Vom Fernsehschirm in die Wüste
Von Konny von Schmettau, Swakopmund
„Oh, den kennen wir doch!“, war der mit meist strahlendem Lächeln verbundene Kommentar mancher Namibier und Touristen, als sie den sympathischen Moderator entdeckten, der vergangene Woche auf einer offiziellen Mission für den Weltzukunftsrat in Namibia unterwegs war. „Du meine Güte, Herr Pilawa!“, rief eine Dame in Usakos, „jede Woche sehe ich Sie im Fernsehen und nun treffe ich Sie hier mitten in der Wüste!“
Pilawa ging ungekünstelt und herzlich mit seinen Fans um, musste so manches Mal vor einer Handy-Kamera mit ihnen posieren und hatte für Jeden ein Lächeln. Anderswo gab es zum Lächeln keinen Grund, nämlich wenn er Hilfsprojekte, Kindergärten und Grundschulen in den Armenvierteln von Windhoek, Swakopmund und Usakos besuchte, um sich als WFC-Botschafter hautnah über die Situation zu informieren. „Wir wollen uns ganz genau anschauen, welche Maßnahmen zur Sicherung des elementaren Kinderrechts auf Nahrung in Namibia bereits funktionieren und wo es in diesem Bereich noch Nachholbedarf gibt“, erklärte der gebürtige Hamburger.
Es besuchte unter anderem das Projekt Namibiakids e.V. in Usakos, wo 35 Kinder aus sehr armen Verhältnissen nach der Schule betreut werden. Sie bekommen ein vollwertiges Mittagessen, werden bei den Hausaufgaben unterstützt, können spielen, basteln und toben. Viele Kinder sind Voll- oder Halbwaisen, leben in Blechhütten ohne Wasser und Strom und schlafen auf dem Boden. Gewalt, Hunger, Missbrauch und Alkohol gehören oft zu ihrem Alltag.
Der Weltzukunftsrat, 2007 von Jakob von Uexküll, dem Gründer des Alternativen Nobelpreises, ins Leben gerufen, setzt sich aus 50 internationalen Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur zusammen, die sich zum Ziel gesetzt haben, „unseren Kindern und Enkeln einen gesunden Planeten mit gerechten Gesellschaften zu übergeben“. Und weiter: „Wir stellen uns eine nachhaltige, gerechte und friedvolle Welt vor, in der Würde und Rechte eines jeden Lebewesens und die Verbundenheit der Menschen mit allem Lebenden universell respektiert werden.“ Konkrete Zielsetzungen der Stiftung sind überlebenswichtige Themen wie Klima und Energie, stabile Ökosysteme, nachhaltige Wirtschaft, Frieden und Abrüstung sowie Nahrungssicherheit. Letztere möchte man in Namibia, am Modell der brasilianischen Millionenstadt Belo Horizonte orientiert, unterstützen. Dort arbeiten Vertreter von Kirche, Zivilgesellschaft und Wirtschaft Hand in Hand und entwickelten ein Gesetz, das als weltweites Pionierprojekt für universale Nahrungssicherheit in die Geschichte einging.
Das Konzept klingt überschaubar: Durch die Förderung lokaler Märkte wird der Austausch zwischen lokalen Produzenten und Konsumenten gefördert, was die Preise verringert und die Nahrungssouveränität erhöht. Die öffentliche Beschaffung von Nahrungsmitteln für kostenlose Schulessen und subventionierte Restaurants erfolgt gezielt, so dass die lokale Produktion von gesunder Nahrung gefördert werden kann, wodurch gleichzeitig Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Bevölkerung wird über günstige Anbieter, gute Ernährung und Möglichkeiten zum Eigenanbau in Stadtgärten aufgeklärt. Bei ausgewählten Grundnahrungsmitteln wird der Markt reguliert, um das Recht auf gesunde, gute Nahrung für alle Bürger zu garantieren. Im Juli 1993 wurde das entsprechende Gesetz in Belo Horizonte verabschiedet und kann inzwischen überzeugende Erfolge vorweisen, wie die Reduzierung der Kindersterblichkeit um 60% und der Unterernährung um 75%. Die Zahl der in Armut lebenden Menschen wurde um 25% verringert und die lokale Wirtschaft wächst. Dabei betragen die Kosten für die Umsetzung des Kommunalgesetzes nur rund 2% des Stadthaushaltes.
