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Uranabbau: Die Rechnung kommt noch
Uranabbau: Die Rechnung kommt noch

Uranabbau: Die Rechnung kommt noch

Betr.: „Uran als Wirtschaftsmotor“ (AZ, 15. Sept. 2017)

Auf der in Swakopmund stattgefundenen internationalen Konferenz (SAIMM) für Uranabbau konnte die Vize-Ministerin für Bergbau und Energie, Shilunga, in ihrer Grundsatzrede vieles bekannt geben, aber die Wahrhaftigkeit fehlt. Profiteure des Uranabbaus sind einige Wenige; was aber an Abfall, Abraum und ausgesandter Strahlung vielen langfristig vererbt wird, wird verschwiegen.

Kurzzeitig haben nur Anteilhaber großer Unternehmen, gewinnsüchtige Rohstoffspekulanten, skrupellose oder ignorante Regierungen ihren Gewinn. Die eigentliche Rechnung kommt noch und wird mit jedem Tag versäumter Umkehr größer. Den Preis für das Kurzzeitdenken zur Energiedeckung mit Kernenergie zahlen alle Lebewesen in der durch Radionuklide zusätzlich belasteten Umwelt, und zwar nicht nur seit Beginn der Kernwaffentests und Reaktorunfälle.

Bei Einsatz von Kernwaffen kommen Hitze, Druck, Verstrahlung und atmosphärisch radioaktiver Ausfall noch hinzu. Selbst in der Diskussion um Klimawandel hat Kernenergie keinen Vorzug vor fossiler Energie, denn thermodynamisch strebt jede Energieform dem niedrigsten Ordnungszustand zu - der Wärme. Geologisch vor Jahrmillionen in der Erdkruste verschlossen, ist es uns gelungen, die radioaktiven Elemente der 6. und 7. Periode im Periodensystem auszubuddeln, freizulegen, wie in den Minen im Nationalpark in der Namib, die regierungsseitig für Arbeitsbeschaffung und Nachhaltigkeit gepriesen werden. Wozu die Staatseinnahmen im leistungsschwachen Staatsapparat dienen, wird an den „historisch guten Beziehungen“ (Außenministerin) trotz Beendigung der Verträge mit dem nordkoreanischen Regime deutlich. 14 Mrd. N$ wurden für einen pompösen Heldenfriedhof und Verteidigungsbunker, ein Kriegsmuseum, martialische Statuen, eine Militärschule und Munitionsfabrik von der SWAPO-Regierung an das kommunistische Bruderland überwiesen. Demgegenüber müssen 60% des Energiebedarfs einer wachsenden Bevölkerung (84% ohne Stromversorgung) importiert werden. Für ein Land mit 49% Personalkosten in den Gesamtausgaben ist nicht verwunderlich, wenn Flüssigkraftstoffe (Namcor) als höchste Importkosten in der Negativ-Handelsbilanz auftauchen. Am Wochenende wartet die Farm.

Das Urangewerbe brachte 2016 dem Staat 161 Mio. N$ von 3,2 Mrd. N$ der gesamten Wirtschaft ein. Die nachfolgenden Umweltschäden und Strahlungssicherheits-Kosten sind nicht bezifferbar. Ob die Firmen den Sicherheitsvorschriften (NOSA) ausreichend nachkommen, darf bezweifelt werden. Aus Erfahrung weiß ich, wie die Realität aussieht, wenn eine Mine rentabel und gewinnbringend arbeiten muss. Ob die Gesundheits- und Umweltvorschriften kontinuierlich geprüft werden, ist mehr als zu bezweifeln. Bei einem Besuch der Strahlenschutz-Behörde wurden mir zwei junge Radiologen von Dr. Tibinyane vorgestellt, die alle Minen zu kontrollieren haben. Als Kontrollgeräte wurden ihnen vom Ministerium ein paar Kartons Radongas-Sammler übergeben.

Die Rössing-Mine fördert seit 1976 Radionuklide zutage und die staatliche Gesundheitskontrolle hinkt im Aufbau hinterher. Ob Namibia seine Kontrolle über sein ausgeführtes Uranoxid an die Staaten des atomaren Clubs behält, darf nicht nur bezweifelt werden. Namibia hat keinen Einfluss auf die Verwendung seines Atomenergie-Rohstoffs. Daran ändert auch keine Mitgliedschaft beim Lobbyclub (IAEA) der Atommächte etwas.

In einer Welt, in der zwischen Kommunisten, Islamisten, Terroristen und USA verbaler Krieg herrscht, ist der ausschließliche Export von Uranoxid für friedliche Zwecke nur noch Wunschdenken und die Grenze zum Verbrechen ist schwimmend. Es reicht eine Kurzschlusshandlung, so dass alle, die anfangs die Munition zur Atomwaffe geliefert haben, und die Endtäter verantwortlich sind. Möge die Bombe dann auf die zuerst fallen, die der Verbreitung von Kernkraft das Wort reden.

Sicher ist auch, dass Namibia für seine Bevölkerung keine medizinische Datenbank im unteren Strahlendosis-Bereich (mSv/Zeiteinheit) hat. Auch international gibt es keine langfristige Untersuchung der Wirkung von radioaktiver Strahlung bei Personen in verschiedenen Lebensphasen. Krebsbildung ist kumulativ, tritt nicht unmittelbar auf und das Risiko ist vielschichtig. Nicht Uranförderung ist ein Wirtschaftsmotor, sondern Solarenergie vom unerschöpflichen natürlichen Fusionseaktor über uns.

Bernd Seefeldt, Swakopmund

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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