Veterinärzaun verschieben
Strategieplan liegt vor – Minister hofft auf baldige Umsetzung
Von Clemens von Alten
Windhoek
Die Transformationsstrategie für die Viehwirtschaft in den nördlichen Kommunalgebieten wurde diese Woche vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Empfehlungen, wie die Regierung die landwirtschaftlichen Aktivitäten formalisieren und den Veterinärzaun verschieben kann, der den Maul- und Klauenseche (MKS) freien Süden des Landes von den acht nördlichen Regionen abgrenzt.
Plan für Kommunalfarmer
„Ich erwarte demnächst schon einen konkreten Fahrplan zur Umsetzung dieser Strategie – hoffentlich noch vor der Haushaltsüberprüfung im Oktober“, sagte Landwirtschaftsminister Alpheus !Naruseb bei dem Anlass am Dienstag in Windhoek. Den entsprechenden Unterlagen zufolge wird mit einem vorläufigen Finanzaufwand in Höhe von insgesamt fast 352 Millionen Namibia-Dollar über einen Zeitraum von 15 Jahren gerechnet. Der Strategieplan wurde in Zusammenarbeit von dem Ministerium und dem Verband kommunaler sowie aufstrebender Farmer (NNFU) erstellt und von der Europäischen Union und der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit finanziert.
Schlussendlich wünscht sich die Regierung, dass der gesamte kommunale Norden – mit Ausnahme der Sambesi-Region, der Heimat freilebender Büffel – zu einer Zone erklärt wird, die frei von MKS und Rinder-Lungenseuche (CBPP) ist, heißt es in der entsprechenden Studie. „Doch anstatt die Landesgrenze zu Angola zu schließen, sollte eher versucht werden, kurz- bis mittelfristig den als Rote Linie bekannten Veterinärzaun nach Norden zu verlegen, indem risikoarme Gebiete identifiziert und eingezäunt werden“, heißt es weiter. Dafür könnte die Regierung strategische Quarantäne-Stationen einrichten, um die Seuchengefahr zu reduzieren.
Große Herausforderungen
Der Verband NNFU hatte im Vorfeld das Institut Öffentlicher Politforschung (IPPR) beauftragt, die Viehwirtschaft in den nördlichen Kommunalgebieten unter die Lupe zu nehmen, speziell was Wertschöpfungsketten und Vermarktungssysteme betrifft. „Idealerweise sollte ein Umfeld geschaffen werden, das Impulse für eine erhöhte und nachhaltige Rinderproduktion bietet und dabei einen Absatzmarkt in Form von staatlichen Schlachthöfen garantiert, die privat verwaltet werden“, empfehlen die Forscher von IPPR.
Leichter gesagt als getan, denn wie in dem Bericht erklärt, sind die Herausforderungen vielzählig und umfangreich, wie das Beispiel der Seuchengefahr zeigt: „Zäune teilen Menschen – sie spalten Gemeinden und sind somit eine eher soziopolitische als eine tiermedizinische Angelegenheit.“ Daher wird empfohlen, das Thema und die Ziele mit der betroffenen Bevölkerung auf höherer, politischer Ebene zu diskutieren.
Nachhaltige Produktion
Doch abgesehen von dem Risiko der Tierkrankheiten, mangele es im kommunalen Norden an produktiver Kapazität: „Was fehlt, ist ein mittel- bis langfristiger Ansatz, der eine nachhaltige und harmonisierte Wertschöpfungskette ermöglicht, die von einem politischen Umfeld und entsprechenden Trägerinstitutionen gefördert wird“, heißt es in dem IPPR-Bericht. Nur so sei es möglich, existierende und zukünftige Schlachthöfe mit ausreichend Nutztieren zu beliefern und so die Viehwirtschaft im Norden des Landes zu formalisieren.