Spannend dürfte sein, wie sich ein ähnliches Gesetz möglicherweise in Namibia umsetzen ließe. Da hierzulande ein Verbraucherschutzgesetz fehlt und selbst die Grundnahrungsmittel für Viele zunehmend unerschwinglich werden, dürfte der WFC offene Türen einrennen. „Ausreichend und gesunde Nahrung für alle“ stellt eine faszinierende Herausforderung an Wirtschaft, Politik, Kommunen und jeden einzelnen von uns dar. Bleibt nun herauszufinden, wie die Umsetzung realisiert werden kann, zumal der WFC aktive Unterstützung in Aussicht gestellt hat. Vom 21. bis 23. Juli veranstaltet die Stiftung in Windhoek einen ersten Workshop, um gemeinsam mit Experten aus Brasilien namibischen Bürgermeistern und Lokalpolitikern „ganz konkrete, bewährte Maßnahmen zur strukturellen Bekämpfung von Hunger und Unterernährung vorzustellen“.
Jörg Pilawa ist inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt, um sich dort als WFC-Botschafter für Namibia einzusetzen. Der Moderator ist häufig in Afrika unterwegs und hat seine Frau Irina sogar im Kongo geheiratet. Um ihm einige Eindrücke von der vielfältigen Schönheit des Landes mit auf seinen Weg zu geben, organisierte das Swakopmunder Safariunternehmen Charly’s Desert Tours für ihn und sein Team eine spannende Exkursion in die Namib. Begeistert ließ er sich die Besonderheiten von an die Wüste angepassten Pflanzen und Tieren erklären und kündigte an, schon bald mit seiner Frau und den vier Kindern zum Urlaub nach Namibia zu kommen.
Wenn man mehrere Tage mit Jörg Pilawa zu Hilfsprojekten unterwegs war, wird einem gleichermaßen bewusst, dass er während seines Urlaubs wohl nicht nur an seine eigene Familie denken wird, sondern auch an die vielen Menschen, die hier im Land unter dem Existenzminimum leben.
Weitere Informationen zum Weltzukunftsrat gibt´s im Internet (www.worldfuturecouncil.org).
„Oh, den kennen wir doch!“, war der mit meist strahlendem Lächeln verbundene Kommentar mancher Namibier und Touristen, als sie den sympathischen Moderator entdeckten, der vergangene Woche auf einer offiziellen Mission für den Weltzukunftsrat in Namibia unterwegs war. „Du meine Güte, Herr Pilawa!“, rief eine Dame in Usakos, „jede Woche sehe ich Sie im Fernsehen und nun treffe ich Sie hier mitten in der Wüste!“
Pilawa ging ungekünstelt und herzlich mit seinen Fans um, musste so manches Mal vor einer Handy-Kamera mit ihnen posieren und hatte für Jeden ein Lächeln. Anderswo gab es zum Lächeln keinen Grund, nämlich wenn er Hilfsprojekte, Kindergärten und Grundschulen in den Armenvierteln von Windhoek, Swakopmund und Usakos besuchte, um sich als WFC-Botschafter hautnah über die Situation zu informieren. „Wir wollen uns ganz genau anschauen, welche Maßnahmen zur Sicherung des elementaren Kinderrechts auf Nahrung in Namibia bereits funktionieren und wo es in diesem Bereich noch Nachholbedarf gibt“, erklärte der gebürtige Hamburger.
Es besuchte unter anderem das Projekt Namibiakids e.V. in Usakos, wo 35 Kinder aus sehr armen Verhältnissen nach der Schule betreut werden. Sie bekommen ein vollwertiges Mittagessen, werden bei den Hausaufgaben unterstützt, können spielen, basteln und toben. Viele Kinder sind Voll- oder Halbwaisen, leben in Blechhütten ohne Wasser und Strom und schlafen auf dem Boden. Gewalt, Hunger, Missbrauch und Alkohol gehören oft zu ihrem Alltag.
