines jeden Farmers. „Dazu müssen wir selektiv nicht nur Rinderrassen aussuchen, sondern auch die einzelnen Tiere. Wir brauchen Tiere, die mit den Extremen umgehen können, die Produktion verbessern, die Kosten senken und die Weide nachhaltig nutzen“, sagte Siegfried „Mecki“ Schneider vergangene Woche in Otjiwarongo. Schneider war einer der zahlreichen Gastsprecher aus Namibia, Botswana, Südafrika und Australien beim 18. namibischen Weidewirtschaftsforum. Organisiert worden war das Treffen von SASSCAL (Southern African Science Service Centre for Climate Change and Adaptive Land Management), finanziell unterstützt wurde es von der EU.
„Mit den heutigen Kosten und Umständen müssen Rinderfarmer/Fleischproduzenten jedes Jahr um fünf Prozent effektiver werden, um nur den gleichen Profit wie im Vorjahr zu erreichen“, meinte Schneider. Die Extreme in dem Land der Kontraste – Namibia – seien eine Herausforderung, egal ob es extrem gut regnet oder kaum Niederschlag fällt. „Wir müssen mehr Tiere auf unser Weideland lassen, ohne mehr Schaden anzurichten. Farmer müssen ihre Weide intensiver betrachten und bewerten und dementsprechend frühzeitig handeln“, meinte der Farmer und Vorsitzende der Lebendvieh-Produzenten-Organisation. Verbuschung, Verlust an bestimmten Grassorten und falsche Weidewirtschaft seien die größten Probleme. „Wir haben unsere Beziehung zum Boden, dem Land, auf dem wir leben, verloren. Wir wissen nicht mehr wie es einst aussah und welches Potenzial derzeit in ihm steckt“, betonte Schneider. Nicht nur die Farmer müssten effizienter werden, sondern auch deren Rinder.
Kommunalfarmer Usiel Kandjii erläuterte, dass es für ihn als Mitglied eines Clans schwierig sei, die anderen Familienmitglieder von bestimmten Methoden zu überzeugen, damit auf der Kommunalfarm Otjijamangombe im kommunalen Hegegebiet African Wild Dog in der Otjizondjupa-Region mehr und mehr kommerziell gefarmt wird. „Traditionell hatte der OtjiSeu-Clan schwarz-weiße Rinder. Wir versuchen, dies mit Nguni wieder zu schaffen. Rinder, die wir kommerziell vermarkten, werden selektiv enthornt, aber weibliche Tiere und Rinder, die wir für traditionelle Zwecke wie Hochzeiten nutzen, müssen Hörner haben“, erklärte Kandjii. Seit Beginn der Viehhaltung auf der etwa 6500 Hektar großen Farm mit nur einer Wasserstelle an der westlichen Grenze sei sehr viel Weide zerstört worden, da „die Rinder um die Wasserstelle gehalten wurden“. „Die Hirten waren oft auch nicht gewillt, die Tiere weiter weg zu treiben. Inzwischen haben wir zwei weitere Wasserstellen geschaffen und versuchen es mit der vierten Gruppe Hirten“, sagte Kandjii. Das Wasser werde von NamWater bezogen und die neuen Wasserstellen hätten bereits eine positive Auswirkung auf die Weide, da der westliche Teil endlich eine Ruhephase habe und der östliche Teil genutzt werden könne. Das Kampsystem und die Rotation von Tieren, wie es auf kommerziellen Farmen praktiziert wird, hätten aber noch nicht alle Mitglieder der Familie überzeugen können, vor allem weil dies Investition in Infrastruktur verlange.
Die Regierung muss ermutigt werden, ihrer Verpflichtung (Maputo-Erklärung 2003) nachzukommen und mindestens 10 Prozent des nationalen Haushalts in die Landwirtschaft zu investieren. Verteidigung und andere Ministerien mit viel höherem Haushalt sorgten nicht für Nahrungssicherheit und Arbeitsplätze, so Schneider.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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