Dazu müsse zunächst ein Umdenken unter den Kommunalfarmern stattfinden: „Die traditionelle Nutzviehhaltung muss einer kommerziell orientierten Zielsetzung weichen.“ Ferner raten die Politforscher, dass sich die Entscheidungsträger auch der Regelung von Land- und Nutzungsrechten in kommunalen Gebieten widmen. „Es muss eine neue Gesetzgebung her, die kommunale Weideflächen ermöglicht – dabei sollte es sich um eingetragene, selbst-verwaltende und demokratische Körperschaften handeln, die vereinbarte Grenzen besitzen und von den Gemeindemitgliedern geführt werden“, wird in der Studie erklärt. Ebenso müsse die private Bewirtschaftung kommunalen Lands und staatlicher Betriebe ermöglicht werden.
Institutionelle Hilfe
Zudem empfehlen die Fachleute eine umfassende Beratung, Betreuung und Unterstützung kommunaler Farmer. IPPR schlägt vor, neue Regierungsorgane ins Leben zu rufen, beispielsweise eine neue Abteilung des landwirtschaftlichen Direktorats DAPEES sowie eine Instanz, die Marktinformationen sammelt und Aktivitäten informiert beziehungsweise koordiniert. Ein weiteres enormes Hindernis sei der eingeschränkte Kreditzugang der kommunalen Bevölkerung – „die Regierung und die staatliche Agribank sollten hier neue Möglichkeiten schaffen“, heißt es.
Doch schlussendlich sei für den Erfolg der „Transformation“ entscheidend, ob die Strategie marktwirtschaftliche Grundregeln befolge. „Die Preisgestaltung muss sowohl wettbewerbsfähig sein als auch ein Angebot höherwertiger Tiere ermöglichen“, heißt es. Allerdings stehen die Betreiber der nördlichen Schlachthöfe vor „zahlreichen und wesentlichen Herausforderungen“, die einen „effizienten, langfristigen, nachhaltigen und stabilen Betrieb“ erschweren. Dabei wird allerdings betont, dass viele der Schlachthäuser „ungünstig“ gelegen und für den bestehenden Bedarf „zu groß“ seien. Ferner fehle es vor Ort an unterstützender Infrastruktur, beispielsweise für Mastbetriebe und Tierfutterproduktion.
Windhoek
Die Transformationsstrategie für die Viehwirtschaft in den nördlichen Kommunalgebieten wurde diese Woche vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Empfehlungen, wie die Regierung die landwirtschaftlichen Aktivitäten formalisieren und den Veterinärzaun verschieben kann, der den Maul- und Klauenseche (MKS) freien Süden des Landes von den acht nördlichen Regionen abgrenzt.
Plan für Kommunalfarmer
„Ich erwarte demnächst schon einen konkreten Fahrplan zur Umsetzung dieser Strategie – hoffentlich noch vor der Haushaltsüberprüfung im Oktober“, sagte Landwirtschaftsminister Alpheus !Naruseb bei dem Anlass am Dienstag in Windhoek. Den entsprechenden Unterlagen zufolge wird mit einem vorläufigen Finanzaufwand in Höhe von insgesamt fast 352 Millionen Namibia-Dollar über einen Zeitraum von 15 Jahren gerechnet. Der Strategieplan wurde in Zusammenarbeit von dem Ministerium und dem Verband kommunaler sowie aufstrebender Farmer (NNFU) erstellt und von der Europäischen Union und der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit finanziert.
Schlussendlich wünscht sich die Regierung, dass der gesamte kommunale Norden – mit Ausnahme der Sambesi-Region, der Heimat freilebender Büffel – zu einer Zone erklärt wird, die frei von MKS und Rinder-Lungenseuche (CBPP) ist, heißt es in der entsprechenden Studie. „Doch anstatt die Landesgrenze zu Angola zu schließen, sollte eher versucht werden, kurz- bis mittelfristig den als Rote Linie bekannten Veterinärzaun nach Norden zu verlegen, indem risikoarme Gebiete identifiziert und eingezäunt werden“, heißt es weiter. Dafür könnte die Regierung strategische Quarantäne-Stationen einrichten, um die Seuchengefahr zu reduzieren.
