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UN-Truppen verlassen Monrovia

Die Geberkonferenz für Liberia war ein voller Erfolg. 520 Millionen US-Dollar konnte die UNO am 8. Februar in New York für den Wiederaufbau des zerstörten westafrikanischen Landes einsammeln. Währenddessen steigen in Liberia die Spannungen zwischen den Rebellen und UN-Soldaten.

Windhoek - Mit stehendem Applaus quittierten die anwesenden Delegierten aus 90 Ländern die Bekanntgabe der Spendensumme für den Wiederaufbau Liberias. Erstmals wurde dabei die geforderte Summe, anvisiert waren 488 Millionen US-Dollar, deutlich übertroffen. Die EU sicherte die Zahlung von 250 Millionen zu, die USA zahlen 200 Millionen und die Weltbank wird 50 Millionen zum Wiederaufbau der nach 14 Jahren Bürgerkrieg völlig zerstörten Infrastruktur Liberias beitragen.


Zugleich herrscht nach UN-Angaben auf dem Flughafen von Liberias Hauptstadt Monrovia Hochbetrieb. Binnen der nächsten drei Wochen sollen die restlichen 5000 Soldaten aus allen Erdteilen das 15000 Mann starke UNMIL-Kontingent komplettieren. Nachdem letzte Woche die Entsendung der 800 namibischen Blauhelme plus Ausrüstung erfolgreich abgeschlossen wurde, erwartet die UN-Führung diese Woche die Kontingente aus Bangladesch, Pakistan und Äthopien.


Doch Generalmajor Joseph Owonibi, dem stellvertretenden Kommandeur der UN-Truppe in Liberia, brennt die Zeit jetzt schon unter den Nägeln.


Am vierten Februar gab der Nigerianer laut Informationen der UN-eigenen Nachrichtenagentur Irin den Einsatzbefehl an die UN-Verbände im Land, die Räumung aller Straßensperren sicherzustellen, welche die Rebellen der Lurd (Liberians United for Democracy) und von Model (Movement for Democracy in Liberia) aus "Sicherheitsgründen" auf ihren Terretorien errichtet hatten. "Soweit wir informiert sind, geht es bei diesen Roadblocks überhaupt nicht um Sicherheit", so Owonibi "sondern ausschließlich darum, die Zivilbevölkerung einzuschüchtern, zu bedrohen und zu berauben. Dies können wir nicht mehr länger tolerieren."


Schätzungen der UN zufolge stehen den 15000 Blauhelmen zwischen 50000 und 60000 Rebellen gegenüber. Zwar gibt es seit August 2003 formell einen Friedensvertrag der Führer von Lurd, Model und der ehemaligen Regierungstruppen, aber bereits im Dezember 2003 mußte die UNO feststellen, dass Papier in Liberia sehr geduldig ist. Damals wurde der Versuch Rebellen zu entwaffnen nach Ausschreitungen mit neun Todesopfern umgehend wieder eingestellt.


Wegen der unsicheren Lage haben es die UN-Soldaten stets vermieden, von Monrovia in das Innere des 100000 Quadratkilometer großen Landes vorzustoßen. Doch seit Ende Dezember schwärmen die UN-Verbände nun langsam aus und nehmen Tuchfühlung zu den Rebellentruppen auf. Inzwischen sind sie in Tubmanburg, 60 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, in Gbarnga, 150 Kilometer nordöstlich und Buchanan, 120 Kilometer südöstlich Monrovias, stationiert. Als nächstes sollen Blauhelme auch in die Regionen Rivercess in Zentral-Liberia und nach Lofa in den Nordwesten entsendet werden.


Die Entwaffnung von 50000 Soldaten, viele davon noch Kinder, die in ihrem Leben nie etwas anderes kennengelernt haben als Krieg, ist dabei nur eine der Herausforderungen, die extrem heikel ist.


Seit Dezember strömen auch Tausende der offiziell rund 65000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus den Nachbarländern zurück nach Liberia. Nach Angaben des UN-Weltflüchtlingswerks UNHCR sind bereits mehr als 20000 von ihnen auf dem Heimweg. "Wir sehen diese Entwicklung mit großer Sorge", wird ein UNHCR-Sprecher von Irin zitert. "Die Rückkehr der Flüchtlinge geschieht viel zu früh, es ist noch nirgends wirklich sicher." Doch die Zustände in den acht Flüchtlingslagern in Sierra Leone soll laut Augenzeugenberichten noch schlimmer sein. Schon mehrfach wurde von Ausschreitungen einheimischer Bewaffneter in den Lagern berichtet, die den Aufenthalt der Liberianer nicht mehr länger dulden wollen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-24

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