Verschiebung der Olympischen Spiele? - Eine historische Entscheidung
Die Rufe nach einer Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio werden lauter. IOC-Präsident Thomas Bach verweist indes darauf, dass zum jetzigen Zeitpunkt drastische Maßnahmen noch nicht notwendig seien. Bis zur Eröffnungsfeier bleiben dem Internationalen Olympischen Komitee noch gut vier Monate. Das Zeitfenster für eine derart historische Entscheidung ist trotzdem begrenzt. Es gibt viele Gründe für eine sofortige Verschiebung der Sommerspiele, aber auch für ein Festhalten an den Olympia-Plänen.
WAS FÜR EINE SOFORTIGE VERSCHIEBUNG SPRICHT:
GESUNDHEIT: Gerade in den Mannschaftssportarten ist gemeinsames Training wegen der Ansteckungsgefahr aktuell kaum möglich. Einige Athleten befinden sich sogar in Quarantäne, darunter mehrere deutsche Handball-Nationalspieler. Auch wird die Pandemie bis zur Eröffnungsfeier am 24. Juli kaum weltweit unter Kontrolle sein. Bei den Spielen kommen aber rund 11 000 Athleten und auch viele Tausend Fans, Betreuer und Journalisten aus der ganzen Welt zusammen - viele von ihnen im olympischen Dorf. Es drohen neue Infektionen und womöglich neue Ansteckungswellen bei der Rückkehr aus Tokio. „Es gibt für Viren quasi kein tolleres Fest als so eine Veranstaltung“, sagte Virologe Alexander Kekulé in der ARD-„Sportschau“.
TRAINING: Viele Athleten, vor allem in Westeuropa und den USA, sind beim Training stark eingeschränkt. Sporthallen und Schwimmbäder sind mitunter geschlossen, es gibt in vielen Ländern Ausgangssperren. Training in den eigenen vier Wänden, wie etwa auf Hometrainern oder Laufbändern ist alles andere als optimal. Dabei beginnt gerade jetzt für viele Athleten die entscheidende Vorbereitungsphase auf Olympia. Dagegen kehren andere Länder wie China nach Abklingen der Epidemie wieder in den geregelten Alltag zurück. Gleiche Wettbewerbsbedingungen sind kaum mehr gegeben.
DOPINGKONTROLLEN: In vielen Ländern herrscht ein Einreisestopp. Die Welt-Anti-Doping-Agentur kann kaum mehr für regelmäßige Kontrollen sorgen. Was ist etwa mit Russland, das in der Vergangenheit schon in zahlreiche Dopingskandale verstrickt war und seine Grenzen für Ausländer dicht gemacht hat? Oder China, das bei einer Einreise eine 14-tägige Quarantäne vorsieht? „Ich habe Angst, dass schwarzen Schafen jetzt Tür und Tor geöffnet ist“, sagte der zweimalige Ironman-Weltmeister Patrick Lange der „Frankfurter Rundschau“.
OLYMPIA-QUALIFIKATION: Erst etwas mehr als die Hälfte der Sportler haben sich für Olympia qualifiziert. Viele Qualifikationsturniere sind bereits abgesagt worden oder sollen kurz vor den Sommerspielen nachgeholt werden. IOC-Chef Thomas Bach hat zwar großzügige Härtefall-Regelungen angekündigt, aber was ist mit Mannschaftssportarten wie Handball? Bei den Männern haben erst sechs von zwölf Mannschaften ihre Teilnahme sicher. Im Juni sollen nun im Hauruck-Verfahren die Qualifikationsturniere nachgeholt werden. Mit größtenteils Mannschaften aus Europa, bei denen aktuell alles still steht.
WAS GEGEN EINE SOFORTIGE VERSCHIEBUNG SPRICHT:
ZEITRAHMEN: In China ist um die Jahreswende herum das Virus ausgebrochen. Inzwischen zählt das Land - auch dank der sehr strikten Maßnahmen - kaum mehr Neuinfektionen, also gut drei Monate nach Ausbruch der Epidemie. Wäre der Zeitrahmen auch auf andere Länder wie in Europa übertragbar, wäre ein geregelter Sportbetrieb tatsächlich denkbar.
TERMINPROBLEME: Olympische Spiele wären nicht so einfach um ein Jahr zu verschieben wie eine Fußball-EM. Große Terminkollisionen gab es für die UEFA-Verantwortlichen nicht, lediglich die neu eingeführte Club-Weltmeisterschaft stand im Sommer 2021 an. FIFA-Chef Gianni Infantino machte aber mit einer Verschiebung der Club-WM den Weg frei. In Sachen Olympia sind dagegen viele Welt- und Europameisterschaften, ganz zu schweigen von Weltcups oder sonstigen Qualifikationsturnieren, auf den olympischen Zeitplan abgestimmt.
SYMBOLWERT: Olympia setzt jeher auf die Kraft der Symbole. Olympische Spiele nach Überstehen der Pandemie könnten auch ein Zeichen des Aufbruchs sein. „Stellen Sie sich vor, was das für ein positives Zeichen für die Welt wäre, wenn es uns gelingt, die Olympischen Spiele als erste Veranstaltung nach dieser weltweiten Krise stattfinden zu lassen“, sagte etwa Kanu-Verbandschef Thomas Konietzko der Zeitung „Neues Deutschland“.
