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Vom Kuhmist zum Grün für Namibia

ISAP plant Baumpflanzaktion zwischen Windhoek und Swakopmund
WAZon-Redakteur
Von Marcel Nobis, Windhoek

Irgendwo zwischen Windhoek und Swakopmund im Khomas-Hochland: Der Boden ist meist steinig und je näher man der Namib-Wüste kommt, desto niedrigere Büsche und Gräser säumen den Wegesrand. Nicht viel begrünt hier das Land und spendet Schatten. Vereinzelt ragen einige Bäume am Horizont auf, die aber auf der schier endlosen Fläche am Namib-Rand beinahe untergehen. Doch das wenige Grün könnten bald Gesellschaft bekommen. Die Tierschutzorganisation ISAP (Intelligence Support Against Poaching) plant über die kommenden Jahre eine Baumpflanzaktion in der Region. Bis Ende 2020 möchten sie mindestens 300 Kameldornbäume pflanzen. Doch das Projekt wird von Schwierigkeiten begleitet.
Bäume pflanzen in Namibia – das ist kein leichtes Unterfangen. Dem ist sich auch Fritz Kaufmann bewusst. Der Geschäftsführer von ISAP erhofft sich aus den ersten Setzlingen einen Lerneffekt, mit dem das Projekt von Jahr zu Jahr wachsen und erfolgreicher werden soll: „Wir machen das dieses Jahr zum ersten Mal. Wir gehen blind drauf zu und schauen, was mit den gepflanzten Bäumen passiert.“ Die ersten 110 Setzlinge kommen vom Ministerium für Landwirtschaft, Wasser und Forstwirtschaft. ISAP finanziert das Projekt durch den Weiterverkauf der Setzlinge. 500 Namibia-Dollar kostet ein Baum. Der Käufer erwirbt damit sozusagen eine Patenschaft für einen Setzling, den ISAP im Khomas-Hochland einpflanzen wird. Zusätzlich erhält der Setzling ein Schild mit dem Namen des Käufers, dem wiederum die GPS-Daten vom Standort seines „Patenkindes“ bekanntgemacht werden.

Rinder sind die Lösung
Das Konzept klingt also zunächst recht simpel. Dennoch sieht sich ISAP diversen Hürden ausgesetzt, von denen die ersten aber bereits überschritten wurden. Neben den gekauften Setzlingen möchte die Organisation nämlich auch selbst welche heranzüchten. „Anfangs kamen wir nicht an die Samen, da sie von einer äußerst harten Schote umgeben sind“, erklärt Kaufmann. Zunächst versuchten sie es mit kochen, dann mit über Nacht einweichen – doch beides brachte keinen Erfolg. Für die Lösung des Problems musste sich Danika Bader, freiwillige Projekthelferin und Studentin an der Nordwest-Universität im südafrikanischen Potchefstroom, durch Mist wühlen. Sie gab Kühen die Schoten zu fressen, diese verdauten die harte Schale und zurück blieben die pflanzbaren Samen.
Seit Dezember arbeitet Bader auf diese Weise. Über die Wühlerei im Mist sieht sie mit einem Schmunzeln hinweg. Und der Erfolg gleicht den eher unangenehmen Part des Jobs aus. „Wir haben bereits 60 kleine Bäume“, erzählt sie. Wobei: Baum ist vielleicht etwas übertrieben. Grüne Stängel von etwa 30 bis 50 Zentimeter ragen aus der Erde. In Anbetracht des bisher sehr kurzen Wachstumszeitraums von wenigen Wochen ist das aber bereits beachtlich. „Die Bäume wachsen anfangs sehr schnell. Bis sie dann aber wirklich groß sind, dauert es Jahre“, erklärt Kaufmann. Viel Energie wird von den Pflanzen außerdem ins Wurzelwerk gesteckt. Ein Setzling von zehn Zentimeter kann bereits Wurzeln von über einem Meter haben. Bei ausgewachsenen Bäumen gehen sie sogar bis zu 60 Meter tief in den Boden.
Bei dem gewohnt trockenen Klima Namibias könnten aus den grünen Stängeln durch zu kleines Wurzelwerk aber schnell braune werden. Der ausbleibender Regen hat für die Baumpflanzaktion noch einen weiteren entscheidenden Nachteil, wie Kaufmann anmerkt: „Sollte es zu trocken sein, könnte es passieren, dass nicht genügend Futter für die Wildtiere vorhanden ist und sie an die gepflanzten Bäume rangehen.“ Vor gefräßigen Tieren kann ISAP die Pflanzen auch nur schwer schützen. Es gebe zwar schon Ideen, sagt Kaufmann, konkret umsetzen könne die Organisation diese aber derzeit nicht.

Antwort auf die Abholzung
Allgemein sind Bäume ein eher neues Themenfeld für ISAP, ein Erfahrungsschatz zum richtigen Umgang mit dem Grün fehlt entsprechend bisher. Die nichtstaatliche Organisation setzt sich derzeit vorrangig gegen die Wilderei von geschütztem Wild, insbesondere Nashörner ein. Ein anderer wichtiger Bereich ist der Schutz des höchst gefährdeten Schuppentiers (Pangolin). Mit dem Anfang Dezember angestoßenen Baumpflanzprojekt möchte ISAP nun seinen Fokus erweitern. „Es geht bei uns nicht immer nur um die Nashörner und es geht bei uns nicht nur um Tiere. Es geht bei uns um deutlich mehr“, sagt Kaufmann und weist auf die Rodungen durch Chinesen in den Kavango- und Sambesi-Regionen hin. ISAP möchte dieser Entwicklung entgegenwirken, ein Zeichen setzen und für ein grüneres Namibia sorgen.
Langfristig gesehen könnten die gepflanzten Bäume aber auch zum Schutz der Tiere beitragen. „Ausgewachsene Kameldornbäume sind ein extrem wichtiger Schattenspender. Darüber hinaus produzieren sie sehr viel Futter für die Tiere“, erklärt Bader. Deswegen entschied sich ISAP auch für diese Baumart. „Und weil sie für das Land eine große Bedeutung haben“, fügt Kaufmann hinzu. Der Kameldornbaum wächst oft dort, wo andere Bäume nur noch als knochige Relikte aus regenreicheren Zeiten stehen. Deswegen sind sie vor allem in den von Wüste und Savanne geprägten Gebieten Namibias und Botswanas zu finden.
Bei erfolgreicher Anpflanzung würde ISAP somit die heimische Flora fördern. Einen guten Projekteinstand haben sie trotz anfänglicher Probleme erwischt. Von den für 2019 eingeplanten Setzlingen sind nämlich bereits 53 verkauft – und das nach knapp einer Woche. Der Erlös soll dem weiteren Projektverlauf zugutekommen. 2020 möchte ISAP nicht nur 100 weitere Setzlinge verkaufen und einpflanzen, sondern auch zusätzliche 100 verschenken. So können beispielsweise interessierte Farmer einen Kameldornbaum auf ihrem Grund pflanzen.
Im Mai dieses Jahres sollen die ersten Setzlinge ihren Platz zwischen Windhoek und Swakopmund finden. Die Bäume besiedeln dann aber nicht klammheimlich von einem Tag auf den anderen die Region. Kaufmann möchte die Bepflanzung mit einem Event verbinden – eine Fahrradtour nach Swakopmund soll der Aufhänger sein. Frei nach dem Motto: Umweltschutz kann Spaß machen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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