Vom Roman zur Kurzgeschichte: Eine Fabuliererin beim Projekthüpfen
Vom Roman zur Kurzgeschichte: Eine Fabuliererin beim Projekthüpfen

Vom Roman zur Kurzgeschichte: Eine Fabuliererin beim Projekthüpfen

Windhoek - Eigentlich, sagt Ingrid Kubisch, eigentlich sei sie eine Fabuliererin, die Fabulierkunst wohl von ihrer Mutter geerbt: "Wenn die Enkel fragen, Oma, erzähl' noch mal, erzählt sie die Geschichten jedes Mal ein bisschen anders. Und sie ist eine gute Kritikerin."

Bei ihren ersten Schreibversuchen im Teenageralter wusste Ingrid Kubisch letzteres noch nicht zu schätzen: Was sie damals verfasste, bekam niemand zu sehen - Gedichte, "hochkitschig und geheim, die habe ich in Streichholzschachteln gerollt und versteckt, am besten noch verbuddelt". Inzwischen blickt die 51-Jährige auf eine Reihe veröffentlichter Erzählungen und einen eigenen Kurzgeschichtenband zurück und weiß familiäre Kritik wie größeres Lesepublikum zu schätzen. Zuletzt hat sie als Mitglied der von Teilnehmern einer Schreibwerkstatt in Arandis gegründeten Autorengruppe "doppelpunkt" drei Kurzgeschichten zu der Anthologie "Africamerone" beigesteuert, zuvor das preisgekrönte Kinderbuch "Gomas darf nicht sterben" veröffentlicht, die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Jungen, einer schwarz, einer weiß, die eine Kuh vor dem Schlachthof retten wollen. Kinderbücher mit Geschichten aus Namibia gebe es viel zu wenige, meint die Autorin, ihr eigenes will sie deshalb demnächst ins Englische übersetzen. Viele ihrer Geschichten schreibt sie in zwei Sprachen, das Übersetzen helfe beim Feilen an Formulierungen: "Man guckt genauer auf das einzelne Wort, lässt alles Unnötige weg."

Ihren ersten Kurzgeschichtenband "Vom Bohrloch bis zum Rimpiestuhl", "heitere Geschichten mit einem wahren Kern" und einem von ihrer Cousine gezeichneten Cover, will die perfekt Dreisprachige bald auf Afrikaans herausgeben: "Ich bin oft darum gebeten worden", sagt Ingrid Kubisch, "vieles davon ist tatsächlich passiert, wie in der Geschichte "Die mächtige Helena", die von einer Wassersucherin und Wünschelrutengängerin handelt - die gab's wirklich, eine dicke Holländerin."

Mit der Arbeit an ihrem ersten Buch begann sie, als sie nach ihrer Heirat von Windhoek nach Witvlei gezogen war: Das Farmleben allein füllte die Geschäftsfrau, die bis zu ihrem Umzug gemeinsam mit ihrer Schwester einen Sekretariatsservice in der Hauptstadt betrieben hatte, nicht wirklich aus. "Meine Frau muss was zu tun haben, die kann nicht nur Kochen und Backen", fand ihr Mann und kaufte ihr kurzerhand einen Computer. Schreiben wurde ihr liebstes Hobby, ein zeitraubendes zugegebenermaßen: "Backen und Kochen mache ich immer nebenbei", winkt die Mutter zweier 17 und 18 Jahre alter Söhne ab.

"Wenn Mutter schreibt, gibt's den Salat in Urform auf den Tisch", steht in ihrem Autorenportrait im Anhang des "Africamerone". Unterhalten will sie, das ist dort auch zu lesen, komisch sein, aber auch ernst, die Gegensätze verbinden, das ist das Ziel ihrer Geschichten. Im Oktober bringt die Autorengruppe "doppelpunkt" in leicht veränderter Besetzung mit "Masken, Zauber, Mythen" einen neuen Geschichtenband heraus, Spukgeschichten diesmal, Erzählungen von Geistern und Begegnungen mit dem Fremden und Skurrilen, "mal schauen, ob wir auch noch Mord und Totschlag 'reinnehmen", sagt Ingrid Kubisch. Sie selbst hat "Der Satan von Natas" beigesteuert, eine fiktive Geschichte, auch wenn es die Farm Natas tatsächlich gibt. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft soll der Band in den Buchläden sein.