EXISTENZ: Viele Sportler haben Freiberuflerstatus, müssen ihre Trainingslager, Betreuer oder Reisen selbst finanzieren, wie etwa die Beachvolleyballer. Diese Kosten würden bei einem neuen Anlauf 2021 noch einmal entstehen, während auf der Einnahmenseite Wettkampfprämien und womöglich auch Sponsorengelder ausbleiben. Es droht den Sportlern eine finanzielle Schieflage.
WAS FÜR EINE SOFORTIGE VERSCHIEBUNG SPRICHT:
GESUNDHEIT: Gerade in den Mannschaftssportarten ist gemeinsames Training wegen der Ansteckungsgefahr aktuell kaum möglich. Einige Athleten befinden sich sogar in Quarantäne, darunter mehrere deutsche Handball-Nationalspieler. Auch wird die Pandemie bis zur Eröffnungsfeier am 24. Juli kaum weltweit unter Kontrolle sein. Bei den Spielen kommen aber rund 11 000 Athleten und auch viele Tausend Fans, Betreuer und Journalisten aus der ganzen Welt zusammen - viele von ihnen im olympischen Dorf. Es drohen neue Infektionen und womöglich neue Ansteckungswellen bei der Rückkehr aus Tokio. „Es gibt für Viren quasi kein tolleres Fest als so eine Veranstaltung“, sagte Virologe Alexander Kekulé in der ARD-„Sportschau“.
TRAINING: Viele Athleten, vor allem in Westeuropa und den USA, sind beim Training stark eingeschränkt. Sporthallen und Schwimmbäder sind mitunter geschlossen, es gibt in vielen Ländern Ausgangssperren. Training in den eigenen vier Wänden, wie etwa auf Hometrainern oder Laufbändern ist alles andere als optimal. Dabei beginnt gerade jetzt für viele Athleten die entscheidende Vorbereitungsphase auf Olympia. Dagegen kehren andere Länder wie China nach Abklingen der Epidemie wieder in den geregelten Alltag zurück. Gleiche Wettbewerbsbedingungen sind kaum mehr gegeben.
DOPINGKONTROLLEN: In vielen Ländern herrscht ein Einreisestopp. Die Welt-Anti-Doping-Agentur kann kaum mehr für regelmäßige Kontrollen sorgen. Was ist etwa mit Russland, das in der Vergangenheit schon in zahlreiche Dopingskandale verstrickt war und seine Grenzen für Ausländer dicht gemacht hat? Oder China, das bei einer Einreise eine 14-tägige Quarantäne vorsieht? „Ich habe Angst, dass schwarzen Schafen jetzt Tür und Tor geöffnet ist“, sagte der zweimalige Ironman-Weltmeister Patrick Lange der „Frankfurter Rundschau“.
OLYMPIA-QUALIFIKATION: Erst etwas mehr als die Hälfte der Sportler haben sich für Olympia qualifiziert. Viele Qualifikationsturniere sind bereits abgesagt worden oder sollen kurz vor den Sommerspielen nachgeholt werden. IOC-Chef Thomas Bach hat zwar großzügige Härtefall-Regelungen angekündigt, aber was ist mit Mannschaftssportarten wie Handball? Bei den Männern haben erst sechs von zwölf Mannschaften ihre Teilnahme sicher. Im Juni sollen nun im Hauruck-Verfahren die Qualifikationsturniere nachgeholt werden. Mit größtenteils Mannschaften aus Europa, bei denen aktuell alles still steht.
WAS GEGEN EINE SOFORTIGE VERSCHIEBUNG SPRICHT:
ZEITRAHMEN: In China ist um die Jahreswende herum das Virus ausgebrochen. Inzwischen zählt das Land - auch dank der sehr strikten Maßnahmen - kaum mehr Neuinfektionen, also gut drei Monate nach Ausbruch der Epidemie. Wäre der Zeitrahmen auch auf andere Länder wie in Europa übertragbar, wäre ein geregelter Sportbetrieb tatsächlich denkbar.
TERMINPROBLEME: Olympische Spiele wären nicht so einfach um ein Jahr zu verschieben wie eine Fußball-EM. Große Terminkollisionen gab es für die UEFA-Verantwortlichen nicht, lediglich die neu eingeführte Club-Weltmeisterschaft stand im Sommer 2021 an. FIFA-Chef Gianni Infantino machte aber mit einer Verschiebung der Club-WM den Weg frei. In Sachen Olympia sind dagegen viele Welt- und Europameisterschaften, ganz zu schweigen von Weltcups oder sonstigen Qualifikationsturnieren, auf den olympischen Zeitplan abgestimmt.
SYMBOLWERT: Olympia setzt jeher auf die Kraft der Symbole. Olympische Spiele nach Überstehen der Pandemie könnten auch ein Zeichen des Aufbruchs sein. „Stellen Sie sich vor, was das für ein positives Zeichen für die Welt wäre, wenn es uns gelingt, die Olympischen Spiele als erste Veranstaltung nach dieser weltweiten Krise stattfinden zu lassen“, sagte etwa Kanu-Verbandschef Thomas Konietzko der Zeitung „Neues Deutschland“.
EXISTENZ: Viele Sportler haben Freiberuflerstatus, müssen ihre Trainingslager, Betreuer oder Reisen selbst finanzieren, wie etwa die Beachvolleyballer. Diese Kosten würden bei einem neuen Anlauf 2021 noch einmal entstehen, während auf der Einnahmenseite Wettkampfprämien und womöglich auch Sponsorengelder ausbleiben. Es droht den Sportlern eine finanzielle Schieflage.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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