Uwe Herbert – Ein vorbildlicher Pilot und Unterstützer der AZ
Uwe Herbert zusammen mit Werner List haben in der Vergangenheit der Allgemeinen Zeitung sehr oft geholfen, um schnell zu verschiedenen Geschehnissen im Lande zu gelangen, um dort Fotos und Informationen für die nächste Ausgabe zu bekommen - egal ob es das Omaruru-Rivier war, das nach vielen Jahren erstmals wieder in voller Breite am Ort vorbeifloss, Schnee auf den Zaris- und Naukluftbergen lag, Swakopmund nach 100 Millimeter Regen in einer Nacht unter Wasser stand oder die Mukuti-Lodge eröffnet wurde. Uwe Herbert hat die AZ dank dem Unternehmen Ohlthaver & List dorthin geflogen.
AZ an Bord
Der besonnene und erfahrene Pilot beförderte die AZ, wo immer es eine Gelegenheit gab, zuerst mit einer Cessna 340 mit dem Rufzeichen V5-KUH (Kilo Uniform Hotel) und später mit der Nachfolgerin, einer Cessna 425 Conquest (V5-MJW) oder der kleinen Piper Super Cub, in der zwei Personen (Pilot und Passagier) Platz fanden. Die Flugzeuge gehörten der Ohlthaver & List-Gruppe bzw. Eros Air. Manchmal war die AZ mit Uwe Herbert auch in einer gemieteten Cessna 210 unterwegs. Pilot Uwe Herbert fühlte sich in den verschiedensten Flugzeugtypen zu Hause und flog sie in seiner ruhigen und professionellen Art, die nicht nur die Mitarbeiter der AZ imponierte.
Bei einem Flug in den Etoscha-Nationalpark an einem späten Nachmittag vor vielen Jahren, wo ein Hubschrauber in die geflutete Pfanne abgestürzt war, knallte in großer Höhe über der Pfanne ein kleiner Vogel gegen die Windschutzscheibe. Derweil die beiden Medienvertreter an Bord sich fast in die Hose machten, blieb Uwe ruhig, machte sicher, dass nichts beschädigt worden war, erklärte den beiden Passagieren was geschehen und was nicht passiert war. Dann landete er das Flugzeug sicher in Namutoni. Es schien als ob Uwe Herbert nicht aus der Ruhe zu bringen war, was sich auch immer auf seine Passagiere übertrug.
Nach einem Besuch in Swakopmund nach einem ungewöhnlich starken Regen in der Nacht zuvor, ging es am späten Nachmittag zurück in Richtung Windhoek. Schon kurz nach dem Start erkundigte sich Uwe Herbert über die Wetterlage in der Hauptstadt und beim Eros-Flugplatz. Am Rande der Namib-Wüste hatte sich im Osten eine blauschwarze Regenwand breitgemacht und darüber türmten sich riesige Wolken. Verschiedene Stellen wurden mit der kleinen und langsamen Super Cub angeflogen, um zu sehen ob es dort ein Durchkommen gab. Die Regenwand war mehr oder weniger dicht, der Weg nach Windhoek versperrt. „Wir drehen um und müssen in Swakopmund übernachten“, meinte Uwe, der kein Risiko einging. Es war bereits recht spät und dank Swakopmunder Fliegerkameraden, die die Landebahn mit Fahrzeugen beleuchteten, landete Herbert sicher. Am nächsten Morgen ging es zurück nach Windhoek und zur Arbeit.
Reibungslose Notlandung
Ein anderes Mal befand sich die AZ mit Herbert auf dem Rückflug von Lüderitzbucht via Walvis Bay nach Windhoek. Kurz vor dem Khomas-Hochland mit seinen unendlichen Hügeln, Bergen, Schluchten und Rivieren, stotterte plötzlich der Motor der gemieteten Cessna 210, setzte aus, aber Herbert konnte ihn wieder starten. Ruhig beschloss der erfahrene Pilot lieber eine vorbeugende Landung auf einem der Farmwege auf dem noch mehr oder weniger ebenen Gelände vorzunehmen, als später eine Notlandung in unwegsamem Gebiet durchführen zu müssen. Die Landung im Busch verlief reibungslos, nur ein Farmarbeiter auf einem Fahrrad bekam einen Riesenschreck, als ein Flugzeug plötzlich auf ihn zuraste. Er ließ seinen fahrbaren Untersatz auf dem Weg zurück und flüchtete in die Büsche. Einige Minuten danach hörte er sich mit schlotternden Knien an, warum das Flugzeug dort gelandet war. Es stellte sich später heraus, dass die Treibstoffanzeige des Flugzeuges defekt und der Spritverbrauch sehr hoch war.
Als vor einigen Jahren nach einer großen Feierlichkeit bei einer Fischfabrik in Walvis Bay die zahlreich geladenen Gäste mit mehreren Flugzeugen nach Windhoek zurückgeflogen wurden, wurden einige Medienvertreter auf dem Flugplatz in Rooibank vergessen. Ein Anruf bei Uwe Herbert ließ diesen einige wenige Male in seinem Leben fluchen, die Conquest wieder aus dem Hangar ziehen, zum x-ten Male an dem Tag nach Walvis Bay fliegen, um die alleingelassenen Medienvertreter abzuholen. Nach dem Start in Walvis Bay konnten die Journalisten und Fotografen aus dem zweimotorigen Flugzeug, welches sehr schnell an Höhe gewann, einen rasend schnell aufgehenden Vollmond beobachten - ein Erlebnis, dass alle nicht so schnell vergessen haben. Dank Uwe Herbert waren die Medienvertreter an diesem Tag, zwar etwas verspätet, aber auch wohlbehalten zurück in Windhoek.
