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Vom Kavaliersdelikt des Diamantenschmuggelns
Vom Kavaliersdelikt des Diamantenschmuggelns

Vom Kavaliersdelikt des Diamantenschmuggelns

Namibia hat einen neuen Autoren. Er heißt Helmut Sydow. Der Fernsehregisseur, Übersetzer und ehemalige Rundfunkmoderator hat kürzlich seinen Debütroman "Treibholz" veröffentlicht. Eine Besprechung des Erstlingswerks und ein Interview mit dem Autor

Es ist nicht leicht, auf den Punkt zu bringen, was "Treibholz" eigentlich ist: ein Abenteuerroman, ein Krimi, ein Schelmenroman, eine Liebesgeschichte, ein historischer Roman, ein philosophischer Roman oder - wie der Untertitel besagt - einfach nur die "Geschichte einer Freundschaft und einer Liebe". Das Erstlingswerk von Helmut Sydow hat von allem etwas, und vielleicht ist es gerade diese inhaltliche und stilistische Offenheit, die den Leser am Ende etwas ratlos fragen lässt: Was eigentlich wollte der Autor sagen?

Was immer es ist: Wie Helmut Sydow es sagt, ist allemal spannend. Sein Roman erzählt von der Freundschaft zweier Männer, die in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im ehemaligen Südwestafrika mit Diamanten schmuggeln. Egon Feierabend und sein Mischlingsfreund Otto Müller, Sohn eines deutschen Schutztrupplers und einer Mbanderu-Frau, in Deutschland aufgewachsen, führen die Diamantenpolizei des Landes an der Nase herum, dass es eine wahre Freude ist.

Der Trick der Beiden ist simpel und doch immer wieder wirkungsvoll: Feierabend spielt den herrischen weißen Baas, Müller den dummen Bambusen. Nur Eingeweihte wissen, dass die beiden ein gut eingespieltes Team sind und eine Gesellschaftsstruktur für ihre betrügerischen Geschäfte ausnutzen, in der Schwarze nichts wissen, nichts können und keine Rechte haben. Während die Diamantenpolizei in Feierabend den alleinigen Protagonisten für dubiose Schmugglerei vermutet, ist es Müller, der ein ums andere Mal im Hintergrund die Fäden zieht und seinem "Baas" den Kopf rettet.

Was sich als erfolgreiche Strategie für das illegale Diamantengeschäft erweist, wird der Freundschaft der beiden jedoch zum Verhängnis. Dem sich anbahnenden Rassenkonflikt können Müller und Feierabend sich ebensowenig entziehen wie die Frauen, die sie lieben. "Hilflos wie Treibholz im Sturm werden sie (...) von der Strömung des Zeitgeschehens in einen Mahlstrom aus Betrug, Leidenschaft und Tod gerissen...", beschreibt der Umschlagtext.

Sydow erzählt mit einer großen Liebe fürs technische Detail von den schlauen Streichen, die diese beiden symphatischen Schelmen der Diamantenpolizei spielen. Sie haben es mit einem nicht weniger gewieften Antagonisten zu tun, dem Polizist im Sperrgebiet, Pat Honybell. Der Autor zitiert immer wieder Auszüge aus Honybells "Erinnerungen", die den Leser zuerst einmal vermuten lassen, dass es sich hierbei um einen authentischen historischen Text handelt. Weit gefehlt: Sydow hat sich zwar von der Existenz eines solchen, bei der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft veröffentlichten Buches inspirieren lassen, das Original aber gar nicht gelesen.

Ein weiterer Gegenspieler ist der Lebemann und Betrüger Kinsky, eine Figur, die durch ihre ausgemachte Hässlichkeit, Skrupellosigkeit und Geilheit als einziger Charakter in diesem Buch unglaubwürdig wirkt. Mit sehr expliziten Sex-Szenen beschreibt der Autor die Triebhaftigkeit dieses Antagonisten und trägt dabei ein ums andere Mal ein bisschen zu dick auf.

Wenig überzeugend sind auch die inneren Monologe der Hauptfiguren Feierabend und seiner geliebten Gräfin. Spätestens seit Virginia Woolf und James Joyce, die schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit allen schriftstellerischen Techniken zur Wiedergabe von inneren Monologen experimentiert haben, weiß man, das so, wie in "Treibholz" beschrieben, kein Mensch denkt.

Nichtsdestotrotz: Dieser Roman ist ein stolzes Debüt für einen Erstlingsautor Namibias. Sydow überzeugt mit einer spannenden Geschichte, einer bemerkenswerten Stilvielfalt und einem überraschend unsentimentalen Ende. "Treibholz" ist lesenswert.



Helmut Sydow: "Treibholz. Geschichte einer Freundschaft und einer Liebe", Feddersen Publications, Windhoek 2004. ISBN 99916-798-7-1. Richtpreis: 168,-

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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