Große Herausforderungen
Der Verband NNFU hatte im Vorfeld das Institut Öffentlicher Politforschung (IPPR) beauftragt, die Viehwirtschaft in den nördlichen Kommunalgebieten unter die Lupe zu nehmen, speziell was Wertschöpfungsketten und Vermarktungssysteme betrifft. „Idealerweise sollte ein Umfeld geschaffen werden, das Impulse für eine erhöhte und nachhaltige Rinderproduktion bietet und dabei einen Absatzmarkt in Form von staatlichen Schlachthöfen garantiert, die privat verwaltet werden“, empfehlen die Forscher von IPPR.
Leichter gesagt als getan, denn wie in dem Bericht erklärt, sind die Herausforderungen vielzählig und umfangreich, wie das Beispiel der Seuchengefahr zeigt: „Zäune teilen Menschen – sie spalten Gemeinden und sind somit eine eher soziopolitische als eine tiermedizinische Angelegenheit.“ Daher wird empfohlen, das Thema und die Ziele mit der betroffenen Bevölkerung auf höherer, politischer Ebene zu diskutieren.
Nachhaltige Produktion
Doch abgesehen von dem Risiko der Tierkrankheiten, mangele es im kommunalen Norden an produktiver Kapazität: „Was fehlt, ist ein mittel- bis langfristiger Ansatz, der eine nachhaltige und harmonisierte Wertschöpfungskette ermöglicht, die von einem politischen Umfeld und entsprechenden Trägerinstitutionen gefördert wird“, heißt es in dem IPPR-Bericht. Nur so sei es möglich, existierende und zukünftige Schlachthöfe mit ausreichend Nutztieren zu beliefern und so die Viehwirtschaft im Norden des Landes zu formalisieren.
Dazu müsse zunächst ein Umdenken unter den Kommunalfarmern stattfinden: „Die traditionelle Nutzviehhaltung muss einer kommerziell orientierten Zielsetzung weichen.“ Ferner raten die Politforscher, dass sich die Entscheidungsträger auch der Regelung von Land- und Nutzungsrechten in kommunalen Gebieten widmen. „Es muss eine neue Gesetzgebung her, die kommunale Weideflächen ermöglicht – dabei sollte es sich um eingetragene, selbst-verwaltende und demokratische Körperschaften handeln, die vereinbarte Grenzen besitzen und von den Gemeindemitgliedern geführt werden“, wird in der Studie erklärt. Ebenso müsse die private Bewirtschaftung kommunalen Lands und staatlicher Betriebe ermöglicht werden.
Institutionelle Hilfe
Zudem empfehlen die Fachleute eine umfassende Beratung, Betreuung und Unterstützung kommunaler Farmer. IPPR schlägt vor, neue Regierungsorgane ins Leben zu rufen, beispielsweise eine neue Abteilung des landwirtschaftlichen Direktorats DAPEES sowie eine Instanz, die Marktinformationen sammelt und Aktivitäten informiert beziehungsweise koordiniert. Ein weiteres enormes Hindernis sei der eingeschränkte Kreditzugang der kommunalen Bevölkerung – „die Regierung und die staatliche Agribank sollten hier neue Möglichkeiten schaffen“, heißt es.
Doch schlussendlich sei für den Erfolg der „Transformation“ entscheidend, ob die Strategie marktwirtschaftliche Grundregeln befolge. „Die Preisgestaltung muss sowohl wettbewerbsfähig sein als auch ein Angebot höherwertiger Tiere ermöglichen“, heißt es. Allerdings stehen die Betreiber der nördlichen Schlachthöfe vor „zahlreichen und wesentlichen Herausforderungen“, die einen „effizienten, langfristigen, nachhaltigen und stabilen Betrieb“ erschweren. Dabei wird allerdings betont, dass viele der Schlachthäuser „ungünstig“ gelegen und für den bestehenden Bedarf „zu groß“ seien. Ferner fehle es vor Ort an unterstützender Infrastruktur, beispielsweise für Mastbetriebe und Tierfutterproduktion.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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