Rettungsflüge bis in den Kongo
Wenn es in der Ohlthaver & List-Gruppe eine Veranstaltung gab, hatte die AZ meist nicht nur eine Einladung erhalten, sondern oft auch einen Platz an Bord der Conquest reserviert bekommen. Da war es egal, ob es ein Anlass in der Mokuti-Lodge, in Walvis Bay oder anderswo im Lande war. Der Pilot: Uwe Herbert.
Aber nicht nur die AZ hat unzählige Stunden mit diesem besonderen Menschen und Piloten in der Luft verbracht. Sehr vielen Personen hat Herbert das Leben gerettet. Unzählige Einsätze als Rettungsflieger bei Tag und Nacht brachten ihn manchmal an seine Grenzen, aber er meisterte jegliche Situation. Um Schwerkranke in geeignete Krankenhäuser zu bringen, musste er sogar einmal bei Nacht und schweren Gewittern in die Demokratische Republik Kongo fliegen, dort im Landeanflug einer russischen Transportmaschine im letzten Moment ausweichen und schließlich den Patienten sicher nach Kapstadt in Südafrika bringen. Zahlreiche Notflüge nach Kapstadt hat er von verschiedenen Orten in Namibia und Nachbarstaaten aus durchgeführt.
Sicherheit war das Wichtigste für Herbert. Deshalb hatte er in Amerika regelmäßig am Simulator jegliche Notsituation geübt und sich auf den neusten Stand der Dinge bringen lassen. Während eines Starts oder einer Landung durfte niemand den Piloten Uwe ansprechen – er konzentrierte sich voll auf seine Aufgaben, die er im Schlaf hätte durchführen können. Nachdem die Reisehöhe erreicht war oder nach der Landung gab er gerne Auskunft. Es gab Personen, die nur mit Uwe Herbert flogen, mit sonst niemandem – Werner List war, laut seinem Enkel Sven Thieme, eine dieser Personen.
Landeskenner
Uwe Herbert kannte jedoch nicht nur „seine“ Flugzeuge sehr gut, sondern die Fliegerei als solches und sein Heimatland. Durch die zahlreichen Inlandflüge für die Firmengruppe deren Chefpilot er war, durch die vielen Notflüge und dank der über 2200 Stunden, die er im Tiefflug für ein Raubtierforschungsprojekt flog, um besenderte Tiere aufzuspüren, lernte er das Land kennen. Neben der Fliegerei lag ihm der Naturschutz sehr nahe und galt diesem neben der Geschichte des Landes sein Interesse.
Als regelmäßiger und jahrzehntelanger AZ-Leser war Uwe Herbert auch einer der kritischen Leser. Er scheute sich nicht, in der Redaktion anzurufen oder sich auf dem digitalen Wege zu melden, um aufbauende Kritik zu üben oder auf Fehler hinzuweisen.
Vom Zahntechniker zum Chefpiloten
Er wurde am 18. September 1953 in Windhoek im Elisabeth-Haus geboren. Seine Eltern Hella und Hugo Herbert waren auch schon in Windhoek geboren. Er besuchte in der Hauptstadt den Kindergarten und war Schüler der DHPS (Deutschen Höheren Privatschule Windhoek) von 1960 bis 1973. Danach musste er seinen Wehrdienst in Pretoria in Südafrika absolvieren. Im Jahr 1975 ging es zurück nach Pretoria, wo er eine dreijährige Ausbildung zum Zahntechniker begann. Im gleichen Jahr machte er seinen privaten Pilotenschein. Im darauffolgenden Jahr heiratete Uwe Herbert seine langjährige Freundin Heidi geb. Marting. 1978 wurde sein ältester Sohn Arne geboren und im Jahr 1979 zog die kleine Familie zurück nach Windhoek. Hier begann Uwe Herbert im Staatskrankenhaus als Zahntechniker zu arbeiten.
Sein Hobby machte er im Jahr 1981 zum Beruf, als er für ein Bauunternehmen flog, welches Fort Namutoni renovierte und im selben Jahr kam sein zweiter Sohn Björn zur Welt. Es folgte Volker ein Jahr später und 1987 die lang ersehnte Tochter Karin. Carl-Ludwig List holte Uwe 1985 zur Ohlthaver & List-Gruppe, wo Uwe Herbert seinen kommerziellen Pilotenschein erwarb und als Chefpilot angestellt wurde. In dieser Position war er bis zuletzt tätig. Besonders für die Namibia Brauereien war Herbert unterwegs, weshalb er als der Pilot der Brauerei bekannt war und die Flugzeuge als die Brauerei-Flugzeuge. Zahlreiche Stunden in diesen beiden Flugzeugen sowie der Super Cub standen der AZ zur Verfügung.
Am 29. Januar dieses Jahres stürzte Uwe Herbert mit zwei weiteren Piloten, Ole Friede und Fritz Alpers während eines jährlichen Testfluges zur Erneuerung seiner Fluglizenz beim Hosea-Kutako-Flughafen in seiner geliebten Conquest ab.
Danke für die vielen gemeinsamen Stunden in der Luft! Wir werden Uwe Herbert sehr vermissen!
Dirk Heinrich
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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