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Utopische Pläne: Bei Etoscha soll ein gigantisches Touristendorf entstehen

Das Namibian Cultural and Tourism Village ist ein Projekt des Centre for Resource and Transformation, kurz: CERET. Die Organisation mit Sitz in Windhoek hat 355 Millionen Namibia-Dollar veranschlagt, um das Touristendorf bei Oshivelo zu entwickeln. Die erste Projektphase, die bis Juni vollendet sein soll, kostet rund 10 bis 15 Millionen. Laut Geschäftsführerin Muetulamba Shingenge Haipinge ist CERET allerdings noch auf der Suche nach eben diesen Förder- und Sponsorengeldern. Unterdessen haben die Bauarbeiten jedoch schon begonnen, wie CERET-Mitarbeiter Antoine Mbok bestätigte.
Zuerst werden Schotterpisten gebaut. Diese sollen eigentlich nur von Donkeykarren befahren werden, erklärt Haipinge: Die Idee ist, dass Touristen auf den urigen Eselswagen zwischen den einzelnen traditionellen Dörfern umherkutschiert werden. Geplant ist, dass jede ethnische Gruppierung Namibias hier ihr eigenes "cultural village" anlegt - mehr oder weniger nach dem Muster des erfolgreichen "Living Museum"-Konzeptes. Entsprechende Vereinbarungen mit traditionellen Behörden liegen schon vor, sagt Antoine Mbok, der bei CERET als "Strategic Business Development and Marketing Specialist" tätig ist. Auch die Deutschen könnten hier ihre Kultur repräsentieren, schlägt Mbok vor: Man wolle diesbezüglich mit dem Windhoeker Karnevalsverein Kontakt aufnehmen.
Bei dem Areal, auf dem der Park entstehen soll, handelt sich um ein vier Quadratkilometer großes Stück Land. Es grenzt direkt an den Etoscha-Nationalpark, getrennt nur durch die B1, die von Tsumeb über Oshivelo nach Ondangwa führt. Das Land ist Kommunalland, und wenn man der Nationalen Gesellschaft für Menschenrechte glauben darf, dann ist gerade erst im Dezember ein Disput um den Gebrauch dieses Stückes Land entbrannt. Ehemalige PLAN-Kämpfer, die hier siedeln und ihre Mahango-Felder bestellen, sind von den Bauplänen für das Touristendorf angeblich gar nicht angetan und berufen sich auf ihre Aufenthaltsgenehmigung von Seiten des Ndonga-Königs Elifas Kauluma. CERET wiederum kann Dokumente vorweisen, denen zufolge King Kauluma der Organisation das Nutzungsrecht für das Land schon im Jahr 1990 übergeben hat. Auf dem Areal entstand nach der Unabhängigkeit das so genannte King Kauluma Centre: eine Reihe von Selbsthilfeprojekten für die lokale Bevölkerung. Das Projekt wurde dann im Jahr 1996 vom Ministerium für Landfragen und Umsiedlung erneut CERET überhändigt: mit der Auflage, das Land zum Nutzen der Einheimischen zu entwickeln. So entstand die Idee für das Namibian Cultural and Tourism Village. Das Touristendorf soll Einkommen für Mitglieder aller Ethnien Namibias generieren; gleichzeitig werden diese dadurch ermutigt, ihre traditionelle Lebensweise zu praktizieren, ihre Kultur zu pflegen und das überlieferte Wissen an jüngere Generationen weiterzugeben.
So weit, so gut. Wenn CERET-Geschäftsführerin Haipinge allerdings die Pläne für das Projekt im Detail vorlegt, dann klingt das Vorhaben plötzlich reichlich utopisch. Auf dem vier Quadratkilometer großen Areal sollen am Ende 51 "cultural villages" stehen - zum Teil bewohnt und betrieben von den einstigen PLAN-Kämpfern und ihren Familien, die auf diesem Stück Land bis dato immer noch ihre Mahangofelder bestellen. Neben einem Campingplatz ist eine Backpackers Lodge sowie ein Hotel geplant. Abenteuerlich wird es dann mit der anvisierten Autorennbahn, der Pferderennbahn und dem so genannten "War Games Park". In diesem Kriegsspiel-Vergnügungspark sollen sich neben abenteuerlustigen Touristen auch die ehemaligen Soldaten austoben dürfen. Außerdem wird das Dorf von einem noch zu pflanzenden Wald sowie zwei künstlichen Seen flankiert. Die Oshivelo-Region habe viel Grundwasser, sagt Haipinge, man brauche nur zu graben und die Löcher mit Wasser aufzufüllen, "und dann tun wir Fische hinein".
Die Entwicklung soll über die kommenden fünf Jahre stattfinden - vorausgesetzt CERET treibt die Gelder für das ehrgeizige Projekt auf. Vorerst jedoch brauchen sich die Bauern und einstigen Soldaten im King Kauluma Settlement vielleicht noch keine Sorgen über die nächste Mahango-Ernte zu machen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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