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Vergleich der Wert­begriffe irreführend
Vergleich der Wert­begriffe irreführend

Vergleich der Wert­begriffe irreführend

Betr.: Leserbrief „,Aufstand´ oder nicht?“ / Begriffsdefinition im Zusammenhang mit Kolonialzeit und -krieg (AZ, 4. August 2017)

Warum bezeichnet eine Gemeinschaft in ihrem Herrschaftsgebiet den Angriff auf ihr/e Recht und Ordnung als Rebellion? Wenn mir jemand sagen kann, warum die Römer 30 B.C. über die Alpen kamen und sich am Limes in Kastellen gegen barbarische Überfälle in Germanien geschützt haben, warum im 18. Jahrhundert San und Damara von Herero beseitigt wurden, warum die Stämme Manitous von europäischen Auswanderern ausgerottet wurden, warum Jan Jonker um 1840 die Herero niederwerfen durfte, dann sage ich ihm auch, mit welchem Recht das Deutsche Reich im 19. Jahrhundert in Afrika Kolonien etabliert hat.

Wie hätten wohl der Zar, Sultan, Kaiser Napoleon, Fürst Metternich des 19. Jahrhunderts zu Maximen des 20. Jahrhunderts („eingeladen und legitim gewählt sein, Auffassung seiner Rechtseinführung nach welchem Mandat“), des Atomzeitalters reagiert? Hier werden unvereinbare Wertbegriffe unterschiedlicher Zivilisationsstufen verglichen, was in die Irre führen muss.

Der Mensch sucht immer nach Neuem und Mehr und gelangt doch nie zum Ziel. Jetzt sind es Selbstverwirklichung, Geschlechtergleichheit und Medienkompetenz; aber er verliert die Familie, die Kinder, die Alterssicherung und den Respekt vor der Schöpfung. Widerstand gegen eine Rechtsordnung ist immer illlegitim. Weil es beim Menschen immer um Herrschaft und Besitz geht, sind Regeln nötig; denn ohne das Gesetz herrscht Chaos. Darum besitzt der Schutz jeder Regierung Priorität.

Als die Kolonisten das Land erwarben, besiedelten und entwikkelten, trafen sie auf eine Herrschaft von sich vertreibenden Stämmen, dem sie Schutzherrschaft mit Munitionskontrolle und Grundbuchamt entgegensetzten, was ihnen unter wandernden Omuhona (Hereroherrn) und räuberischen Nama nicht immer Freundschaft einbrachte. Der Kampf um Herrschaft zur Befriedung war unumgänglich. Um Hoornkranz gab es etliche Besitzansprüche, doch für Hendrik Witboois imperialen Machtanspruch entfiel die Vorgeschichte. Trotz teilweiser Untertanenschaft mit monatlichem Lohnanspruch sah er sich als Herrscher des Landessüdens, indem Berlin mit London Grenzverträge abgeschlossen hatte, bis er durch eine deutsche Kugel fiel. Das Ende eines Aufstandes ist stets Untergang, auch wenn Geschichte einen langen Atem hat.

Wo eine überlegenere Kultur auftrat, konnten sich Wilde kultivieren lassen oder sie gingen unter. Nachdem eine verbindliche Rechtsordnung den Götzendienst der Germanen im Thing vertrieben hatte, konnten die Deutschen (mit Reichstag) einer überlebten, zivilisierten Kulturnation ehemals Hochseeschiffe bauen und nach Afrika fahren und heute Audi und BMW an afrikanische Rebellenführer verkaufen, wo der Ahnenglaube ums heilige Feuer weiterlebt. Der Bau eines Schiffes, wie der gesunkene Kreuzer Vineta vor Swakopmund dürfte hier noch eine Weile auf sich warten lassen.

Bernd Seefeldt, Swakopmund

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-14

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