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Urangefahr wird leicht verdrängt

Ich bin beruflich etwas in diese Thematik eingebunden und habe mit großem Interesse aber auch mit einem etwas unguten Gefühl Ihren Artikel gelesen. Dieser greift ein sich zunehmend entwickelndes Problem auf, das Swakopmund in den nächsten Jahrzehnten betreffen wird. Mit den fast zirkum platzierten Uranminen, die damit fast jede Windrichtung auf Swakopmund abdecken, wird es zunehmend auch gesundheitsrelevante Belastungen durch diese Minen geben.

Natürlich verharmlosen die Minenvertreter selbst sowie die Atomlobbyisten wie Herr Sylvain Saint-Pierre oder Herr Dr. Swiegers die wahren Hintergründe und ergehen sich in Populismus. Allein die Aussage von Herrn Saint-Pierre "Die Uranminen in diesem Land arbeiten mit Material, das sehr niedrige Strahlungswerte aufweist" - "Ihm zufolge könne man irgendwo in Namibia Messungen durchführen und ähnliche Werte aufzeichnen" zeigt die Doppelzüngigkeit seiner Argumente: Natürlich arbeiten die Minen mit solchem Material, das durchschnittlich sehr niedrige Strahlungswerte aufweist. Was dieser Herr aber verschweigt, ist, dass dieses Material, das aus bis zu 0,4%igem Erz besteht, aufbereitet wird zu 70-80%igem Yellowcake (Triuranoctoxid (U3O8 sowie Ammonium- oder Magnesiumdiuranat) und dass bei diesem Prozess eine Menge bereits mit aufkonzentrierter, aber für die Atomindustrie nicht nutzbarer Radionuklide wie Thorium-, Radium- und Uran-Isotope anfällt, die dann in große Schlammbecken gekippt werden (die Tailings). Da diese in der Regel nicht abgedeckt werden, kann der Wind die wenig später abgetrockneten radioaktiven Partikel über viele Kilometer verwehen.

Außerdem sinken die verspülten Radioisotope über die Einspülflüssigkeit in das Grundwasser. Eine von mir im Jahr 2007 entnommene Grundwasserprobe aus einem Brunnen eines Kleinsiedlergrundstückes am Swakop-Rivier, die in einem Labor einer deutschen Universität untersucht wurde, wies einen Urangehalt von 40 Mikrogramm auf, der Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Trinkwasser beträgt 15 Mikrogramm! Dabei spielt hier weniger die Strahlung eine Rolle, vielmehr die hohe Toxizität (Giftigkeit) von Uran. Sie kann bei fortgesetztem Genuss zu Nierenkrebs führen.

Anders der aus den Tailings herausgewehte Staub (zum Beispiel bei
Ostwind); er wirkt über die enthaltenen radioaktiven Feinpartikel kanzerogen, indem die Partikel, wenn sie sich im Lungengewebe festsetzen, nach einiger Zeit durch die fortdauernde punktförmige Bestrahlung des Lungengewebes mit Alpha-, Beta- oder Gammastrahlen Lungenkrebs auslösen. Ursächlich für die Beta- und Gammaanteile der Strahlung sind sowohl kurzlebige Zerfallsprodukte als auch das Uran begleitende radioaktive Isotope. Für radioaktive Uranpartikel in der Atemluft sieht die WHO auf Grund dessen in ihrer Empfehlung: "Depleted uranium: sources, exposure and health effects" einen Grenzwert von einem Mikrogramm (1/1000000 g) pro Kubikmeter vor!
(http://www.who.int/ionizing_radiation/pub_meet/en/DU_Eng.pdf)

Selbst das, was in Hinblick auf die Gefahren des Uranabbaus geäußert wird, ist bedenklich. Das Zitat von Herrn Swiegers bezüglich der 100 mSv sowie die gleiche Zahl im genannten Heftchen als Grenzwert für die Öffentlichkeit und als nicht ursächlich für Krebs zu präsentieren, das ist schon ganz schön mutig!

Abgesehen von den oben genannten Risiken, die nichts mit den genannten 100 mSv zu tun haben, ist in Deutschland in der "Strahlenschutzverordnung Kapitel 3 Schutz der Bevölkerung bei natürlich vorkommenden radioaktiven Stoffen" "§ 97 "Überwachungsbedürftige Rückstände; unzulässige Verbringung" folgendes geregelt: (1) Wer in eigener Verantwortung Arbeiten ausübt oder ausüben lässt, bei denen überwachungsbedürftige Rückstände anfallen, durch deren Verwertung oder Beseitigung für Einzelpersonen der Bevölkerung der Richtwert der effektiven Dosis von 1 mSv im Kalenderjahr überschritten werden kann, hat Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu ergreifen. - Der Grenzwert der effektiven Dosis beträgt nach diesem Paragraphen 0,3 mSv pro Jahr, die Strahlenschutzkommission empfiehlt seit 2010 einen Grenzwert von 0,1 mSv pro Jahr! Die von Herrn Swiegers als harmlos hingestellten 100 mSv sind das 1000-fache dieses Wertes! All das sollte auch den Bürgern von Swakopmund und Arandis sowie den Arbeitern der Minen Anlass zum Nachdenken geben. Es ist eine unsichtbare Gefahr, die man weder schmecken noch riechen, dafür aber leicht verdrängen kann. Bemerkt man die Auswirkungen an sich selbst, kann es zu spät sein.

P. Sommerwerk, Braunsbedra

Anm. der Red.: Der Leserbrief wurde gekürzt.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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