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US-Geschäft mit Marihuana boomt

Praktikant Praktikant
Sie sind aus dickem Plastik, haben einen kindersicheren Reißverschluss und, vor allem: Sie halten den Inhalt frisch. Die Firma Stinksack aus New York City hat sich auf die Produktion von Tüten für den Marihuana-Verkauf spezialisiert. Die sind im US-Bundesstaat Colorado ein Verkaufsschlager: Seit dem 1. Januar dürfen US-Bürger dort legal Marihuana kaufen. Einen Monat später brummt das Geschäft bei Stinksack, wie Firmenchef Ross Kirsh sagt. „Die Nachfrage ist unglaublich.“


Anfang November, acht Wochen vor der Legalisierung, habe seine Firma einen Anruf aus Colorado bekommen. Ein verunsicherter Marihuana-Verkäufer habe nach kindersicheren „Gras“-Tüten gefragt. Denn dies ist eine der Auflagen, an die der Verkauf von Marihuana geknüpft ist: Die grüne Ware darf nur in begrenzten Mengen und nur in undurchsichtiger, kindersicherer Verpackung über die Ladentheke wandern. Kirsh fackelte nicht lange und holte Investoren an Bord. Nun meldeten seine Kunden hohe Verkaufszahlen, sagt er.


Die Firma ist nur eine von vielen in den USA, die im Zuge der veränderten Gesetzeslage Kasse machen wollen. Die einen verkaufen Cannabis-Gebäck und -Schokolade, andere kümmern sich um „Gras-Touristen“, die aus anderen US-Staaten nach Colorado reisen, um die Droge legal zu kaufen. Einige Firmen bieten Führungen durch Marihuana-Plantagen an, natürlich inklusive Verkostung.


Kekse mit Bananen- oder Kokosgeschmack und einer Prise der psychoaktiven Zutat THC (Tetrahydrocannabinol) sind schon länger besonders bei Patienten beliebt, die Cannabis vom Arzt verschrieben bekommen haben, aber nicht rauchen möchten. Jetzt könnten solche Produkte auch als Massenprodukt erfolgreich sein.


Das alles gibt der „Gras“-Lobby mächtig Aufwind. Das neue Gesetz werde zeigen, dass Cannabis die Gemeinschaft nicht belasten muss, sagt Betty Aldworth, stellvertretende Direktorin der Nationalen Cannabis Industrie Vereinigung (NCIA). 1000 neue Arbeitsplätze würden in Colorado dank der Legalisierung entstehen. Für 2014 werde mit einem Umsatz von 400 bis 600 Millionen Dollar (rund 294 bis 440 Millionen Euro) gerechnet. Darin ist auch der Verkauf von Marihuana auf ärztliches Rezept enthalten, die in Colorado und 19 anderen Staaten bereits erlaubt sind. Der Freizeit-Konsum dagegen ist neben Colorado bislang nur im Westküstenstaat Washington freigegeben worden. Dort soll der Verkauf im Mai starten. Experten erwarten aber, dass bald weitere Staaten nachziehen werden.


Obwohl US-Gesetze teils harte Strafen für den Handel und Missbrauch von Drogen vorsehen, ist „Pot“ schon vor der Legalisierung in Colorado zur Massenware avanciert. Laut einer Studie der US-Behörde SAMHSA für Drogenmissbrauch bleibt Marihuana das am meisten genutzte Rauschgift. 7,3 Prozent der Amerikaner konsumierten im Jahr 2012 „Gras“- - ein leichter Anstieg gegenüber 5,8 Prozent im Jahr 2007.


Ungeachtet dessen warnen US-Behörden, wie schnell die grünen Knollen abhängig machen können. Geschätzt werden etwa neun Prozent der Konsumenten abhängig, wie das Nationale Institut für Drogenmissbrauch vermutet. Und sogar jeder Sechste, der als Jugendlicher mit dem Kiffen anfängt, greife später regelmäßig zum Joint.


In Deutschland gehören Cannabis und Cannabis-Produkte nach dem deutschen Betäubungsmittelgesetz zu den illegalen Suchtmitteln. Besitz, Anbau und der Handel damit sind verboten.


Troy Dayton, Leiter von The ArcView Group, einem Netzwerk für Investoren und Unternehmer in der Cannabis-Industrie, nennt den Handel mit dem Cannabis-Kraut Marihuana schon die «nächste große amerikanische Branche». Das Netzwerk startete im November 2011 mit 25 Mitgliedern, heute gehören ihm 125 an. Jeder zahlt einen vierstelligen Jahresbeitrag - und jeder plant, mindestens 50 000 Dollar in das Marihuana-Geschäft zu investieren.


Nicht zuletzt bringt der neue Wirtschaftszweig mittels Steuergeldern auch dem Staat etwas ein. Doch nicht jeder sieht das Wachstum positiv. Dies sei der Aufstieg einer neuen, profithungrigen Branche ähnlich der Tabakindustrie, kritisiert der Kongressabgeordnete Patrick J. Kennedy, Mitbegründer von Smart Approaches to Marijuana (SAM). Die Organisation will über die schädlichen Auswirkungen von Cannabis aufklären. Laut SAM werde die Legalisierung von Cannabis vor allem eines heranzüchten: eine reiche, mächtige Lobby.


Von Gretel Johnston, dpa

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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