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Umweltverträglich reisen, campen und Kultur pflegen
Umweltverträglich reisen, campen und Kultur pflegen

Umweltverträglich reisen, campen und Kultur pflegen

Es hat eine Zeit gegeben, das mussten die Deutschen noch eine Stufe weiter germanisiert werden, um der reinen Art näherzukommen. Eine solche Schnapsidee kann nur einer homogenen Gesellschaft entspringen, die sich sommer iesie durch Fremdeinwirkung, Verfremdung und Überfremdung bedroht sieht. Von da aus isses auch ein Leichtes, zur Abwehr Feindbilder zu entwerfen und „unpassende Elemente“ damit zu etikettieren. In Namibia und Südafrika, aber auch in anderen Afrika-Staaten weht ein Wind, der die Leut anhält, sich auf ihre Herkunft zu besinnen, um sich zu mehr eigener Identität zurückzufinden. Identität, die in der Reizüberflutung von Bildschirmen, aus den Radios und den ganzen kleineren elektronischen Gadgets mit galoppierenden Neuerungen verloren zu gehen droht. Also Rückbesinnung auf herkömmliche Art und Brauch. Zur Gegenwartsbereinigung in diesem Trend musste der unbekannte Südwester Reiter vom Sockel geholt werden und in Südafrika hat man den britischen Kolonial-Imperator Cecil John Rhodes ebenso vom Sockel gestürzt. Es gibt bereits Stimmen, die wollen dem François-Curt vor dem Windhoeker Rathaus an den Schutztruppenkragen. Dabei hat sich der Curt keineswegs so im sozialen Abseits gehalten, wie die heutigen Chinesen, die Du vielleicht am Tisch des Spielkasinos aber nich etwa bei einer namibischen Kulturveranstaltung siehst. Davon zeugen zumindest etliche Nachfahren unter seinem Namen. Motiviert vom Schwange der Eliminierung kolonialer Objekte und von der Wurzelsuche – back to roots – haben findige Afrikaner – oder waren das hämische Ovirumbu? – einen originellen Wettbewerb ausgerufen: Ersatz für Kolonialklos, denn eurozentrische Latrinen mit Wasserspülung sind toch art- und kulturfremd. Studiosi haben sich an dem Wettbewerb beteiligt und der Gewinner hat ein Rhodes(nochall!)-Stipendium und ein Preisgeld von 10000 SA Rand erhalten. Also den preisgekrönte Entwurf, wie auf dieser Seite zu sehen, hat die Jury als Produkt eines Genies bezeichnet. Die Jury wusste jedoch nich, dass diese Art von Lochlatrine schon huka von Bleichgesichter-Schülern in Namibia verwendet wurde. Und echte Bushwhäcker-Touris hinterlassen auch keine Spur, wenn es Stoffwechsel gegeben hat. Aber back to roots macht Altes wieder neu, als hätt´s das zuvor nie gegeben. Eine Jury kann eben auch nich alles wissen. Und jetzt kommt´s! Nach dem Wettbewerb hat es erboste Einwände gegeben. Das Ingenieurskomitee der UCT Poo Throwers (UCT is die Uni von Kapstadt) hat den Latrinenentwurf mit der weißen Toilettrolle aus folgenden Gründen unter Verachtung verworfen, die es verdient: 1. Die Papierrolle is ´n Symbol weißer Überheblichkeit, Beeinflussung und Dominanz über Afrika-Kultur. 2. Die Rolle is weiß und kann daher keine Transformation ausdrücken. 3. Um kulturkonform zu gehen, sollte die Papierrolle durch Blätter, abgeknabberte Maiskolben, Klippetjies und gerupftes Gras ersetzt werden. Die Vorteile liegen auf der Hand, kein Kulturkampf mehr und Rückkehr zu umweltfreundlichen Reisen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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