"Verurteilung ist Strafe genug"
Namibia kämpft, so wie der Rest der Welt, mit steigender Kriminalität. Gerichtsbarkeit und Bestrafung sind nach der heutigen Erkenntnis jedoch nicht ausreichend, um die durch Straftaten entstandenen Schäden wieder gut zu machen. Die Verbrechensprävention und die Rehabilitierung von Personen erfordern eine offene und tolerante Einstellung.
Strafgefangene können sich nach deren Entlassung aus dem Gefängnis oft nicht mehr oder nur sehr schwer an das Leben "draußen" anpassen. Der Grund dafür ist, dass die Gesellschaft gegenüber Ex-Häftlingen sehr negativ eingestellt ist und Vorurteile diese zu Außenseitern werden lassen. Depressionen sind die Folge solcher Verhaltensweisen, aus denen die Betroffenen meist nur mit auswärtiger Hilfe wieder in das tägliche Leben eingegliedert werden können.
Dies sind die Erfahrungen, mit denen die ehemalige Vizeministerin für Strafvollzug, Michaela Hübschle, täglich konfrontiert ist. "Familienmitglieder sind die schlimmsten", so Hübschle, die auch "Mutter aller Strafgefangenen" genannt wird. "Für mich war das Wichtigste, diesen Leuten etwas Hoffnung zu geben. Daher habe ich im Juni 2000 begonnen, CRIS (Criminals Return into Society) - also eine "after care"-Organisation für Leute, die aus dem Gefängnis entlassen werden - auf die Beine zu stellen." CRIS ist seit September vergangenen Jahres eine vollregistrierte, nichtstaatliche Organisation, die landesweit aktiv ist und ihr Hauptbüro in Windhoek hat. Nicht nur Resozialisierungs-Projekte stehen im Vordergrund, sondern auch die Betreuung von ehemaligen Strafgefangenen unter Einbezug der Familien bzw. Partner durch Therapeuten. "Wir wollen nicht, dass Leute in eine tiefe Depression verfallen. Daher müssen sie selber aktiv werden", so die Koordinatorin und Gründerin von CRIS, die im Jahr 1999 in einem aufsehenerregenden Folterungsfall eines Gefangenen ihre eigenen Leuten kritisierte. Sie setzte sich damals für Geoffrey Mwilima, einer der Angeklagten im Caprivi-Prozess, ein, was ihr u.a. den Vizeministerposten kostete.
Eines dieser Projekte ist die so genannte Drama-Theatergruppe, die sich aus Ex-Gefangenen zusammensetzt und versucht, durch Vorführungen unverstandene Gefühle an die Gemeinschaft zu übermitteln. Hübschle beschreibt die Einstellung zu diesem Tabuthema als sehr zögerlich. Dennoch würden solche Projekte in bestimmten Bereichen innerhalb der Familie zur Bewusstseinsveränderung beitragen, was wiederum den positiven Lebensausblick für den Entlassenen wachsen lässt.
Um die Betroffenen noch vor ihrer Freilassung über das Bestehen von CRIS zu informieren, besuchen Mitarbeiter der Organisation Gefängnisse in den unterschiedlichen Regionen Namibias. Wieder in Freiheit, haben diese Leute die Möglichkeit, sich bei CRIS registrieren zu lassen und sich für eines der Programme zu entscheiden.
Die Arbeitswelt stellt hohe Anforderungen, und wenn man nicht ständig auf dem Laufenden bleibt, ist die Chance, eine Anstellung zu bekommen, sehr gering. CRIS bietet daher seinen Mitgliedern ein Geschäftsmanagement- Training und einen Computerkurs an. Nach Ende dieser Ausbildung erwirbt der Teilnehmer ein Zertifikat, das ihn bei seiner Jobsuche unterstützen soll.
Ein weiteres praxisorientiertes Ausbildungsprogramm bei CRIS ist das Erlernen der Schweißtechnik. Auf Anfrage fertigen die ehemaligen Häftlinge einbruchsichere Gitter und künstlerische Metallarbeiten sowie Batiken an.
Die relativ junge Organisation betreibt ihre Interessen derzeit noch im kleinen Kreis, steckt sich aber für die nähere Zukunft hohe Ziele. In diesem Jahr schon sollen Entlassene die Möglichkeit haben, in der Landwirtschaft tätig zu werden. Dafür wurden die Hardap- und die Omaheke-Region ausgesucht.
Ein weiterer Zweig ist das Anfertigen von Holzmöbel, was auch die Herstellung von Särgen beinhaltet. Hintergrund ist die dramatische Zunahme der Sterberate durch Aids.
"Der Unterschied zwischen uns und anderen Organisationen ist, dass wir versuchen, so wenig wie möglich von den uns zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln in die Administration zu stecken. Wir verwenden die Gelder lieber für die direkte Betreuung", betont Hübschle. Im Verwaltungsrat von CRIS sitzen nicht nur die ehemalige Vizeministerin, sondern ein breites Spektrum an Interessensvertretern wie beispielsweise Clement Daniels, Direktor vom Legal Assistance Centre, Udo Weck, Mitglied des President Economic Advisory Council, und Jost Hildebrandt, Commercial Bank.
