Unruhen in Nordafrika schwächen Wirtschaftskraft des Kontinents
Die Afrikanische Entwicklungsbank und das OECD-Entwicklungszentrum warnen in ihrem neuen ökonomischen Ausblick für Afrika vor den Folgen der stark gestiegenen Lebensmittel- und Benzinpreise. Auch hätten der politische Aufruhr in Nordafrika und der Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste den Kontinent bei Investoren in ein wenig gutes Licht gerückt. Damit sieht der stets stark beachtete Bericht die Lage des Kontinents weit weniger optimistisch als etwa zuletzt eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey.
Zwar lobt auch der neue Ausblick den wirtschaftlichen Aufschwung Afrikas im letzten Jahrzehnt und einzelne Reformen. Gleichzeitig warnen die Autoren jedoch vor einem "scharfen Gegenwind". Die Preisentwicklung und die Volksaufstände hätten zur Folge, dass vor allem Nordafrika in diesem Jahr erheblich schwächer wachsen werde und das durchschnittliche Wirtschaftswachstum für den Gesamtkontinent wohl unter vier Prozent gedrückt werde.
Mit Besorgnis registriert der Report, dass bislang rund Dreiviertel aller privaten Auslandsinvestitionen in die Öl- und Bergbauländer des Kontinents geflossen seien. Dazu zählen Nigeria, Angola, Südafrika, Libyen und Ägypten. Die einseitige Ausrichtung auf die Metall- und Ölgewinnung verdeutliche, dass Afrikas 53 Länder das Umfeld für in- und ausländische Investoren deutlich verbessern müssten. Dringend nötig sei vor allem ein Ausbau der Infrastruktur und Stromversorgung, aber auch ein massiver Abbau der Bürokratie, die den Privatsektor vielerorts stark behindere.
Bei allem Bemühen um eine positive Sicht der Dinge verdeutlicht der Wirtschaftsausblick, dass die Realität in Afrika noch immer alles andere als rosig ist: Deutlich wird dies daran, wie sehr sich der Einbruch des Wirtschaftswachstums in den fünf nordafrikanischen Staaten auf ein Prozent in diesem Jahr auf das Gesamtwachstum in Afrika auswirkt. Zwar dürfte der Kontinent in diesem Jahr mit 3,7 Prozent etwas stärker als im Krisenjahr 2009 (3,1 Prozent) zulegen. Allerdings liegt der Zuwachs damit deutlich unter den 4,9 Prozent des vergangenen Jahres.
Erschwerend kommt hinzu, dass dieses Wachstum von einem extrem niedrigen Niveau ausgeht. Mit 1,6 Billionen US-Dollar entspricht die Wirtschaftsleistung des Kontinents gerade einmal der Brasiliens und macht kaum zwei Prozent der gesamten Weltwirtschaft aus. Um die hohe Armut in Afrika spürbar zu verringern, müsste das Wachstum dort über ein Jahrzehnt lang kontinuierlich bei mindestens zehn bis 15 Prozent liegen, schätzt der Afrikaexperte Greg Mills von der Johannesburger Brenthurst-Stiftung.
Doch von solchen Raten sind die meisten Länder des Kontinents weit entfernt. Zudem gilt es, die (trotz der Aids-Epidemie) noch immer rasante Bevölkerungsentwicklung zu berücksichtigen, die je nach Land zwei bis drei Prozentpunkte Wachstum kostet. Vor allem aber ist das geringe Wachstum ausgesprochen ungleich verteilt: Während eine kleine Elite immer reicher wird, ist die breite Masse der Afrikaner auch im letzten Jahrzehnt immer ärmer geworden. Symptomatisch dafür steht die von einem Bürgerkrieg heimgesuchte Elfenbeinküste. Das einstige Entwicklungsmodell Westafrikas hat zehn verlorene Jahre hinter sich, in denen die Wirtschaft um fast die Hälfte geschrumpft ist - und die Zahl der Bewohner unter der Armutsgrenze von knapp 20 auf über 50 Prozent schnellte. Ebenso dramatisch ist die Lage in Simbabwe, dem einstigen Musterland des südlichen Afrikas. Hier hat die Enteignung der weißen Farmer und die Missachtung der Eigentumsrechte durch das Regime von Robert Mugabe die einst zweitgrößte Wirtschaft der Region binnen zehn Jahren ruiniert.