Auch wenn das "Africamerone" mittlerweile restlos ausverkauft ist: "Schreiben bleibt für die meisten von uns hier in Namibia eine Nebenbeschäftigung", sagt Ingrid Kubisch, der Mangel an potenziellem Lesepublikum mache sich eben bemerkbar. Sie selbst wird demnächst auch in zwei deutschen Anthologien vertreten sein, beide erscheinen im Dr.-Ronald-Henss-Verlag, auf dessen Seite www.online-roman.de sie bei Recherchen im Internet stieß. In ihre Erzählung "Dem Weihnachtsmann lüftet sich die Kapuze", die für eine im September erscheinende Sammlung von Weihnachtsgeschichten ausgewählt wurde, hat sie Kindheitserinnerungen eingeflochten, an ihren Onkel Werner, den Bruder ihres Vaters, der als Junggeselle alle Jahre wieder den Weihnachtsmann für die große Familie Moroff spielen musste.

Im Frühjahr 2006 soll nach dem im März veröffentlichten ersten Band der zweite Teil der Anthologie "Erzähl' mir was von Afrika" veröffentlicht werden, Ergebnis eines Kurzgeschichten-Wettbewerbs zum Thema Afrika, den der Verlag auf der Internetseite ausgeschrieben hatte. Ingrid Kubischs Beitrag "Der Fluch" hat es in den zweiten Band geschafft.

Nebenbei arbeitet sie an ihrem ersten Roman, Arbeitstitel "Deutsche Eiche", und schreibt Gedichte, auf Englisch, der vielfältigeren Ausdrucksmöglichkeiten wegen, die Sprache sei einfach "präziser, prägnanter, wie mit der Nadel gestickt". Gerne schreibt sie die ersten Entwürfe per Hand, mit Musik im Hintergrund, Rock alter Schule für Ideen und Inspiration, Klassik oder Country zum Ausformulieren. Oft hüpft sie von einem Projekt zum anderen, skizziert hier, schreibt da.

"Ich muss mich disziplinieren", sagt die Autorin selbstkritisch, "mein Leben aufräumen und mit dem Schreibtisch anfangen. Das Chaos ein bisschen ordnen, nicht zu viel auf einmal anfangen." Vor der Disziplinierungsmaßnahme steht vorerst ein neues Projekt: Noch in diesem Jahr soll die erste Ausgabe der Literaturzeitschrift "Fels-Graffiti" erscheinen, an der sie als Redaktionsmitglied mitwirkt, mit Lyrik und Prosatexten, Portraits renommierter Autoren und Interviews, eine neue Idee der Schreibwerkstatt-Teilnehmer. Von ihnen stammen sämtliche Beiträge in der Start-Ausgabe, danach soll die Zeitschrift zum Forum werden für alle, die gelesen werden wollen: "Viele haben eine Geschichte in der Schublade und trauen sich nicht, ihn zu veröffentlichen, oder wie sie sie unter die Leute bringen sollen", glaubt Ingrid Kubisch. "Wir hoffen vor allem auf Beiträge von Jugendlichen."

Ausprobieren sollen die sich, denn Schreiben, davon ist die Schriftstellerin, die sich in ihrem Handwerk mit zahlreichen Kursen fortgebildet hat, fest überzeugt, Schreiben kann man lernen: Schreiben, das sei "99 percent perspiration and 1 percent inspiration", sagt sie und lacht.

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Allgemeine Zeitung 2024-09-20

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