Unterwürfigkeit erwünscht

Dem Mitspracherecht und der politischen Bedeutung traditioneller ethnischer Führer räumt die Verfassung einen festen Platz ein. Das Parlament hat der Rolle der Chefs und ihrer Großleute durch die Verabschiedung der Gesetze über Traditionelle Behörden, den Traditionellen Rat (Häuptlingsrat) sowie durch das Gesetz über Gemeindejustiz - community courts - Rechnung getragen.

Herkömmliche Sozialstrukturen sind fest in die souveräne Gesellschaft eingebaut. Die Regierung lässt sich diese Anerkennung etwas kosten, denn offiziell anerkannte Führer und sechs ihrer ersten Ratgeber erhalten ein bescheidenes Salär - immerhin mehr als die magere Staatsrente. Bis zu diesem Punkt sieht es aus, als verhielte sich die Regierung den Häuptlingen und Königshäusern gegenüber als vorbildlich. Weit gefehlt.

In der Praxis wird vom Staatshaus bis ins zuständige Ministerium für Regional- und Kommunalverwaltung hinein ein Unterschied zwischen parteihörigen und oppositionellen Häuptlingen getroffen. Solche Führer, die der Swapo nahe stehen, können mit schneller Anerkennung - und dem Salär - rechnen. Politisch neutrale oder oppositionelle Führer, die also nicht zum Jubelcorps der Partei gehören, erreichen selbst mit Rechtsbeistand keine Anerkennung, wie das bei den Khoe-San im West-Caprivi bis heute noch der Fall ist.