Vom WM-Traum zur Wirklichkeit
Kapstadt - Trotz der weltweiten Wirtschaftskrise und trotz Besucherzahlen, die mit rund 200.000 erheblich hinter den Erwartungen lagen, hat das Land viele ausländische Touristen angenehm überrascht: Immer wieder wurden die vor der WM ausgebauten Straßen, Flughäfen und Stadien gelobt. Aber auch die extreme Gastfreundschaft der Südafrikaner überraschte, zumal viele Besicher offenbar eine weit gewalttätigere Gesellschaft erwartet hatten. Auf die Stimmung drückte hingegen (zumindest anfangs) der monotone Lärm-Brei der Vuvuzela-Tröten und das frühe Ausscheiden der Gastgeber in der Vorrunde, auch wenn Ghana danach für ein paar Tage als afrikanische Ersatzdroge diente. Die Südafrikaner haben an den Tag gelegt, was gute Gastgeber auszeichnet: eine Warmherzigkeit, die selbst die Eisblumen des kältesten südafrikanischen Winters seit Jahren tauen lässt. Und eine Freundlichkeit, die sogar Gewohnheitsnörglern ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Es bedarf keiner seherischen Gabe, um der Kap-Republik nach der Mega-Party nun einen so großen Kater zu prophezeien wie für Deutschland nach der Niederlage gegen Spanien. Viele werden fragen, ob die vier Wochen all den Hype wirklich wert waren. Und noch viel mehr Südafrikaner wird ärgern, dass sie den Großteil der Zeche zahlen, während die FIFA mit Koffern voller Geld das Land verlässt.
Vor dem Hintergrund von Armut und Ungleichheit gäbe es viele Gründe, sich über die für das Fußballfest ausgegebenen Milliardensummen zu erregen. Gleichwohl macht es einen großen Unterschied, den Zustand eines Landes anhand von nackten Zahlen oder anhand des aktuellen Stimmungsbarometers zu messen. Kein Zweifel: die WM hat Südafrika und seiner rassisch gespaltenen Gesellschaft gutgetan. Sie hat Schwarz wie Weiß mit tiefem Stolz darüber erfüllt, dass ihr Land ein Mega-Event von der Größe einer Fußball-WM erfolgreich stemmen kann. Denn trotz einigen Ausrutschern, vor allem im Transportwesen, hat fast alles reibungslos geklappt.
Als völlig unproblematisch erwies sich die Sicherheit: Die Polizeipräsenz war durchweg sehr hoch - und die im Vorfeld der WM eingerichteten 56 Schnellgerichte ein voller Erfolg. Zu Recht fragen sich die mittlerweile der Gewalt gegenüber abgebrühten Südafrikaner, warum sie sich immer nur dann im eigenen Land sicher fühlen dürfen, wenn die Welt hinschaut.
Das Gleiche gilt für die Stadien. Die hochmoderne Arena in Kapstadt wurde in weniger als vier Jahren aus dem Boden gestampft! Ein zum gleichen Zeitpunkt gestartetes staatliches Wohnungsbauprojekt dürfte hingegen frühestens im Jahr 2013 schlüsselfertig sein. Es ist erstaunlich wie sehr Ultimaten und Stichtage den Machthabern am Kap Beine machen können. Der gleiche Druck wie bei den WM-Projekten müsste nun auch bei der Inangriffnahme der immensen Sozialprobleme herrschen. Wenn Südafrika nur diese eine Lehre aus der WM ziehen und auch umsetzen würde, wäre das Turnier all sein Geld wert gewesen.
Noch hat der Traum, den Südafrika für viele seit der friedlichen Überwindung der Apartheid verkörpert, seine Faszination nicht völlig verloren. Die Fußball-WM hat Schwarz und Weiß trotz des schwachen Abschneidens der eigenen Kicker noch einmal Anlass zum verbindenden Stolz auf ihr Land gegeben - und seinen Menschen gleichzeitig gezeigt, wie sehr sie aufeinander angewiesen sind. Doch die Zeit für konkrete Taten drängt. Für Südafrika war die WM die womöglich letzte Chance für einen weiteren Neuanfang. Der afrikanische Hoffnungsträger darf sie nicht verspielen.
Es bedarf keiner seherischen Gabe, um der Kap-Republik nach der Mega-Party nun einen so großen Kater zu prophezeien wie für Deutschland nach der Niederlage gegen Spanien. Viele werden fragen, ob die vier Wochen all den Hype wirklich wert waren. Und noch viel mehr Südafrikaner wird ärgern, dass sie den Großteil der Zeche zahlen, während die FIFA mit Koffern voller Geld das Land verlässt.
Vor dem Hintergrund von Armut und Ungleichheit gäbe es viele Gründe, sich über die für das Fußballfest ausgegebenen Milliardensummen zu erregen. Gleichwohl macht es einen großen Unterschied, den Zustand eines Landes anhand von nackten Zahlen oder anhand des aktuellen Stimmungsbarometers zu messen. Kein Zweifel: die WM hat Südafrika und seiner rassisch gespaltenen Gesellschaft gutgetan. Sie hat Schwarz wie Weiß mit tiefem Stolz darüber erfüllt, dass ihr Land ein Mega-Event von der Größe einer Fußball-WM erfolgreich stemmen kann. Denn trotz einigen Ausrutschern, vor allem im Transportwesen, hat fast alles reibungslos geklappt.
Als völlig unproblematisch erwies sich die Sicherheit: Die Polizeipräsenz war durchweg sehr hoch - und die im Vorfeld der WM eingerichteten 56 Schnellgerichte ein voller Erfolg. Zu Recht fragen sich die mittlerweile der Gewalt gegenüber abgebrühten Südafrikaner, warum sie sich immer nur dann im eigenen Land sicher fühlen dürfen, wenn die Welt hinschaut.
Das Gleiche gilt für die Stadien. Die hochmoderne Arena in Kapstadt wurde in weniger als vier Jahren aus dem Boden gestampft! Ein zum gleichen Zeitpunkt gestartetes staatliches Wohnungsbauprojekt dürfte hingegen frühestens im Jahr 2013 schlüsselfertig sein. Es ist erstaunlich wie sehr Ultimaten und Stichtage den Machthabern am Kap Beine machen können. Der gleiche Druck wie bei den WM-Projekten müsste nun auch bei der Inangriffnahme der immensen Sozialprobleme herrschen. Wenn Südafrika nur diese eine Lehre aus der WM ziehen und auch umsetzen würde, wäre das Turnier all sein Geld wert gewesen.
Noch hat der Traum, den Südafrika für viele seit der friedlichen Überwindung der Apartheid verkörpert, seine Faszination nicht völlig verloren. Die Fußball-WM hat Schwarz und Weiß trotz des schwachen Abschneidens der eigenen Kicker noch einmal Anlass zum verbindenden Stolz auf ihr Land gegeben - und seinen Menschen gleichzeitig gezeigt, wie sehr sie aufeinander angewiesen sind. Doch die Zeit für konkrete Taten drängt. Für Südafrika war die WM die womöglich letzte Chance für einen weiteren Neuanfang. Der afrikanische Hoffnungsträger darf sie nicht verspielen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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