Selbst die Diversifizierung der fast überall auf einen Rohstoff basierten Volkswirtschaften ist auch in den letzten Jahren kaum vorangekommen - und entsprechend fragil der wirtschaftliche Aufschwung. So sind noch immer 35 der 48 schwarzafrikischen Länder trotz oft großer ungenutzter Ackerflächen Lebensmittelimporteure. Das größte Problem liegt darin, dass der Agrarsektor nach wie vor von Kleinbauern dominiert wird, die ganz überwiegend für den Eigenbedarf produzieren, aber kaum Überschüsse für den Export erwirtschaften.
Schließlich verweist der Report darauf, dass Afrikas Jugend mehrheitlich arbeitslos und schlecht ausgebildet ist, selbst in Südafrika, dem einzigen Industrieland des Kontinents. Offen bleibt, wie angesichts der anhaltenden Abhängigkeit von einem Rohstoff und der vorhandenen Investitionsbarrieren die notwendigen Jobs geschaffen werden können, zumal Afrikas Gesamtbevölkerung bereits bis 2030 von derzeit 1,1 auf dann rund 1,5 Milliarden Menschen wachsen dürfte. Trotz einzelner Ausnahmen wie Ghana, Ruanda oder Botswana lassen die überfälligen strukturellen Veränderungen in den meisten Ländern weiter auf sich warten.
Obwohl eine Reihe von Ländern vom Welthandel profitieren, haben es nur wenige geschafft, lokal verarbeitete Produkte zu exportieren oder ihre Rohstoffe vor Ort zu veredeln. Die Gründe dafür liegen nach Angaben der Studie zum einen in dem eklatanten Mangel an Fachkräften, zum anderen in der schlechten Infrastruktur. So seien noch immer nur knapp 20% des (ohnehin kleinen) Straßennetzes asphaltiert und die Transportdienste wegen lokaler Kartelle oft sehr teuer. Nicht besser sei die Lage beim Schienennetz, das im Vergleich mit anderen Kontinenten trotz der Aufbauarbeit der Chinesen nur eine sehr geringe Dichte aufweise. Dies erkläre auch, weshalb Afrikas Länder kaum untereinander Handel treiben würden.
Zwar lobt auch der neue Ausblick den wirtschaftlichen Aufschwung Afrikas im letzten Jahrzehnt und einzelne Reformen. Gleichzeitig warnen die Autoren jedoch vor einem "scharfen Gegenwind". Die Preisentwicklung und die Volksaufstände hätten zur Folge, dass vor allem Nordafrika in diesem Jahr erheblich schwächer wachsen werde und das durchschnittliche Wirtschaftswachstum für den Gesamtkontinent wohl unter vier Prozent gedrückt werde.
Mit Besorgnis registriert der Report, dass bislang rund Dreiviertel aller privaten Auslandsinvestitionen in die Öl- und Bergbauländer des Kontinents geflossen seien. Dazu zählen Nigeria, Angola, Südafrika, Libyen und Ägypten. Die einseitige Ausrichtung auf die Metall- und Ölgewinnung verdeutliche, dass Afrikas 53 Länder das Umfeld für in- und ausländische Investoren deutlich verbessern müssten. Dringend nötig sei vor allem ein Ausbau der Infrastruktur und Stromversorgung, aber auch ein massiver Abbau der Bürokratie, die den Privatsektor vielerorts stark behindere.
Bei allem Bemühen um eine positive Sicht der Dinge verdeutlicht der Wirtschaftsausblick, dass die Realität in Afrika noch immer alles andere als rosig ist: Deutlich wird dies daran, wie sehr sich der Einbruch des Wirtschaftswachstums in den fünf nordafrikanischen Staaten auf ein Prozent in diesem Jahr auf das Gesamtwachstum in Afrika auswirkt. Zwar dürfte der Kontinent in diesem Jahr mit 3,7 Prozent etwas stärker als im Krisenjahr 2009 (3,1 Prozent) zulegen. Allerdings liegt der Zuwachs damit deutlich unter den 4,9 Prozent des vergangenen Jahres.
