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Vom Ausschank zum Drei-Sterne-Hotel

Wiebke Schmidt
In Tsumeb ist ein neuer Stern aufgestiegen, denn das Minenhotel hat vor kurzem seine dritte Auszeichnung erhalten. Das geschah im Rahmen der Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten, die in dem Hotel, das eine lange Geschichte aufweist, vorgenommen wurden. „Wir haben bereits 2016 angefangen die Gästezimmer von Grund auf zu renovieren und neu auszustatten“, erklärt Charlene Radenberg, die zusammen mit ihrem Mann Max seit 2012 das Hotel führt.

Heute sind es insgesamt 50 moderne und bequem ausgestattete Räume, in denen die Gäste untergebracht werden. Darunter fallen sowohl Luxussuiten, als auch acht Zimmer, die Platz für Familien mit bis zu sieben Personen bieten. Über die Bettenbelegung äußert sich Radenberg zufrieden. „Tsumeb kann als Hotspot für Touristen betrachtet werden. Wir haben sehr viele Gäste, auch aus Südafrika, die gerne ein paar Tage in Tsumeb verbringen. Auch legen viele Touristen auf dem Weg in den Etoscha-Nationalpark oder in die Sambesi-Regionen eine längere Rast ein“. Ein großer Pool im Innenhof des Hotels bietet die Möglichkeit zur Erfrischung und Entspannung und das Restaurant, das vor allem deutsche Küche bietet, sorgt nicht nur bei den Hotelgästen für das leibliche Wohl, sondern bei allen, die gut zu speisen wünschen.

Zwar war Tsumeb zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits eine Minenstadt, allerdings ohne Wasser. Dieses musste täglich vom dem rund 20 Kilometer entfernten Otjikotosee angefahren werden. Ende 1906 wurde eine Hochdruckleitung vom Otjikotosee nach Tsumeb gelegt und endlich ab dem 1. Januar 1907 konnte die Stadt mit Trinkwasser versorgt werden. Zu dieser Zeit ließ die Mine das Minenhotel bauen, dessen Fundament aus Felsen bestand. Die Fußböden waren aus Holz und die Wände aus Wellblech. Zu Beginn wurde das Hotel nur als Minenmesse bezeichnet, da es lediglich über einen Ausschank für das Südwester Bier, das nun in Tsumeb gebraut werden konnte, sowie über einen Speiseraum, einer sogenannten Messe, für die Minenarbeiter und Beamte verfügte. Erst als die Zimmer dazukamen, konnte es zu Recht Minenhotel genannt werden. 1912 gab es in Tsumeb noch keine Schule. Deshalb bot Missionar Lang an, wenigstens den sieben evangelischen Kindern verschiedenen Alters vormittags zwei Stunden Unterricht zu erteilen. Dafür stellte die Mine den Vorraum der Kegelbahn als Klassenzimmer zur Verfügung. Laut alten Aufzeichnungen wurde hin und wieder der Unterricht gestört, wenn in der daneben liegenden Bar ein Geburtstag gefeiert wurde, der oft in eine Keilerei ausartete oder wenn die reichlich beschwipsten Zecher auf die Idee kamen, morgens um halb zehn zu kegeln. Zum Leidwesen der Kinder ging der Unterricht jedoch schnell wieder weiter denn: „es waren weniger die salbungsvollen Worte des Missionars, sondern die Tritte und Schläge des kräftigen Wirt, der seine Gäste wieder zur Räson rief.“

In Ermangelung einer evangelischen Kirche wurde auch der Gottesdienst im Minenhotel abgehalten.

Viele Geschichte und Anekdoten ranken sich um das Minenhotel, wie zum Beispiel die, als 1917 der Verwalter des Minenhotel, Alfred Friederich ein großes neues Hotel baute. Allerdings wurde ihm die Ausschanklizenz verweigert. Somit wurde aus dem neuen Hotel ein Konsum-Verein, da nach und nach verschiedene Läden in die Räumlichkeiten zogen.

Am 20. August 1943 traf Administrator Hoogenhout mit seiner Frau und Gefolge in Tsumeb ein. Er übernachtete im Minenhotel, wo vor seiner Ankunft die Post extra ein Telefon in das Zimmer installierte, das das Ehepaar Hoogenhout belegte.

Erst 1951 wurde das Minenhotel umgebaut und modernisiert - die Wellblechwände verschwanden. Nach wie vor ist das Hotel ein beliebter Platz zum Übernachten am Rande der Minenstadt.

Wiebke Schmidt

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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