Es gibt zwar noch keine Langzeiterfahrungen, aber der Beginn von CRIS lässt optimistisch nach vorne schauen: Von derzeit 150 registrierten Personen wurde bis zum heutigen Zeitpunkt erst einer rückfällig.
Strafgefangene können sich nach deren Entlassung aus dem Gefängnis oft nicht mehr oder nur sehr schwer an das Leben "draußen" anpassen. Der Grund dafür ist, dass die Gesellschaft gegenüber Ex-Häftlingen sehr negativ eingestellt ist und Vorurteile diese zu Außenseitern werden lassen. Depressionen sind die Folge solcher Verhaltensweisen, aus denen die Betroffenen meist nur mit auswärtiger Hilfe wieder in das tägliche Leben eingegliedert werden können.
Dies sind die Erfahrungen, mit denen die ehemalige Vizeministerin für Strafvollzug, Michaela Hübschle, täglich konfrontiert ist. "Familienmitglieder sind die schlimmsten", so Hübschle, die auch "Mutter aller Strafgefangenen" genannt wird. "Für mich war das Wichtigste, diesen Leuten etwas Hoffnung zu geben. Daher habe ich im Juni 2000 begonnen, CRIS (Criminals Return into Society) - also eine "after care"-Organisation für Leute, die aus dem Gefängnis entlassen werden - auf die Beine zu stellen." CRIS ist seit September vergangenen Jahres eine vollregistrierte, nichtstaatliche Organisation, die landesweit aktiv ist und ihr Hauptbüro in Windhoek hat. Nicht nur Resozialisierungs-Projekte stehen im Vordergrund, sondern auch die Betreuung von ehemaligen Strafgefangenen unter Einbezug der Familien bzw. Partner durch Therapeuten. "Wir wollen nicht, dass Leute in eine tiefe Depression verfallen. Daher müssen sie selber aktiv werden", so die Koordinatorin und Gründerin von CRIS, die im Jahr 1999 in einem aufsehenerregenden Folterungsfall eines Gefangenen ihre eigenen Leuten kritisierte. Sie setzte sich damals für Geoffrey Mwilima, einer der Angeklagten im Caprivi-Prozess, ein, was ihr u.a. den Vizeministerposten kostete.
Eines dieser Projekte ist die so genannte Drama-Theatergruppe, die sich aus Ex-Gefangenen zusammensetzt und versucht, durch Vorführungen unverstandene Gefühle an die Gemeinschaft zu übermitteln. Hübschle beschreibt die Einstellung zu diesem Tabuthema als sehr zögerlich. Dennoch würden solche Projekte in bestimmten Bereichen innerhalb der Familie zur Bewusstseinsveränderung beitragen, was wiederum den positiven Lebensausblick für den Entlassenen wachsen lässt.
Um die Betroffenen noch vor ihrer Freilassung über das Bestehen von CRIS zu informieren, besuchen Mitarbeiter der Organisation Gefängnisse in den unterschiedlichen Regionen Namibias. Wieder in Freiheit, haben diese Leute die Möglichkeit, sich bei CRIS registrieren zu lassen und sich für eines der Programme zu entscheiden.
Die Arbeitswelt stellt hohe Anforderungen, und wenn man nicht ständig auf dem Laufenden bleibt, ist die Chance, eine Anstellung zu bekommen, sehr gering. CRIS bietet daher seinen Mitgliedern ein Geschäftsmanagement- Training und einen Computerkurs an. Nach Ende dieser Ausbildung erwirbt der Teilnehmer ein Zertifikat, das ihn bei seiner Jobsuche unterstützen soll.
Ein weiteres praxisorientiertes Ausbildungsprogramm bei CRIS ist das Erlernen der Schweißtechnik. Auf Anfrage fertigen die ehemaligen Häftlinge einbruchsichere Gitter und künstlerische Metallarbeiten sowie Batiken an.
Die relativ junge Organisation betreibt ihre Interessen derzeit noch im kleinen Kreis, steckt sich aber für die nähere Zukunft hohe Ziele. In diesem Jahr schon sollen Entlassene die Möglichkeit haben, in der Landwirtschaft tätig zu werden. Dafür wurden die Hardap- und die Omaheke-Region ausgesucht.
Ein weiterer Zweig ist das Anfertigen von Holzmöbel, was auch die Herstellung von Särgen beinhaltet. Hintergrund ist die dramatische Zunahme der Sterberate durch Aids.
"Der Unterschied zwischen uns und anderen Organisationen ist, dass wir versuchen, so wenig wie möglich von den uns zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln in die Administration zu stecken. Wir verwenden die Gelder lieber für die direkte Betreuung", betont Hübschle. Im Verwaltungsrat von CRIS sitzen nicht nur die ehemalige Vizeministerin, sondern ein breites Spektrum an Interessensvertretern wie beispielsweise Clement Daniels, Direktor vom Legal Assistance Centre, Udo Weck, Mitglied des President Economic Advisory Council, und Jost Hildebrandt, Commercial Bank.
Es gibt zwar noch keine Langzeiterfahrungen, aber der Beginn von CRIS lässt optimistisch nach vorne schauen: Von derzeit 150 registrierten Personen wurde bis zum heutigen Zeitpunkt erst einer rückfällig.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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