Erschwerend kommt hinzu, dass dieses Wachstum von einem extrem niedrigen Niveau ausgeht. Mit 1,6 Billionen US-Dollar entspricht die Wirtschaftsleistung des Kontinents gerade einmal der Brasiliens und macht kaum zwei Prozent der gesamten Weltwirtschaft aus. Um die hohe Armut in Afrika spürbar zu verringern, müsste das Wachstum dort über ein Jahrzehnt lang kontinuierlich bei mindestens zehn bis 15 Prozent liegen, schätzt der Afrikaexperte Greg Mills von der Johannesburger Brenthurst-Stiftung.
Doch von solchen Raten sind die meisten Länder des Kontinents weit entfernt. Zudem gilt es, die (trotz der Aids-Epidemie) noch immer rasante Bevölkerungsentwicklung zu berücksichtigen, die je nach Land zwei bis drei Prozentpunkte Wachstum kostet. Vor allem aber ist das geringe Wachstum ausgesprochen ungleich verteilt: Während eine kleine Elite immer reicher wird, ist die breite Masse der Afrikaner auch im letzten Jahrzehnt immer ärmer geworden. Symptomatisch dafür steht die von einem Bürgerkrieg heimgesuchte Elfenbeinküste. Das einstige Entwicklungsmodell Westafrikas hat zehn verlorene Jahre hinter sich, in denen die Wirtschaft um fast die Hälfte geschrumpft ist - und die Zahl der Bewohner unter der Armutsgrenze von knapp 20 auf über 50 Prozent schnellte. Ebenso dramatisch ist die Lage in Simbabwe, dem einstigen Musterland des südlichen Afrikas. Hier hat die Enteignung der weißen Farmer und die Missachtung der Eigentumsrechte durch das Regime von Robert Mugabe die einst zweitgrößte Wirtschaft der Region binnen zehn Jahren ruiniert.
Selbst die Diversifizierung der fast überall auf einen Rohstoff basierten Volkswirtschaften ist auch in den letzten Jahren kaum vorangekommen - und entsprechend fragil der wirtschaftliche Aufschwung. So sind noch immer 35 der 48 schwarzafrikischen Länder trotz oft großer ungenutzter Ackerflächen Lebensmittelimporteure. Das größte Problem liegt darin, dass der Agrarsektor nach wie vor von Kleinbauern dominiert wird, die ganz überwiegend für den Eigenbedarf produzieren, aber kaum Überschüsse für den Export erwirtschaften.
Schließlich verweist der Report darauf, dass Afrikas Jugend mehrheitlich arbeitslos und schlecht ausgebildet ist, selbst in Südafrika, dem einzigen Industrieland des Kontinents. Offen bleibt, wie angesichts der anhaltenden Abhängigkeit von einem Rohstoff und der vorhandenen Investitionsbarrieren die notwendigen Jobs geschaffen werden können, zumal Afrikas Gesamtbevölkerung bereits bis 2030 von derzeit 1,1 auf dann rund 1,5 Milliarden Menschen wachsen dürfte. Trotz einzelner Ausnahmen wie Ghana, Ruanda oder Botswana lassen die überfälligen strukturellen Veränderungen in den meisten Ländern weiter auf sich warten.
Obwohl eine Reihe von Ländern vom Welthandel profitieren, haben es nur wenige geschafft, lokal verarbeitete Produkte zu exportieren oder ihre Rohstoffe vor Ort zu veredeln. Die Gründe dafür liegen nach Angaben der Studie zum einen in dem eklatanten Mangel an Fachkräften, zum anderen in der schlechten Infrastruktur. So seien noch immer nur knapp 20% des (ohnehin kleinen) Straßennetzes asphaltiert und die Transportdienste wegen lokaler Kartelle oft sehr teuer. Nicht besser sei die Lage beim Schienennetz, das im Vergleich mit anderen Kontinenten trotz der Aufbauarbeit der Chinesen nur eine sehr geringe Dichte aufweise. Dies erkläre auch, weshalb Afrikas Länder kaum untereinander Handel treiben würden.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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