Der Weltzukunftsrat, 2007 von Jakob von Uexküll, dem Gründer des Alternativen Nobelpreises, ins Leben gerufen, setzt sich aus 50 internationalen Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur zusammen, die sich zum Ziel gesetzt haben, „unseren Kindern und Enkeln einen gesunden Planeten mit gerechten Gesellschaften zu übergeben“. Und weiter: „Wir stellen uns eine nachhaltige, gerechte und friedvolle Welt vor, in der Würde und Rechte eines jeden Lebewesens und die Verbundenheit der Menschen mit allem Lebenden universell respektiert werden.“ Konkrete Zielsetzungen der Stiftung sind überlebenswichtige Themen wie Klima und Energie, stabile Ökosysteme, nachhaltige Wirtschaft, Frieden und Abrüstung sowie Nahrungssicherheit. Letztere möchte man in Namibia, am Modell der brasilianischen Millionenstadt Belo Horizonte orientiert, unterstützen. Dort arbeiten Vertreter von Kirche, Zivilgesellschaft und Wirtschaft Hand in Hand und entwickelten ein Gesetz, das als weltweites Pionierprojekt für universale Nahrungssicherheit in die Geschichte einging.
Das Konzept klingt überschaubar: Durch die Förderung lokaler Märkte wird der Austausch zwischen lokalen Produzenten und Konsumenten gefördert, was die Preise verringert und die Nahrungssouveränität erhöht. Die öffentliche Beschaffung von Nahrungsmitteln für kostenlose Schulessen und subventionierte Restaurants erfolgt gezielt, so dass die lokale Produktion von gesunder Nahrung gefördert werden kann, wodurch gleichzeitig Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Bevölkerung wird über günstige Anbieter, gute Ernährung und Möglichkeiten zum Eigenanbau in Stadtgärten aufgeklärt. Bei ausgewählten Grundnahrungsmitteln wird der Markt reguliert, um das Recht auf gesunde, gute Nahrung für alle Bürger zu garantieren. Im Juli 1993 wurde das entsprechende Gesetz in Belo Horizonte verabschiedet und kann inzwischen überzeugende Erfolge vorweisen, wie die Reduzierung der Kindersterblichkeit um 60% und der Unterernährung um 75%. Die Zahl der in Armut lebenden Menschen wurde um 25% verringert und die lokale Wirtschaft wächst. Dabei betragen die Kosten für die Umsetzung des Kommunalgesetzes nur rund 2% des Stadthaushaltes.
Spannend dürfte sein, wie sich ein ähnliches Gesetz möglicherweise in Namibia umsetzen ließe. Da hierzulande ein Verbraucherschutzgesetz fehlt und selbst die Grundnahrungsmittel für Viele zunehmend unerschwinglich werden, dürfte der WFC offene Türen einrennen. „Ausreichend und gesunde Nahrung für alle“ stellt eine faszinierende Herausforderung an Wirtschaft, Politik, Kommunen und jeden einzelnen von uns dar. Bleibt nun herauszufinden, wie die Umsetzung realisiert werden kann, zumal der WFC aktive Unterstützung in Aussicht gestellt hat. Vom 21. bis 23. Juli veranstaltet die Stiftung in Windhoek einen ersten Workshop, um gemeinsam mit Experten aus Brasilien namibischen Bürgermeistern und Lokalpolitikern „ganz konkrete, bewährte Maßnahmen zur strukturellen Bekämpfung von Hunger und Unterernährung vorzustellen“.
Jörg Pilawa ist inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt, um sich dort als WFC-Botschafter für Namibia einzusetzen. Der Moderator ist häufig in Afrika unterwegs und hat seine Frau Irina sogar im Kongo geheiratet. Um ihm einige Eindrücke von der vielfältigen Schönheit des Landes mit auf seinen Weg zu geben, organisierte das Swakopmunder Safariunternehmen Charly’s Desert Tours für ihn und sein Team eine spannende Exkursion in die Namib. Begeistert ließ er sich die Besonderheiten von an die Wüste angepassten Pflanzen und Tieren erklären und kündigte an, schon bald mit seiner Frau und den vier Kindern zum Urlaub nach Namibia zu kommen.
Wenn man mehrere Tage mit Jörg Pilawa zu Hilfsprojekten unterwegs war, wird einem gleichermaßen bewusst, dass er während seines Urlaubs wohl nicht nur an seine eigene Familie denken wird, sondern auch an die vielen Menschen, die hier im Land unter dem Existenzminimum leben.
Weitere Informationen zum Weltzukunftsrat gibt´s im Internet (www.worldfuturecouncil.org).
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen